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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Von Aristoteles bis auf A. J. Camerarius.
attire Schmuck 1) bezeichneten Staubfäden für die Samen-
bildung) mit unserem gelehrten Savilian Professor Sir
Thomas Millington
, sagte mir derselbe, er sei der Meinung,
daß das attire als männliches Organ zur Erzeugung des
Samens diene. Ich erwiderte sogleich, daß ich derselben Meinung,
sei, gab ihm einige Gründe dafür an und beantwortete einige
Einwürfe, welche derselben entgegenstehen könnten." Dann fährt
Grew fort (p. 172), die Summe seiner diesen Gegenstand be-
treffenden Gedanken 2) sei Folgendes: Zunächst scheine es, daß das
attire dazu diene, gewisse überflüssige Theile des Saftes abzu-
scheiden, zur Vorbereitung der Erzeugung des Samens. Sowie
die Blüthenblätter (foliature) dazu dienen, die flüchtigen salini-
schen Schwefeltheile wegzuschaffen, so dient das attire zur Ver-
minderung und Adjustirung der luftartigen; damit der Same
desto öliger werden könne und seine Principien besser fixirt
werden. Wir befinden uns hier nämlich auf dem Boden der
damaligen Chemie, wo Schwefel, Salz und Oel die Hauptsache
war. Dem entsprechend, fährt Grew fort, habe die Blume
gewöhnlich einen stärkeren Geruch als das attire, weil der sa-
linische Schwefel stärker ist, als der luftartige, welcher zu subtil
ist, um den Sinn zu afficiren u. s. w. Mit engem Anschluß
an Malpighi's Ansicht betrachtet er nun diese Abscheidungen
ähnlich den menses als solche, durch welche der Saft im Frucht-
knoten für die herannahende Entstehung des Samens qualificirt
wird. Und so wie das junge attire bevor es sich öffnet, den
weiblichen menses entspreche, sei es wahrscheinlich, daß später,
wenn es sich öffnet, es die Function des Männchens erfülle, wie
sich aus der Form (!) dieser Theile schließen lasse. Wie verwirrt
es aber auch in dieser Beziehung noch bei Grew steht, zeigt
folgender Satz, (p. 152 § 6), den ich mit den Worten des Ori-

1) Bei den Compositen bezeichnet Grew jedoch die einzelnen Blüthen
als florid attire (p. 37).
2) Man vergl. damit p. 38 und 39 des ersten 1671 erschienenen
Theils dieses Werkes Gesagte, wo Grew noch keine sexuelle Bedeutung der
Staubfäden annahm.

Von Ariſtoteles bis auf A. J. Camerarius.
attire Schmuck 1) bezeichneten Staubfäden für die Samen-
bildung) mit unſerem gelehrten Savilian Profeſſor Sir
Thomas Millington
, ſagte mir derſelbe, er ſei der Meinung,
daß das attire als männliches Organ zur Erzeugung des
Samens diene. Ich erwiderte ſogleich, daß ich derſelben Meinung,
ſei, gab ihm einige Gründe dafür an und beantwortete einige
Einwürfe, welche derſelben entgegenſtehen könnten.“ Dann fährt
Grew fort (p. 172), die Summe ſeiner dieſen Gegenſtand be-
treffenden Gedanken 2) ſei Folgendes: Zunächſt ſcheine es, daß das
attire dazu diene, gewiſſe überflüſſige Theile des Saftes abzu-
ſcheiden, zur Vorbereitung der Erzeugung des Samens. Sowie
die Blüthenblätter (foliature) dazu dienen, die flüchtigen ſalini-
ſchen Schwefeltheile wegzuſchaffen, ſo dient das attire zur Ver-
minderung und Adjuſtirung der luftartigen; damit der Same
deſto öliger werden könne und ſeine Principien beſſer fixirt
werden. Wir befinden uns hier nämlich auf dem Boden der
damaligen Chemie, wo Schwefel, Salz und Oel die Hauptſache
war. Dem entſprechend, fährt Grew fort, habe die Blume
gewöhnlich einen ſtärkeren Geruch als das attire, weil der ſa-
liniſche Schwefel ſtärker iſt, als der luftartige, welcher zu ſubtil
iſt, um den Sinn zu afficiren u. ſ. w. Mit engem Anſchluß
an Malpighi's Anſicht betrachtet er nun dieſe Abſcheidungen
ähnlich den menses als ſolche, durch welche der Saft im Frucht-
knoten für die herannahende Entſtehung des Samens qualificirt
wird. Und ſo wie das junge attire bevor es ſich öffnet, den
weiblichen menses entſpreche, ſei es wahrſcheinlich, daß ſpäter,
wenn es ſich öffnet, es die Function des Männchens erfülle, wie
ſich aus der Form (!) dieſer Theile ſchließen laſſe. Wie verwirrt
es aber auch in dieſer Beziehung noch bei Grew ſteht, zeigt
folgender Satz, (p. 152 § 6), den ich mit den Worten des Ori-

1) Bei den Compoſiten bezeichnet Grew jedoch die einzelnen Blüthen
als florid attire (p. 37).
2) Man vergl. damit p. 38 und 39 des erſten 1671 erſchienenen
Theils dieſes Werkes Geſagte, wo Grew noch keine ſexuelle Bedeutung der
Staubfäden annahm.
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[413/0425] Von Ariſtoteles bis auf A. J. Camerarius. attire Schmuck 1) bezeichneten Staubfäden für die Samen- bildung) mit unſerem gelehrten Savilian Profeſſor Sir Thomas Millington, ſagte mir derſelbe, er ſei der Meinung, daß das attire als männliches Organ zur Erzeugung des Samens diene. Ich erwiderte ſogleich, daß ich derſelben Meinung, ſei, gab ihm einige Gründe dafür an und beantwortete einige Einwürfe, welche derſelben entgegenſtehen könnten.“ Dann fährt Grew fort (p. 172), die Summe ſeiner dieſen Gegenſtand be- treffenden Gedanken 2) ſei Folgendes: Zunächſt ſcheine es, daß das attire dazu diene, gewiſſe überflüſſige Theile des Saftes abzu- ſcheiden, zur Vorbereitung der Erzeugung des Samens. Sowie die Blüthenblätter (foliature) dazu dienen, die flüchtigen ſalini- ſchen Schwefeltheile wegzuſchaffen, ſo dient das attire zur Ver- minderung und Adjuſtirung der luftartigen; damit der Same deſto öliger werden könne und ſeine Principien beſſer fixirt werden. Wir befinden uns hier nämlich auf dem Boden der damaligen Chemie, wo Schwefel, Salz und Oel die Hauptſache war. Dem entſprechend, fährt Grew fort, habe die Blume gewöhnlich einen ſtärkeren Geruch als das attire, weil der ſa- liniſche Schwefel ſtärker iſt, als der luftartige, welcher zu ſubtil iſt, um den Sinn zu afficiren u. ſ. w. Mit engem Anſchluß an Malpighi's Anſicht betrachtet er nun dieſe Abſcheidungen ähnlich den menses als ſolche, durch welche der Saft im Frucht- knoten für die herannahende Entſtehung des Samens qualificirt wird. Und ſo wie das junge attire bevor es ſich öffnet, den weiblichen menses entſpreche, ſei es wahrſcheinlich, daß ſpäter, wenn es ſich öffnet, es die Function des Männchens erfülle, wie ſich aus der Form (!) dieſer Theile ſchließen laſſe. Wie verwirrt es aber auch in dieſer Beziehung noch bei Grew ſteht, zeigt folgender Satz, (p. 152 § 6), den ich mit den Worten des Ori- 1) Bei den Compoſiten bezeichnet Grew jedoch die einzelnen Blüthen als florid attire (p. 37). 2) Man vergl. damit p. 38 und 39 des erſten 1671 erſchienenen Theils dieſes Werkes Geſagte, wo Grew noch keine ſexuelle Bedeutung der Staubfäden annahm.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/425>, abgerufen am 26.11.2024.