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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Verbreitung der neuen Lehre ihre Anhänger und Gegner.

Es wird nur dieser Anführungen bedürfen, um zu zeigen,
daß Morland und Geoffroy weder zur Constatirung der
Sexualität überhaupt, noch zur Entscheidung der Frage, wie der
Pollen die Befruchtung bewirkt, Etwas beigetragen haben.

Ich habe jedoch diese beiden zunächst deßhalb hinter den
eigentlichen Förderern der Sexualtheorie genannt, weil sie doch
wenigstens auf empirischem Boden standen und Organisationsver-
hältnisse nachzuweisen suchten, welche das Wie der Befruchtung
erläutern sollten, wenn ihnen dieß auch nicht gelang. Es sind
nun aber noch eine Reihe von Männern zu nennen, die man
gewöhnlich als Mitbegründer der Sexualtheorie angeführt findet;
so Leibnitz, Burckhard, Vaillant, Linne, von denen
sich aber nachweisen läßt, daß sie zur wissenschaftlichen Be-
gründung dieser Lehre gar Nichts beigetragen haben. Was zu-
nächst den Philosophen Leibnitz betrifft, so sagt er 1701 in
einem Briefe, aus welchem Jessen (Botanik der Gegenwart und
Vorzeit 1864 p. 287) das Wesentlichste mittheilt: "Die Blüthen
haben nun die genaueste Beziehung zur Fortpflanzung der
Pflanzen, und in der Fortpflanzungsweise (principiis generationis)
Unterschiede aufzufinden, ist von großem Nutzen u. s. w. ferner:
"Einen neuen und äußerst wichtigen Vergleichungspunct werden
auch in Zukunft die neuen Untersuchungen über das doppelte
Geschlecht der Pflanzen darbieten." Nach Jessen's Referat nennt
er als Beobachter R. J. Camerarius und Burckhard.
Man wird von Leibnitz nicht erwarten, daß er selbst Experimente
gemacht habe und die citirten Aeußerungen weisen eben nur
darauf hin, daß er die Blüthentheile, weil sie nach anderen
Beobachtern die Fortpflanzung vermitteln, zur systematischen Ein-
theilung benutzt wissen wollte. Ganz dasselbe und in viel
höherem Grade gilt von Burckhard, welcher in seinem schon
oben p. 89 citirten Briefe vom Jahre 1702 den von Leibnitz
angedeuteten Gedanken weiter ausführte, indem auch er die
Sexualität als solche für eine erwiesene und selbstverständliche
Sache nahm. Die in den historischen Angaben früherer Bota-
niker häufig genannte Rede des Sebastian Vaillant, womit

Verbreitung der neuen Lehre ihre Anhänger und Gegner.

Es wird nur dieſer Anführungen bedürfen, um zu zeigen,
daß Morland und Geoffroy weder zur Conſtatirung der
Sexualität überhaupt, noch zur Entſcheidung der Frage, wie der
Pollen die Befruchtung bewirkt, Etwas beigetragen haben.

Ich habe jedoch dieſe beiden zunächſt deßhalb hinter den
eigentlichen Förderern der Sexualtheorie genannt, weil ſie doch
wenigſtens auf empiriſchem Boden ſtanden und Organiſationsver-
hältniſſe nachzuweiſen ſuchten, welche das Wie der Befruchtung
erläutern ſollten, wenn ihnen dieß auch nicht gelang. Es ſind
nun aber noch eine Reihe von Männern zu nennen, die man
gewöhnlich als Mitbegründer der Sexualtheorie angeführt findet;
ſo Leibnitz, Burckhard, Vaillant, Linné, von denen
ſich aber nachweiſen läßt, daß ſie zur wiſſenſchaftlichen Be-
gründung dieſer Lehre gar Nichts beigetragen haben. Was zu-
nächſt den Philoſophen Leibnitz betrifft, ſo ſagt er 1701 in
einem Briefe, aus welchem Jeſſen (Botanik der Gegenwart und
Vorzeit 1864 p. 287) das Weſentlichſte mittheilt: „Die Blüthen
haben nun die genaueſte Beziehung zur Fortpflanzung der
Pflanzen, und in der Fortpflanzungsweiſe (principiis generationis)
Unterſchiede aufzufinden, iſt von großem Nutzen u. ſ. w. ferner:
„Einen neuen und äußerſt wichtigen Vergleichungspunct werden
auch in Zukunft die neuen Unterſuchungen über das doppelte
Geſchlecht der Pflanzen darbieten.“ Nach Jeſſen's Referat nennt
er als Beobachter R. J. Camerarius und Burckhard.
Man wird von Leibnitz nicht erwarten, daß er ſelbſt Experimente
gemacht habe und die citirten Aeußerungen weiſen eben nur
darauf hin, daß er die Blüthentheile, weil ſie nach anderen
Beobachtern die Fortpflanzung vermitteln, zur ſyſtematiſchen Ein-
theilung benutzt wiſſen wollte. Ganz dasſelbe und in viel
höherem Grade gilt von Burckhard, welcher in ſeinem ſchon
oben p. 89 citirten Briefe vom Jahre 1702 den von Leibnitz
angedeuteten Gedanken weiter ausführte, indem auch er die
Sexualität als ſolche für eine erwieſene und ſelbſtverſtändliche
Sache nahm. Die in den hiſtoriſchen Angaben früherer Bota-
niker häufig genannte Rede des Sebaſtian Vaillant, womit

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[429/0441] Verbreitung der neuen Lehre ihre Anhänger und Gegner. Es wird nur dieſer Anführungen bedürfen, um zu zeigen, daß Morland und Geoffroy weder zur Conſtatirung der Sexualität überhaupt, noch zur Entſcheidung der Frage, wie der Pollen die Befruchtung bewirkt, Etwas beigetragen haben. Ich habe jedoch dieſe beiden zunächſt deßhalb hinter den eigentlichen Förderern der Sexualtheorie genannt, weil ſie doch wenigſtens auf empiriſchem Boden ſtanden und Organiſationsver- hältniſſe nachzuweiſen ſuchten, welche das Wie der Befruchtung erläutern ſollten, wenn ihnen dieß auch nicht gelang. Es ſind nun aber noch eine Reihe von Männern zu nennen, die man gewöhnlich als Mitbegründer der Sexualtheorie angeführt findet; ſo Leibnitz, Burckhard, Vaillant, Linné, von denen ſich aber nachweiſen läßt, daß ſie zur wiſſenſchaftlichen Be- gründung dieſer Lehre gar Nichts beigetragen haben. Was zu- nächſt den Philoſophen Leibnitz betrifft, ſo ſagt er 1701 in einem Briefe, aus welchem Jeſſen (Botanik der Gegenwart und Vorzeit 1864 p. 287) das Weſentlichſte mittheilt: „Die Blüthen haben nun die genaueſte Beziehung zur Fortpflanzung der Pflanzen, und in der Fortpflanzungsweiſe (principiis generationis) Unterſchiede aufzufinden, iſt von großem Nutzen u. ſ. w. ferner: „Einen neuen und äußerſt wichtigen Vergleichungspunct werden auch in Zukunft die neuen Unterſuchungen über das doppelte Geſchlecht der Pflanzen darbieten.“ Nach Jeſſen's Referat nennt er als Beobachter R. J. Camerarius und Burckhard. Man wird von Leibnitz nicht erwarten, daß er ſelbſt Experimente gemacht habe und die citirten Aeußerungen weiſen eben nur darauf hin, daß er die Blüthentheile, weil ſie nach anderen Beobachtern die Fortpflanzung vermitteln, zur ſyſtematiſchen Ein- theilung benutzt wiſſen wollte. Ganz dasſelbe und in viel höherem Grade gilt von Burckhard, welcher in ſeinem ſchon oben p. 89 citirten Briefe vom Jahre 1702 den von Leibnitz angedeuteten Gedanken weiter ausführte, indem auch er die Sexualität als ſolche für eine erwieſene und ſelbſtverſtändliche Sache nahm. Die in den hiſtoriſchen Angaben früherer Bota- niker häufig genannte Rede des Sebaſtian Vaillant, womit

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/441>, abgerufen am 28.11.2024.