Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Gewebeform, Molecularstruktur der organischen Gebilde. pariser Akademie verlegte, die aber erst 1835 in den Mem. del'Acad. roy l'instit. de France T. 13 erschien, stellte Mirbel drei verschiedene Arten von Zellbildung auf; bei der Keimung der Sporen dieser Pflanze sollten aus dem Keimschlauch neue Zellen hervorsprossen, aus denen sich derselbe Vorgang wieder- hole, also ungefähr so, wie es bei der Sprossung der Hefepilze wirklich stattfindet; eine zweite Form der Zellbildung glaubte er bei der Anlage der Brutknospen von Marchantia zu finden, wo er offenbar die successive auftretenden Theilungswände sah, den Vorgang aber im Ganzen unrichtig auffaßte; bei dem weiteren Wachsthum der Brutknospen und in anderen Fällen des Wachs- thums sollten die jungen Zellen jedoch, seiner alten Ansicht ent- sprechend, zwischen den vorhandenen auftreten. Wie fremdartig diese Vorgänge damals noch erschienen, zeigt Gewebeform, Molecularſtruktur der organiſchen Gebilde. pariſer Akademie verlegte, die aber erſt 1835 in den Mém. del'Acad. roy l'instit. de France T. 13 erſchien, ſtellte Mirbel drei verſchiedene Arten von Zellbildung auf; bei der Keimung der Sporen dieſer Pflanze ſollten aus dem Keimſchlauch neue Zellen hervorſproſſen, aus denen ſich derſelbe Vorgang wieder- hole, alſo ungefähr ſo, wie es bei der Sproſſung der Hefepilze wirklich ſtattfindet; eine zweite Form der Zellbildung glaubte er bei der Anlage der Brutknoſpen von Marchantia zu finden, wo er offenbar die ſucceſſive auftretenden Theilungswände ſah, den Vorgang aber im Ganzen unrichtig auffaßte; bei dem weiteren Wachsthum der Brutknoſpen und in anderen Fällen des Wachs- thums ſollten die jungen Zellen jedoch, ſeiner alten Anſicht ent- ſprechend, zwiſchen den vorhandenen auftreten. Wie fremdartig dieſe Vorgänge damals noch erſchienen, zeigt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0359" n="347"/><fw place="top" type="header">Gewebeform, Molecularſtruktur der organiſchen Gebilde.</fw><lb/> pariſer Akademie verlegte, die aber erſt 1835 in den <hi rendition="#aq">Mém. de<lb/> l'Acad. roy l'instit. de France T.</hi> 13 erſchien, ſtellte <hi rendition="#g">Mirbel</hi><lb/> drei verſchiedene Arten von Zellbildung auf; bei der Keimung<lb/> der Sporen dieſer Pflanze ſollten aus dem Keimſchlauch neue<lb/> Zellen hervorſproſſen, aus denen ſich derſelbe Vorgang wieder-<lb/> hole, alſo ungefähr ſo, wie es bei der Sproſſung der Hefepilze<lb/> wirklich ſtattfindet; eine zweite Form der Zellbildung glaubte er<lb/> bei der Anlage der Brutknoſpen von <hi rendition="#aq">Marchantia</hi> zu finden, wo<lb/> er offenbar die ſucceſſive auftretenden Theilungswände ſah, den<lb/> Vorgang aber im Ganzen unrichtig auffaßte; bei dem weiteren<lb/> Wachsthum der Brutknoſpen und in anderen Fällen des Wachs-<lb/> thums ſollten die jungen Zellen jedoch, ſeiner alten Anſicht ent-<lb/> ſprechend, zwiſchen den vorhandenen auftreten.</p><lb/> <p>Wie fremdartig dieſe Vorgänge damals noch erſchienen, zeigt<lb/><hi rendition="#g">Mohl</hi>'s 1835 als Diſſertation gedruckte, 1837 in der „Flora“<lb/> wiederholte Abhandlung „über die Vermehrung der Pflanzen-<lb/> zellen durch Theilung“, wo er Mirbel's erwähnte Angaben zwar<lb/> mit einigen Zweifeln anſieht, ſie aber doch im Ganzen gelten<lb/> läßt, während er ſeine eigenen viel zahlreicheren und beſſeren<lb/> Beobachtungen über die Entwicklung der Sporen Flora 1833<lb/> nur ganz gelegentlich erwähnt, obgleich er hier bereits ver-<lb/> ſchiedene Fälle von Zelltheilung und freier Zellbildung deutlich<lb/> genug geſehen hatte. Auch hatte ſchon <hi rendition="#g">Adolph Brongniart</hi><lb/> (<hi rendition="#aq">Ann. d. sc. nat.</hi> 1827) die Entſtehung der Pollenkörner in<lb/> ihren Mutterzellen bei <hi rendition="#aq">Cobaea scandens</hi>, wenn auch ſehr un-<lb/> vollkommen beobachtet und <hi rendition="#g">Mirbel</hi> im Anhang zu ſeiner er-<lb/> wähnten Unterſuchung die Entſtehung der Pollenzellen vortrefflich<lb/> abgebildet und naturgetreu beſchrieben und dennoch unterließ es<lb/><hi rendition="#g">Mohl</hi> dieſe wichtigen Beobachtungen mit ſeinen eigenen über<lb/> die Zelltheilung zu vergleichen; ja ſelbſt 1845, wo er die letz-<lb/> teren neu bearbeitet in den vermiſchten Schriften herausgab,<lb/> überſah er noch die naheliegenden Beziehungen zwiſchen der Bil-<lb/> dung jener Pollenkörner und der Sporen mit der Zelltheilung<lb/> bei <hi rendition="#g">Cladophora</hi>. Dennoch iſt dieſe Abhandlung <hi rendition="#g">Mohl</hi>'s<lb/> von großer Bedeutung für die Geſchichte der Zellbildungstheorie<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [347/0359]
Gewebeform, Molecularſtruktur der organiſchen Gebilde.
pariſer Akademie verlegte, die aber erſt 1835 in den Mém. de
l'Acad. roy l'instit. de France T. 13 erſchien, ſtellte Mirbel
drei verſchiedene Arten von Zellbildung auf; bei der Keimung
der Sporen dieſer Pflanze ſollten aus dem Keimſchlauch neue
Zellen hervorſproſſen, aus denen ſich derſelbe Vorgang wieder-
hole, alſo ungefähr ſo, wie es bei der Sproſſung der Hefepilze
wirklich ſtattfindet; eine zweite Form der Zellbildung glaubte er
bei der Anlage der Brutknoſpen von Marchantia zu finden, wo
er offenbar die ſucceſſive auftretenden Theilungswände ſah, den
Vorgang aber im Ganzen unrichtig auffaßte; bei dem weiteren
Wachsthum der Brutknoſpen und in anderen Fällen des Wachs-
thums ſollten die jungen Zellen jedoch, ſeiner alten Anſicht ent-
ſprechend, zwiſchen den vorhandenen auftreten.
Wie fremdartig dieſe Vorgänge damals noch erſchienen, zeigt
Mohl's 1835 als Diſſertation gedruckte, 1837 in der „Flora“
wiederholte Abhandlung „über die Vermehrung der Pflanzen-
zellen durch Theilung“, wo er Mirbel's erwähnte Angaben zwar
mit einigen Zweifeln anſieht, ſie aber doch im Ganzen gelten
läßt, während er ſeine eigenen viel zahlreicheren und beſſeren
Beobachtungen über die Entwicklung der Sporen Flora 1833
nur ganz gelegentlich erwähnt, obgleich er hier bereits ver-
ſchiedene Fälle von Zelltheilung und freier Zellbildung deutlich
genug geſehen hatte. Auch hatte ſchon Adolph Brongniart
(Ann. d. sc. nat. 1827) die Entſtehung der Pollenkörner in
ihren Mutterzellen bei Cobaea scandens, wenn auch ſehr un-
vollkommen beobachtet und Mirbel im Anhang zu ſeiner er-
wähnten Unterſuchung die Entſtehung der Pollenzellen vortrefflich
abgebildet und naturgetreu beſchrieben und dennoch unterließ es
Mohl dieſe wichtigen Beobachtungen mit ſeinen eigenen über
die Zelltheilung zu vergleichen; ja ſelbſt 1845, wo er die letz-
teren neu bearbeitet in den vermiſchten Schriften herausgab,
überſah er noch die naheliegenden Beziehungen zwiſchen der Bil-
dung jener Pollenkörner und der Sporen mit der Zelltheilung
bei Cladophora. Dennoch iſt dieſe Abhandlung Mohl's
von großer Bedeutung für die Geſchichte der Zellbildungstheorie
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