enstehen, andere Interzellularräume darstellen, noch andere lange, verzweigte Zellen sind, war Meyen unbekannt, wie auch den späteren Phytotomen bis in die sechziger und siebziger Jahre hinein.
Diese gedrängte Inhaltsübersicht von Meyen's "Phytotomie" zeigt ein auffallendes Gemenge von Fortschritten und Rückschritten gegenüber dem, was vor ihm geleistet war: neben der schon von Treviranus festgestellten Thatsache, daß die Epidermis nicht blos aus einem Häutchen, sondern aus einer Zellenschicht besteht, was Meyen zugiebt, finden wir den großen Irrthum, daß er die Schließzellen der Spaltöffnungen als Hautdrüsen be- trachtet, deren Spalte er ganz als Nebensache behandelt. Noch auffallender aber ist, daß Meyen die verschiedenen Tüpfelbildungen der Zellhäute noch 1830 als Erhöhungen derselben behandelt, indem er die zwei Jahre vorher von Mohl festgestellte That- sache, daß die Tüpfel des Parenchyms dünnere Stellen sind, ausdrücklich zurückweist (p. 120).
Daß Meyen später in seinem "neuen System", dessen ganzer erster Band die Phytotomie ausführlich, aber im Ganzen nach demselben Schema wie hier behandelt, zahlreiche Irrthümer berichtigt, viele neue Beobachtungen beibringt, überhaupt viel- fache Fortschritte erkennen läßt, braucht kaum besonders her- vorgehoben zu werden; auf manche seiner späteren Ansichten jedoch kommen wir im besseren Zusammenhang im Folgenden zurück; hier sei nur erwähnt, daß Meyen auch später den Zell- inhalt mehr als seine Zeitgenossen beachtete, besonders die strömende Bewegung ausführlich beobachtete, ohne jedoch das Substrat derselben, das Protoplasma, in seiner Eigenartigkeit zu erkennen. Die Zellhaut, welche Meyen früher für strukturlos gehalten, ließ er später aus feinen Fasern bestehen, eine Ansicht, welche auf richtigen aber nicht hinreichend verfolgten Wahr- nehmungen beruhte und später von Mohl und Nägeli be- richtigt wurde.
Es ist nicht wohl möglich, einen schärferen Gegensatz zwischen zwei, die gleiche Wissenschaft bearbeitenden Männern zu denken,
Unterſuchung des fertigen
enſtehen, andere Interzellularräume darſtellen, noch andere lange, verzweigte Zellen ſind, war Meyen unbekannt, wie auch den ſpäteren Phytotomen bis in die ſechziger und ſiebziger Jahre hinein.
Dieſe gedrängte Inhaltsüberſicht von Meyen's „Phytotomie“ zeigt ein auffallendes Gemenge von Fortſchritten und Rückſchritten gegenüber dem, was vor ihm geleiſtet war: neben der ſchon von Treviranus feſtgeſtellten Thatſache, daß die Epidermis nicht blos aus einem Häutchen, ſondern aus einer Zellenſchicht beſteht, was Meyen zugiebt, finden wir den großen Irrthum, daß er die Schließzellen der Spaltöffnungen als Hautdrüſen be- trachtet, deren Spalte er ganz als Nebenſache behandelt. Noch auffallender aber iſt, daß Meyen die verſchiedenen Tüpfelbildungen der Zellhäute noch 1830 als Erhöhungen derſelben behandelt, indem er die zwei Jahre vorher von Mohl feſtgeſtellte That- ſache, daß die Tüpfel des Parenchyms dünnere Stellen ſind, ausdrücklich zurückweiſt (p. 120).
Daß Meyen ſpäter in ſeinem „neuen Syſtem“, deſſen ganzer erſter Band die Phytotomie ausführlich, aber im Ganzen nach demſelben Schema wie hier behandelt, zahlreiche Irrthümer berichtigt, viele neue Beobachtungen beibringt, überhaupt viel- fache Fortſchritte erkennen läßt, braucht kaum beſonders her- vorgehoben zu werden; auf manche ſeiner ſpäteren Anſichten jedoch kommen wir im beſſeren Zuſammenhang im Folgenden zurück; hier ſei nur erwähnt, daß Meyen auch ſpäter den Zell- inhalt mehr als ſeine Zeitgenoſſen beachtete, beſonders die ſtrömende Bewegung ausführlich beobachtete, ohne jedoch das Subſtrat derſelben, das Protoplasma, in ſeiner Eigenartigkeit zu erkennen. Die Zellhaut, welche Meyen früher für ſtrukturlos gehalten, ließ er ſpäter aus feinen Faſern beſtehen, eine Anſicht, welche auf richtigen aber nicht hinreichend verfolgten Wahr- nehmungen beruhte und ſpäter von Mohl und Nägeli be- richtigt wurde.
Es iſt nicht wohl möglich, einen ſchärferen Gegenſatz zwiſchen zwei, die gleiche Wiſſenſchaft bearbeitenden Männern zu denken,
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[314/0326]
Unterſuchung des fertigen
enſtehen, andere Interzellularräume darſtellen, noch andere lange,
verzweigte Zellen ſind, war Meyen unbekannt, wie auch den
ſpäteren Phytotomen bis in die ſechziger und ſiebziger Jahre
hinein.
Dieſe gedrängte Inhaltsüberſicht von Meyen's „Phytotomie“
zeigt ein auffallendes Gemenge von Fortſchritten und Rückſchritten
gegenüber dem, was vor ihm geleiſtet war: neben der ſchon
von Treviranus feſtgeſtellten Thatſache, daß die Epidermis
nicht blos aus einem Häutchen, ſondern aus einer Zellenſchicht
beſteht, was Meyen zugiebt, finden wir den großen Irrthum,
daß er die Schließzellen der Spaltöffnungen als Hautdrüſen be-
trachtet, deren Spalte er ganz als Nebenſache behandelt. Noch
auffallender aber iſt, daß Meyen die verſchiedenen Tüpfelbildungen
der Zellhäute noch 1830 als Erhöhungen derſelben behandelt,
indem er die zwei Jahre vorher von Mohl feſtgeſtellte That-
ſache, daß die Tüpfel des Parenchyms dünnere Stellen ſind,
ausdrücklich zurückweiſt (p. 120).
Daß Meyen ſpäter in ſeinem „neuen Syſtem“, deſſen
ganzer erſter Band die Phytotomie ausführlich, aber im Ganzen
nach demſelben Schema wie hier behandelt, zahlreiche Irrthümer
berichtigt, viele neue Beobachtungen beibringt, überhaupt viel-
fache Fortſchritte erkennen läßt, braucht kaum beſonders her-
vorgehoben zu werden; auf manche ſeiner ſpäteren Anſichten
jedoch kommen wir im beſſeren Zuſammenhang im Folgenden
zurück; hier ſei nur erwähnt, daß Meyen auch ſpäter den Zell-
inhalt mehr als ſeine Zeitgenoſſen beachtete, beſonders die
ſtrömende Bewegung ausführlich beobachtete, ohne jedoch das
Subſtrat derſelben, das Protoplasma, in ſeiner Eigenartigkeit zu
erkennen. Die Zellhaut, welche Meyen früher für ſtrukturlos
gehalten, ließ er ſpäter aus feinen Faſern beſtehen, eine Anſicht,
welche auf richtigen aber nicht hinreichend verfolgten Wahr-
nehmungen beruhte und ſpäter von Mohl und Nägeli be-
richtigt wurde.
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/326>, abgerufen am 22.11.2024.
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