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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Verbreitung der neuen Lehre ihre Anhänger und Gegner.
lang und breit aus Vernunftgründen u. s. w. den Beweis für
die Sexualität selbst zu führen unternimmt. Wie er dieß in
den Fundamenten und in der Philosophia botanica that, wurde
1. c. dargestellt; hier wollen wir noch kurz bei der häufig citirten
Dissertation Sponsalia plantarum im ersten Band der Amoeni-
tates academicae
von 1749 verweilen. Dort werden die An-
sichten von Millington, Grew, Camerarius u. s. w.
mitgetheilt; dann aber läßt sich Linne p. 63 vom Promovenden
Gustav Wahlboom sagen, er, Linne sei 1735 in den Fun-
damenta botanica
mit unendlicher Mühe an diese Frage ge-
gangen und habe daselbst §. 132-150 das Geschlecht der
Pflanzen mit so großer Gewißheit demonstrirt, daß Keiner zögern
würde, auf dasselbe das weitläufige System der Pflanzen zu
gründen. Wir haben also auch hier wieder die Gründung des
sogenannten Sexualsystems Linne's in die Sexualitätsfrage herein-
gezogen, als ob dieselbe das Geringste mit der Constatirung der
Sexualität selbst zu thun hätte, und was es mit der unendlichen
Mühe (infinito labore), welche Linne der Sache gewidmet
haben soll, auf sich hat, so enthalten die citirten Paragraphen der
Fundamenta die von uns p. 93 bereits dargestellten scholastischen
Kunststücke, aber keinen einzigen thatsächlich neuen Nachweis.
Ganz in derselben Weise sind übrigens auch die Beweisführungen
in der hier betrachteten Dissertation gehalten, welche überhaupt
nur eine weitläufige Paraphrase der in den Fundamenta bo-
tanica
aufgestellten Linne'schen Sätze unter Zuhilfenahme
der von Anderen gemachten Experimente ist, mit einem äußerst
spärlichen Zusatz nebensächlicher, zum Theil mißverstandener Wahr-
nehmungen. So heißt es z. B. p. 101: Beinahe in allen Blüthen
finde sich Nektar, von welchem Pontedera glaube, er werde
von den Samen eingesogen, damit sie sich länger conserviren
u. s. w.; man könne glauben, die Bienen seien den Blüthen
schädlich, insofern sie den Nektar und den Pollen wegnehmen;
doch wird gegen Pontedera bemerkt, daß die Bienen mehr
Nutzen als Schaden stiften, da sie den Pollen auf das Pistill
ausstreuen, obgleich noch nicht feststehe, was der Nektar in der

Verbreitung der neuen Lehre ihre Anhänger und Gegner.
lang und breit aus Vernunftgründen u. ſ. w. den Beweis für
die Sexualität ſelbſt zu führen unternimmt. Wie er dieß in
den Fundamenten und in der Philosophia botanica that, wurde
1. c. dargeſtellt; hier wollen wir noch kurz bei der häufig citirten
Diſſertation Sponsalia plantarum im erſten Band der Amoeni-
tates academicae
von 1749 verweilen. Dort werden die An-
ſichten von Millington, Grew, Camerarius u. ſ. w.
mitgetheilt; dann aber läßt ſich Linné p. 63 vom Promovenden
Guſtav Wahlboom ſagen, er, Linné ſei 1735 in den Fun-
damenta botanica
mit unendlicher Mühe an dieſe Frage ge-
gangen und habe daſelbſt §. 132-150 das Geſchlecht der
Pflanzen mit ſo großer Gewißheit demonſtrirt, daß Keiner zögern
würde, auf dasſelbe das weitläufige Syſtem der Pflanzen zu
gründen. Wir haben alſo auch hier wieder die Gründung des
ſogenannten Sexualſyſtems Linné's in die Sexualitätsfrage herein-
gezogen, als ob dieſelbe das Geringſte mit der Conſtatirung der
Sexualität ſelbſt zu thun hätte, und was es mit der unendlichen
Mühe (infinito labore), welche Linné der Sache gewidmet
haben ſoll, auf ſich hat, ſo enthalten die citirten Paragraphen der
Fundamenta die von uns p. 93 bereits dargeſtellten ſcholaſtiſchen
Kunſtſtücke, aber keinen einzigen thatſächlich neuen Nachweis.
Ganz in derſelben Weiſe ſind übrigens auch die Beweisführungen
in der hier betrachteten Diſſertation gehalten, welche überhaupt
nur eine weitläufige Paraphraſe der in den Fundamenta bo-
tanica
aufgeſtellten Linné'ſchen Sätze unter Zuhilfenahme
der von Anderen gemachten Experimente iſt, mit einem äußerſt
ſpärlichen Zuſatz nebenſächlicher, zum Theil mißverſtandener Wahr-
nehmungen. So heißt es z. B. p. 101: Beinahe in allen Blüthen
finde ſich Nektar, von welchem Pontedera glaube, er werde
von den Samen eingeſogen, damit ſie ſich länger conſerviren
u. ſ. w.; man könne glauben, die Bienen ſeien den Blüthen
ſchädlich, inſofern ſie den Nektar und den Pollen wegnehmen;
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[431/0443] Verbreitung der neuen Lehre ihre Anhänger und Gegner. lang und breit aus Vernunftgründen u. ſ. w. den Beweis für die Sexualität ſelbſt zu führen unternimmt. Wie er dieß in den Fundamenten und in der Philosophia botanica that, wurde 1. c. dargeſtellt; hier wollen wir noch kurz bei der häufig citirten Diſſertation Sponsalia plantarum im erſten Band der Amoeni- tates academicae von 1749 verweilen. Dort werden die An- ſichten von Millington, Grew, Camerarius u. ſ. w. mitgetheilt; dann aber läßt ſich Linné p. 63 vom Promovenden Guſtav Wahlboom ſagen, er, Linné ſei 1735 in den Fun- damenta botanica mit unendlicher Mühe an dieſe Frage ge- gangen und habe daſelbſt §. 132-150 das Geſchlecht der Pflanzen mit ſo großer Gewißheit demonſtrirt, daß Keiner zögern würde, auf dasſelbe das weitläufige Syſtem der Pflanzen zu gründen. Wir haben alſo auch hier wieder die Gründung des ſogenannten Sexualſyſtems Linné's in die Sexualitätsfrage herein- gezogen, als ob dieſelbe das Geringſte mit der Conſtatirung der Sexualität ſelbſt zu thun hätte, und was es mit der unendlichen Mühe (infinito labore), welche Linné der Sache gewidmet haben ſoll, auf ſich hat, ſo enthalten die citirten Paragraphen der Fundamenta die von uns p. 93 bereits dargeſtellten ſcholaſtiſchen Kunſtſtücke, aber keinen einzigen thatſächlich neuen Nachweis. Ganz in derſelben Weiſe ſind übrigens auch die Beweisführungen in der hier betrachteten Diſſertation gehalten, welche überhaupt nur eine weitläufige Paraphraſe der in den Fundamenta bo- tanica aufgeſtellten Linné'ſchen Sätze unter Zuhilfenahme der von Anderen gemachten Experimente iſt, mit einem äußerſt ſpärlichen Zuſatz nebenſächlicher, zum Theil mißverſtandener Wahr- nehmungen. So heißt es z. B. p. 101: Beinahe in allen Blüthen finde ſich Nektar, von welchem Pontedera glaube, er werde von den Samen eingeſogen, damit ſie ſich länger conſerviren u. ſ. w.; man könne glauben, die Bienen ſeien den Blüthen ſchädlich, inſofern ſie den Nektar und den Pollen wegnehmen; doch wird gegen Pontedera bemerkt, daß die Bienen mehr Nutzen als Schaden ſtiften, da ſie den Pollen auf das Piſtill ausſtreuen, obgleich noch nicht feſtſtehe, was der Nektar in der

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/443>, abgerufen am 28.11.2024.