klären; die weniger auf Beobachtung, als auf ideeller Schema- tisirung beruhende Darstellung des Dickenwachsthums, welche er noch 1845 (Verm. Schr. p. 153) gab, ist in hohem Grade un- klar, und selbst seine 1858 in der botanischen Zeitung veröffent- lichte Abhandlung über die Cambialschicht des Phanerogamen- stammes, wo er die neueren Lehren Schleiden's und Schacht's kritisirt, läßt an Klarheit sehr viel zu wünschen übrig, wenn auch immerhin seine Ansichten wesentliche Fortschritte den früheren gegenüber darbieten; zu einem genügenden Abschluß Betreffs des Dickenwachsthums des Holzkörpers und der Rinde kam es erst später, als man auch die Histologie der Pflanzen durchaus entwicklungsgeschichtlich zu behandeln anfing.
Wie Mohl die Eigenartigkeit der Gefäßbündel den anderen Gewebemassen gegenüber von vornherein betonte und festhielt, so erkannte er auch in der Epidermis und den verschiedenen Formen des Hautgewebes etwas durchgreifend Eigenthümliches und mehr, als bei jenen, gelang es ihm hier, zu voller Klarheit durch- zudringen. Vor Mohl's Arbeiten hatte man von der Epidermis und den verschiedenen anderen Formen des Hautgewebes höchst unklare Vorstellungen; das Beste und Wichtigste, was wir gegen- wärtig davon wissen, hat Mohl nachgewiesen. Ganz besonders wichtig wurden seine Untersuchungen über die Entstehung und wahre Form der Spaltöffnungen 1838 und 1856, sowie über die Cutikula und ihr Verhältniß zur Epidermis 1842 und 1845; ganz neue Thatsachen förderte Mohl durch seine Unter- suchungen über die Entwicklung des Korkes und der Borke 1836 zu Tage; diese Gewebeformen waren bis dahin kaum jemals sorgfältig untersucht, ihre Entstehung und Beziehung zur Epi- dermis und zum Rindengewebe völlig unbekannt. In der ge- nannten Abhandlung, einer seiner besten, wurde zuerst die Ver- schiedenheit des aus Kork bestehenden Periderms und der wahren Epidermis dargethan, die verschiedenen Formen des Periderms beschrieben, und die merkwürdige Thatsache festgestellt, daß die Bildung der Borkeschuppen durch die Entstehung seiner Kork- lamellen veranlaßt wird, durch welche nach und nach immer
Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
klären; die weniger auf Beobachtung, als auf ideeller Schema- tiſirung beruhende Darſtellung des Dickenwachsthums, welche er noch 1845 (Verm. Schr. p. 153) gab, iſt in hohem Grade un- klar, und ſelbſt ſeine 1858 in der botaniſchen Zeitung veröffent- lichte Abhandlung über die Cambialſchicht des Phanerogamen- ſtammes, wo er die neueren Lehren Schleiden's und Schacht's kritiſirt, läßt an Klarheit ſehr viel zu wünſchen übrig, wenn auch immerhin ſeine Anſichten weſentliche Fortſchritte den früheren gegenüber darbieten; zu einem genügenden Abſchluß Betreffs des Dickenwachsthums des Holzkörpers und der Rinde kam es erſt ſpäter, als man auch die Hiſtologie der Pflanzen durchaus entwicklungsgeſchichtlich zu behandeln anfing.
Wie Mohl die Eigenartigkeit der Gefäßbündel den anderen Gewebemaſſen gegenüber von vornherein betonte und feſthielt, ſo erkannte er auch in der Epidermis und den verſchiedenen Formen des Hautgewebes etwas durchgreifend Eigenthümliches und mehr, als bei jenen, gelang es ihm hier, zu voller Klarheit durch- zudringen. Vor Mohl's Arbeiten hatte man von der Epidermis und den verſchiedenen anderen Formen des Hautgewebes höchſt unklare Vorſtellungen; das Beſte und Wichtigſte, was wir gegen- wärtig davon wiſſen, hat Mohl nachgewieſen. Ganz beſonders wichtig wurden ſeine Unterſuchungen über die Entſtehung und wahre Form der Spaltöffnungen 1838 und 1856, ſowie über die Cutikula und ihr Verhältniß zur Epidermis 1842 und 1845; ganz neue Thatſachen förderte Mohl durch ſeine Unter- ſuchungen über die Entwicklung des Korkes und der Borke 1836 zu Tage; dieſe Gewebeformen waren bis dahin kaum jemals ſorgfältig unterſucht, ihre Entſtehung und Beziehung zur Epi- dermis und zum Rindengewebe völlig unbekannt. In der ge- nannten Abhandlung, einer ſeiner beſten, wurde zuerſt die Ver- ſchiedenheit des aus Kork beſtehenden Periderms und der wahren Epidermis dargethan, die verſchiedenen Formen des Periderms beſchrieben, und die merkwürdige Thatſache feſtgeſtellt, daß die Bildung der Borkeſchuppen durch die Entſtehung ſeiner Kork- lamellen veranlaßt wird, durch welche nach und nach immer
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[333/0345]
Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
klären; die weniger auf Beobachtung, als auf ideeller Schema-
tiſirung beruhende Darſtellung des Dickenwachsthums, welche er
noch 1845 (Verm. Schr. p. 153) gab, iſt in hohem Grade un-
klar, und ſelbſt ſeine 1858 in der botaniſchen Zeitung veröffent-
lichte Abhandlung über die Cambialſchicht des Phanerogamen-
ſtammes, wo er die neueren Lehren Schleiden's und Schacht's
kritiſirt, läßt an Klarheit ſehr viel zu wünſchen übrig, wenn
auch immerhin ſeine Anſichten weſentliche Fortſchritte den
früheren gegenüber darbieten; zu einem genügenden Abſchluß
Betreffs des Dickenwachsthums des Holzkörpers und der Rinde
kam es erſt ſpäter, als man auch die Hiſtologie der Pflanzen
durchaus entwicklungsgeſchichtlich zu behandeln anfing.
Wie Mohl die Eigenartigkeit der Gefäßbündel den anderen
Gewebemaſſen gegenüber von vornherein betonte und feſthielt, ſo
erkannte er auch in der Epidermis und den verſchiedenen Formen
des Hautgewebes etwas durchgreifend Eigenthümliches und
mehr, als bei jenen, gelang es ihm hier, zu voller Klarheit durch-
zudringen. Vor Mohl's Arbeiten hatte man von der Epidermis
und den verſchiedenen anderen Formen des Hautgewebes höchſt
unklare Vorſtellungen; das Beſte und Wichtigſte, was wir gegen-
wärtig davon wiſſen, hat Mohl nachgewieſen. Ganz beſonders
wichtig wurden ſeine Unterſuchungen über die Entſtehung und
wahre Form der Spaltöffnungen 1838 und 1856, ſowie über
die Cutikula und ihr Verhältniß zur Epidermis 1842 und
1845; ganz neue Thatſachen förderte Mohl durch ſeine Unter-
ſuchungen über die Entwicklung des Korkes und der Borke 1836
zu Tage; dieſe Gewebeformen waren bis dahin kaum jemals
ſorgfältig unterſucht, ihre Entſtehung und Beziehung zur Epi-
dermis und zum Rindengewebe völlig unbekannt. In der ge-
nannten Abhandlung, einer ſeiner beſten, wurde zuerſt die Ver-
ſchiedenheit des aus Kork beſtehenden Periderms und der wahren
Epidermis dargethan, die verſchiedenen Formen des Periderms
beſchrieben, und die merkwürdige Thatſache feſtgeſtellt, daß die
Bildung der Borkeſchuppen durch die Entſtehung ſeiner Kork-
lamellen veranlaßt wird, durch welche nach und nach immer
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/345>, abgerufen am 24.11.2024.
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