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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Entwicklungsgeschichte der Zelle, Entstehung der
dem Stamme aus einer Anzahl von Gefäßbündeln entsteht, die
mit denen der Blätter identisch sind und im Urmeristem der
Knospe entstehn. Diese primordialen Bündel durchziehen selb-
ständig und gesondert eine gewisse Zahl von Stengelgliedern ab-
wärts, um unten isolirt zu endigen oder mit älteren, tiefer unten
entsprungenen Nachbarbündeln sich zu vereinigen. Treffend be-
zeichnete Hanstein die aus der Blattbasis in den Stamm ein-
tretenden und ihn abwärts eine gewisse Strecke weit durchsetzen-
den Theile der Gefäßbündel als Blattspuren, so daß also kurz ge-
sagt werden kann: Der primäre Holzcylinder der Dicotylen
und Coniferen bestehe aus der Gesammtheit der Blattspuren.
Umfassender waren Nägeli's Untersuchungen, aus denen schon
oben die Nomenclatur der Gewebeformen hervorgehoben wurde.
Nägeli unterschied drei Arten von Gefäßbündeln bezüglich ihres
Verlaufs: Die gemeinsamen nämlich, welche im Stamme Han-
stein's Blattspuren darstellen und mit ihren oberen Enden in
die Blätter ausbiegen; im Gegensatz dazu nannte Nägeli stamm-
eigene Stränge diejenigen, welche an ihren vorderen Enden im
Vegetationspunct des Stammes sich verlängern, ohne in Blätter
auszubiegen; und blatteigene, die nur den Blättern angehören.
Der Schwerpunct seiner Untersuchung liegt in den gemeinsamen
Strängen, für welche er betreffs der Dicotylen und Coni-
feren die allgemeine Regel aufstellte, daß sie an der Grenze
ihrer auf- und absteigenden Hälften, an der Stelle nämlich, wo
sie in das Blatt ausbiegen, sich zu bilden anfangen, um von
dort aus abwärts in den Stamm und aufwärts in das Blatt
durch Differenzirung entsprechender Gewebezüge sich fortzubilden.
Es liegt in der Natur der gemeinsamen Stränge, daß ein tieferes
Verständniß ihres Verlaufs und ihrer ersten Entstehung eine ge-
nauere Kenntniß der Entstehungsfolge der Blätter am Stamm-
ende und der phyllotaktischen Veränderungen während des Wachs-
thums voraussetzt; Beziehungen, welche Nägeli ausführlich er-
wog und aus welchen er neue Gesichtspuncte für die genetische
Betrachtung der Blattstellung selbst ableitete, indem er zugleich
auf die ungenügende genetische Grundlage der Schimper-

Entwicklungsgeſchichte der Zelle, Entſtehung der
dem Stamme aus einer Anzahl von Gefäßbündeln entſteht, die
mit denen der Blätter identiſch ſind und im Urmeriſtem der
Knoſpe entſtehn. Dieſe primordialen Bündel durchziehen ſelb-
ſtändig und geſondert eine gewiſſe Zahl von Stengelgliedern ab-
wärts, um unten iſolirt zu endigen oder mit älteren, tiefer unten
entſprungenen Nachbarbündeln ſich zu vereinigen. Treffend be-
zeichnete Hanſtein die aus der Blattbaſis in den Stamm ein-
tretenden und ihn abwärts eine gewiſſe Strecke weit durchſetzen-
den Theile der Gefäßbündel als Blattſpuren, ſo daß alſo kurz ge-
ſagt werden kann: Der primäre Holzcylinder der Dicotylen
und Coniferen beſtehe aus der Geſammtheit der Blattſpuren.
Umfaſſender waren Nägeli's Unterſuchungen, aus denen ſchon
oben die Nomenclatur der Gewebeformen hervorgehoben wurde.
Nägeli unterſchied drei Arten von Gefäßbündeln bezüglich ihres
Verlaufs: Die gemeinſamen nämlich, welche im Stamme Han-
ſtein's Blattſpuren darſtellen und mit ihren oberen Enden in
die Blätter ausbiegen; im Gegenſatz dazu nannte Nägeli ſtamm-
eigene Stränge diejenigen, welche an ihren vorderen Enden im
Vegetationspunct des Stammes ſich verlängern, ohne in Blätter
auszubiegen; und blatteigene, die nur den Blättern angehören.
Der Schwerpunct ſeiner Unterſuchung liegt in den gemeinſamen
Strängen, für welche er betreffs der Dicotylen und Coni-
feren die allgemeine Regel aufſtellte, daß ſie an der Grenze
ihrer auf- und abſteigenden Hälften, an der Stelle nämlich, wo
ſie in das Blatt ausbiegen, ſich zu bilden anfangen, um von
dort aus abwärts in den Stamm und aufwärts in das Blatt
durch Differenzirung entſprechender Gewebezüge ſich fortzubilden.
Es liegt in der Natur der gemeinſamen Stränge, daß ein tieferes
Verſtändniß ihres Verlaufs und ihrer erſten Entſtehung eine ge-
nauere Kenntniß der Entſtehungsfolge der Blätter am Stamm-
ende und der phyllotaktiſchen Veränderungen während des Wachs-
thums vorausſetzt; Beziehungen, welche Nägeli ausführlich er-
wog und aus welchen er neue Geſichtspuncte für die genetiſche
Betrachtung der Blattſtellung ſelbſt ableitete, indem er zugleich
auf die ungenügende genetiſche Grundlage der Schimper-

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[376/0388] Entwicklungsgeſchichte der Zelle, Entſtehung der dem Stamme aus einer Anzahl von Gefäßbündeln entſteht, die mit denen der Blätter identiſch ſind und im Urmeriſtem der Knoſpe entſtehn. Dieſe primordialen Bündel durchziehen ſelb- ſtändig und geſondert eine gewiſſe Zahl von Stengelgliedern ab- wärts, um unten iſolirt zu endigen oder mit älteren, tiefer unten entſprungenen Nachbarbündeln ſich zu vereinigen. Treffend be- zeichnete Hanſtein die aus der Blattbaſis in den Stamm ein- tretenden und ihn abwärts eine gewiſſe Strecke weit durchſetzen- den Theile der Gefäßbündel als Blattſpuren, ſo daß alſo kurz ge- ſagt werden kann: Der primäre Holzcylinder der Dicotylen und Coniferen beſtehe aus der Geſammtheit der Blattſpuren. Umfaſſender waren Nägeli's Unterſuchungen, aus denen ſchon oben die Nomenclatur der Gewebeformen hervorgehoben wurde. Nägeli unterſchied drei Arten von Gefäßbündeln bezüglich ihres Verlaufs: Die gemeinſamen nämlich, welche im Stamme Han- ſtein's Blattſpuren darſtellen und mit ihren oberen Enden in die Blätter ausbiegen; im Gegenſatz dazu nannte Nägeli ſtamm- eigene Stränge diejenigen, welche an ihren vorderen Enden im Vegetationspunct des Stammes ſich verlängern, ohne in Blätter auszubiegen; und blatteigene, die nur den Blättern angehören. Der Schwerpunct ſeiner Unterſuchung liegt in den gemeinſamen Strängen, für welche er betreffs der Dicotylen und Coni- feren die allgemeine Regel aufſtellte, daß ſie an der Grenze ihrer auf- und abſteigenden Hälften, an der Stelle nämlich, wo ſie in das Blatt ausbiegen, ſich zu bilden anfangen, um von dort aus abwärts in den Stamm und aufwärts in das Blatt durch Differenzirung entſprechender Gewebezüge ſich fortzubilden. Es liegt in der Natur der gemeinſamen Stränge, daß ein tieferes Verſtändniß ihres Verlaufs und ihrer erſten Entſtehung eine ge- nauere Kenntniß der Entſtehungsfolge der Blätter am Stamm- ende und der phyllotaktiſchen Veränderungen während des Wachs- thums vorausſetzt; Beziehungen, welche Nägeli ausführlich er- wog und aus welchen er neue Geſichtspuncte für die genetiſche Betrachtung der Blattſtellung ſelbſt ableitete, indem er zugleich auf die ungenügende genetiſche Grundlage der Schimper-

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/388>, abgerufen am 28.11.2024.