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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Gewebeform, Molecularstruktur der organischen Gebilde.
dermiszelle und spätere Spaltung der Scheidewand in zwei La-
mellen ganz zutreffend beschrieb. Aber Mohl hielt sich auch in
den nächsten Jahren mit einer mehr als gerechtfertigten Vorsicht
von allen theoretischen Betrachtungen über die ihm klar vor-
liegenden Fälle fern, selbst 1845, wo schon Unger und -
geli gute Beobachtungen über die Entstehung der Gewebezellen
wachsender Organe gemacht hatten, blieb er noch immer un-
schlüssig (Verm. Schriften 1845 p. 336).

Schleiden's Zellbildungstheorie entstand aus einer schwer
begreiflichen Verschmelzung unklarer Beobachtungen und vorge-
faßter Meinungen, ja sie erinnert in der Hauptsache stark an
die alte Theorie von Sprengel und Treviranus; obgleich
diese von Schleiden scharf abgewiesen wurden, ließ doch auch
er die neuen Zellen zunächst aus sehr kleinen Körnchen hervor-
gehen und ebensowenig wie bei jenen, lag auch seiner Theorie
eine in allen Puncten durchgeführte Beobachtung zu Grunde.

Robert Brown hatte 1831 (siehe dessen vermischte Schrif-
ten von Nees von Esenbeck V. p. 156) den Zellkern zunächst
in der Oberhaut der Orchideen entdeckt und seine große Ver-
breitung in den Gewebezellen der Phanerogamen nachgewiesen,
im Uebrigen aber aus der Entdeckung Nichts weiter zu machen
gewußt. Der Zellkern blieb ruhig liegen, bis ihn Schleiden
plötzlich zur Seele seiner Theorie, zum Ausgangspunct jeder
Zellbildung machte. Den übrigen schleimigen Inhalt der Zelle,
in welchem Schleiden ohne Angabe genügender Gründe,
Gummi als Hauptbestandtheil voraussetzte, betrachtete er als die
Bildungssubstanz des Zellkerns, die er als Cytoblastem bezeich-
nete, während der Zellkern selbst den Namen Cytoblast erhielt.
Da sein Cytoblastem mit Jodlösungen, wie er angiebt, gelb
und granulös wird, so dürfen wir in demselben unser Proto-
plasma wiederfinden.

Um Schleiden's Zellbildungstheorie in ihrer ursprüng-
lichen Form kennen zu lernen, wenden wir uns an seinen Auf-
satz: "Beiträge zur Phytogenesis" (Archiv für Anatomie, Phy-
siologie u. s. w. von Johannes Müller 1838). Die Ab-

Gewebeform, Molecularſtruktur der organiſchen Gebilde.
dermiszelle und ſpätere Spaltung der Scheidewand in zwei La-
mellen ganz zutreffend beſchrieb. Aber Mohl hielt ſich auch in
den nächſten Jahren mit einer mehr als gerechtfertigten Vorſicht
von allen theoretiſchen Betrachtungen über die ihm klar vor-
liegenden Fälle fern, ſelbſt 1845, wo ſchon Unger und -
geli gute Beobachtungen über die Entſtehung der Gewebezellen
wachſender Organe gemacht hatten, blieb er noch immer un-
ſchlüſſig (Verm. Schriften 1845 p. 336).

Schleiden's Zellbildungstheorie entſtand aus einer ſchwer
begreiflichen Verſchmelzung unklarer Beobachtungen und vorge-
faßter Meinungen, ja ſie erinnert in der Hauptſache ſtark an
die alte Theorie von Sprengel und Treviranus; obgleich
dieſe von Schleiden ſcharf abgewieſen wurden, ließ doch auch
er die neuen Zellen zunächſt aus ſehr kleinen Körnchen hervor-
gehen und ebenſowenig wie bei jenen, lag auch ſeiner Theorie
eine in allen Puncten durchgeführte Beobachtung zu Grunde.

Robert Brown hatte 1831 (ſiehe deſſen vermiſchte Schrif-
ten von Nees von Eſenbeck V. p. 156) den Zellkern zunächſt
in der Oberhaut der Orchideen entdeckt und ſeine große Ver-
breitung in den Gewebezellen der Phanerogamen nachgewieſen,
im Uebrigen aber aus der Entdeckung Nichts weiter zu machen
gewußt. Der Zellkern blieb ruhig liegen, bis ihn Schleiden
plötzlich zur Seele ſeiner Theorie, zum Ausgangspunct jeder
Zellbildung machte. Den übrigen ſchleimigen Inhalt der Zelle,
in welchem Schleiden ohne Angabe genügender Gründe,
Gummi als Hauptbeſtandtheil vorausſetzte, betrachtete er als die
Bildungsſubſtanz des Zellkerns, die er als Cytoblaſtem bezeich-
nete, während der Zellkern ſelbſt den Namen Cytoblaſt erhielt.
Da ſein Cytoblaſtem mit Jodlöſungen, wie er angiebt, gelb
und granulös wird, ſo dürfen wir in demſelben unſer Proto-
plasma wiederfinden.

Um Schleiden's Zellbildungstheorie in ihrer urſprüng-
lichen Form kennen zu lernen, wenden wir uns an ſeinen Auf-
ſatz: „Beiträge zur Phytogeneſis“ (Archiv für Anatomie, Phy-
ſiologie u. ſ. w. von Johannes Müller 1838). Die Ab-

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[349/0361] Gewebeform, Molecularſtruktur der organiſchen Gebilde. dermiszelle und ſpätere Spaltung der Scheidewand in zwei La- mellen ganz zutreffend beſchrieb. Aber Mohl hielt ſich auch in den nächſten Jahren mit einer mehr als gerechtfertigten Vorſicht von allen theoretiſchen Betrachtungen über die ihm klar vor- liegenden Fälle fern, ſelbſt 1845, wo ſchon Unger und Nä- geli gute Beobachtungen über die Entſtehung der Gewebezellen wachſender Organe gemacht hatten, blieb er noch immer un- ſchlüſſig (Verm. Schriften 1845 p. 336). Schleiden's Zellbildungstheorie entſtand aus einer ſchwer begreiflichen Verſchmelzung unklarer Beobachtungen und vorge- faßter Meinungen, ja ſie erinnert in der Hauptſache ſtark an die alte Theorie von Sprengel und Treviranus; obgleich dieſe von Schleiden ſcharf abgewieſen wurden, ließ doch auch er die neuen Zellen zunächſt aus ſehr kleinen Körnchen hervor- gehen und ebenſowenig wie bei jenen, lag auch ſeiner Theorie eine in allen Puncten durchgeführte Beobachtung zu Grunde. Robert Brown hatte 1831 (ſiehe deſſen vermiſchte Schrif- ten von Nees von Eſenbeck V. p. 156) den Zellkern zunächſt in der Oberhaut der Orchideen entdeckt und ſeine große Ver- breitung in den Gewebezellen der Phanerogamen nachgewieſen, im Uebrigen aber aus der Entdeckung Nichts weiter zu machen gewußt. Der Zellkern blieb ruhig liegen, bis ihn Schleiden plötzlich zur Seele ſeiner Theorie, zum Ausgangspunct jeder Zellbildung machte. Den übrigen ſchleimigen Inhalt der Zelle, in welchem Schleiden ohne Angabe genügender Gründe, Gummi als Hauptbeſtandtheil vorausſetzte, betrachtete er als die Bildungsſubſtanz des Zellkerns, die er als Cytoblaſtem bezeich- nete, während der Zellkern ſelbſt den Namen Cytoblaſt erhielt. Da ſein Cytoblaſtem mit Jodlöſungen, wie er angiebt, gelb und granulös wird, ſo dürfen wir in demſelben unſer Proto- plasma wiederfinden. Um Schleiden's Zellbildungstheorie in ihrer urſprüng- lichen Form kennen zu lernen, wenden wir uns an ſeinen Auf- ſatz: „Beiträge zur Phytogeneſis“ (Archiv für Anatomie, Phy- ſiologie u. ſ. w. von Johannes Müller 1838). Die Ab-

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/361>, abgerufen am 23.11.2024.