Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Untersuchung des fertigen und besser begründet wurde. Am Schluß der Schrift wird dieHistologie der Kryptogamen, Monokotylen und Dikotylen ver- gleichend und ebenfalls besser und klarer behandelt als in den entsprechenden Capiteln, seiner Mitbewerber. So schwach auch im Ganzen genommen die entwicklungs- 1) Charles Francois Mirbel (Brisseau-Mirbel) geb. 1776
zu Paris, gest. 1854 (vergl. Pritzel), widmete sich anfangs der Malerei; durch Desfontaines in die Botanik eingeführt, ward er 1808 Mitglied des Instituts, bald darauf Professor an der Universität zu Paris. Von 1816-1825 blieb er botanischen Studien ganz fern, da er sich während dieser Zeit der Administration widmete; später nahm er seine botanischen Arbeiten wieder auf und wurde 1829 Professor der Culturen am Museum d' hist. nat. - Mirbel ist der Begründer der mikroskopischen Anatomie der Pflanzen in Frankreich; was dort vor ihm in dieser Richtung gethan wurde, war noch viel unbedeutender, als das in Deutschland. Nicht nur seine Schriften zogen ihm vielfache Polemik auch später zu, sondern noch mehr wurde er angefeindet, weil er der Systematik als Lehrer die große Bedeutung nicht zugestand, die man ihr damals beilegte, während er die Schüler auf die Struktur und Lebenserscheinungen der Pflanzen hinwies. Nach Milne-Edwards litt Mirbel sehr unter den scharfen Angriffen, die er deßhalb erfuhr; er wurde apathisch, eine Krankheit hinderte ihn lange vor seinem Tode an der Fortsetzung seiner Arbeiten und amtlichen Funktionen (Botan. Ztg. 1855 p. 343). Unterſuchung des fertigen und beſſer begründet wurde. Am Schluß der Schrift wird dieHiſtologie der Kryptogamen, Monokotylen und Dikotylen ver- gleichend und ebenfalls beſſer und klarer behandelt als in den entſprechenden Capiteln, ſeiner Mitbewerber. So ſchwach auch im Ganzen genommen die entwicklungs- 1) Charles François Mirbel (Briſſeau-Mirbel) geb. 1776
zu Paris, geſt. 1854 (vergl. Pritzel), widmete ſich anfangs der Malerei; durch Desfontaines in die Botanik eingeführt, ward er 1808 Mitglied des Inſtituts, bald darauf Profeſſor an der Univerſität zu Paris. Von 1816-1825 blieb er botaniſchen Studien ganz fern, da er ſich während dieſer Zeit der Adminiſtration widmete; ſpäter nahm er ſeine botaniſchen Arbeiten wieder auf und wurde 1829 Profeſſor der Culturen am Museum d' hist. nat. ‒ Mirbel iſt der Begründer der mikroſkopiſchen Anatomie der Pflanzen in Frankreich; was dort vor ihm in dieſer Richtung gethan wurde, war noch viel unbedeutender, als das in Deutſchland. Nicht nur ſeine Schriften zogen ihm vielfache Polemik auch ſpäter zu, ſondern noch mehr wurde er angefeindet, weil er der Syſtematik als Lehrer die große Bedeutung nicht zugeſtand, die man ihr damals beilegte, während er die Schüler auf die Struktur und Lebenserſcheinungen der Pflanzen hinwies. Nach Milne-Edwards litt Mirbel ſehr unter den ſcharfen Angriffen, die er deßhalb erfuhr; er wurde apathiſch, eine Krankheit hinderte ihn lange vor ſeinem Tode an der Fortſetzung ſeiner Arbeiten und amtlichen Funktionen (Botan. Ztg. 1855 p. 343). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0306" n="294"/><fw place="top" type="header">Unterſuchung des fertigen</fw><lb/> und beſſer begründet wurde. Am Schluß der Schrift wird die<lb/> Hiſtologie der Kryptogamen, Monokotylen und Dikotylen ver-<lb/> gleichend und ebenfalls beſſer und klarer behandelt als in den<lb/> entſprechenden Capiteln, ſeiner Mitbewerber.</p><lb/> <p>So ſchwach auch im Ganzen genommen die entwicklungs-<lb/> geſchichtlichen Momente in <hi rendition="#g">Treviranus</hi>' Darſtellung der Ge-<lb/> webelehre waren, erkannte doch <hi rendition="#b">Mirbel</hi> <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Charles François Mirbel</hi> (<hi rendition="#g">Briſſeau</hi>-<hi rendition="#g">Mirbel</hi>) geb. 1776<lb/> zu Paris, geſt. 1854 (vergl. <hi rendition="#g">Pritzel</hi>), widmete ſich anfangs der Malerei;<lb/> durch <hi rendition="#g">Desfontaines</hi> in die Botanik eingeführt, ward er 1808 Mitglied<lb/> des Inſtituts, bald darauf Profeſſor an der Univerſität zu Paris. Von<lb/> 1816-1825 blieb er botaniſchen Studien ganz fern, da er ſich während<lb/> dieſer Zeit der Adminiſtration widmete; ſpäter nahm er ſeine botaniſchen<lb/> Arbeiten wieder auf und wurde 1829 Profeſſor der Culturen am <hi rendition="#aq">Museum<lb/> d' hist. nat.</hi> ‒ <hi rendition="#g">Mirbel</hi> iſt der Begründer der mikroſkopiſchen Anatomie<lb/> der Pflanzen in Frankreich; was dort vor ihm in dieſer Richtung gethan<lb/> wurde, war noch viel unbedeutender, als das in Deutſchland. Nicht nur<lb/> ſeine Schriften zogen ihm vielfache Polemik auch ſpäter zu, ſondern noch<lb/> mehr wurde er angefeindet, weil er der Syſtematik als Lehrer die große<lb/> Bedeutung nicht zugeſtand, die man ihr damals beilegte, während er die<lb/> Schüler auf die Struktur und Lebenserſcheinungen der Pflanzen hinwies.<lb/> Nach <hi rendition="#g">Milne</hi>-<hi rendition="#g">Edwards</hi> litt <hi rendition="#g">Mirbel</hi> ſehr unter den ſcharfen Angriffen,<lb/> die er deßhalb erfuhr; er wurde apathiſch, eine Krankheit hinderte ihn lange<lb/> vor ſeinem Tode an der Fortſetzung ſeiner Arbeiten und amtlichen Funktionen<lb/> (Botan. Ztg. 1855 <hi rendition="#aq">p.</hi> 343).</note> in ihm den gefährlichſten<lb/> Gegner ſeiner Theorie und an ihn, nicht an ſeine anderen deut-<lb/> ſchen Widerſacher, <hi rendition="#g">Sprengel</hi>, <hi rendition="#g">Link</hi>, <hi rendition="#g">Rudolphi</hi> richtete er<lb/> einen offenen Brief, in welchem er ſeine früher ausgeſprochenen<lb/> Anſichten vertheidigte. Dieſer Brief iſt der erſte Theil eines<lb/> umfangreicheren, 1808 erſchienenen Werkes: <hi rendition="#aq">Exposition et de-<lb/> fense de ma theorie de l' organisation végétale,</hi> in welchem<lb/><hi rendition="#g">Mirbel</hi> mit großer ſtyliſtiſcher Gewandtheit und auf Grund<lb/> mehr vielſeitiger, als tiefer Beobachtung die Einwendungen ſeiner<lb/> Gegner zu widerlegen und ſeine Theorie des Pflanzengewebes<lb/> von Neuem zu begründen ſucht, indem er zugibt, daß ſeine<lb/> früheren Abhandlungen manches Fehlerhafte enthalten, aber auch<lb/> verlangt, daß man ſeine Anſicht als ein Ganzes behandle und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [294/0306]
Unterſuchung des fertigen
und beſſer begründet wurde. Am Schluß der Schrift wird die
Hiſtologie der Kryptogamen, Monokotylen und Dikotylen ver-
gleichend und ebenfalls beſſer und klarer behandelt als in den
entſprechenden Capiteln, ſeiner Mitbewerber.
So ſchwach auch im Ganzen genommen die entwicklungs-
geſchichtlichen Momente in Treviranus' Darſtellung der Ge-
webelehre waren, erkannte doch Mirbel 1) in ihm den gefährlichſten
Gegner ſeiner Theorie und an ihn, nicht an ſeine anderen deut-
ſchen Widerſacher, Sprengel, Link, Rudolphi richtete er
einen offenen Brief, in welchem er ſeine früher ausgeſprochenen
Anſichten vertheidigte. Dieſer Brief iſt der erſte Theil eines
umfangreicheren, 1808 erſchienenen Werkes: Exposition et de-
fense de ma theorie de l' organisation végétale, in welchem
Mirbel mit großer ſtyliſtiſcher Gewandtheit und auf Grund
mehr vielſeitiger, als tiefer Beobachtung die Einwendungen ſeiner
Gegner zu widerlegen und ſeine Theorie des Pflanzengewebes
von Neuem zu begründen ſucht, indem er zugibt, daß ſeine
früheren Abhandlungen manches Fehlerhafte enthalten, aber auch
verlangt, daß man ſeine Anſicht als ein Ganzes behandle und
1) Charles François Mirbel (Briſſeau-Mirbel) geb. 1776
zu Paris, geſt. 1854 (vergl. Pritzel), widmete ſich anfangs der Malerei;
durch Desfontaines in die Botanik eingeführt, ward er 1808 Mitglied
des Inſtituts, bald darauf Profeſſor an der Univerſität zu Paris. Von
1816-1825 blieb er botaniſchen Studien ganz fern, da er ſich während
dieſer Zeit der Adminiſtration widmete; ſpäter nahm er ſeine botaniſchen
Arbeiten wieder auf und wurde 1829 Profeſſor der Culturen am Museum
d' hist. nat. ‒ Mirbel iſt der Begründer der mikroſkopiſchen Anatomie
der Pflanzen in Frankreich; was dort vor ihm in dieſer Richtung gethan
wurde, war noch viel unbedeutender, als das in Deutſchland. Nicht nur
ſeine Schriften zogen ihm vielfache Polemik auch ſpäter zu, ſondern noch
mehr wurde er angefeindet, weil er der Syſtematik als Lehrer die große
Bedeutung nicht zugeſtand, die man ihr damals beilegte, während er die
Schüler auf die Struktur und Lebenserſcheinungen der Pflanzen hinwies.
Nach Milne-Edwards litt Mirbel ſehr unter den ſcharfen Angriffen,
die er deßhalb erfuhr; er wurde apathiſch, eine Krankheit hinderte ihn lange
vor ſeinem Tode an der Fortſetzung ſeiner Arbeiten und amtlichen Funktionen
(Botan. Ztg. 1855 p. 343).
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