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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Die Phytotomie im 18. Jahrhundert.
Stämme eine unverkennbare Aehnlichkeit mit der später von
Du Petit-Thouars aufgestellten Theorie darbietet, nach welcher
die von den Knospen abwärts steigenden Wurzeln die Dickenzu-
nahme des Stammes bewirken sollten.

Wir kommen später bei den Streitigkeiten zwischen Mirbel
und seinen deutschen Gegnern am Anfang unseres Jahrhunderts
auf die wichtigeren Puncte von Wolff's Zellentheorie zurück.
Mehr Beachtung als Wolff's theoria generationis fanden
bei den zeitgenössischen Botanikern Hedwigs 1) phytotomische
Ansichten, die sich nicht mit der Entstehung, sondern mit der
Struktur des fertig ausgebildeten Zellenbaues befassen. Hedwig
hatte schon in seinem Fundamentum historiae muscorum 1782,
dann in der Theoria generationis 1784 verschiedene Abbildungen
und Beschreibungen phytotomischer Dinge gegeben; Ausführlicheres
darüber enthält aber seine 1789 herausgegebene Schrift de fibrae
vegetabilis et animalis ortu
, welche mir unzugänglich geblieben
und nur durch Citate späterer Schriftsteller einigermaßen bekannt
geworden ist. Die mir bekannten Abbildungen Hedwig's
sind, soweit sie histologische Objekte betreffen, besser als die aller
seiner Vorgänger; sie zeigen, daß er nicht nur starke Vergrößer-
ungen, sondern auch ein Mikroskop mit klarem Gesichtsfeld benutzte.
Bei ihm lag der Fehler in vorgefaßten Meinungen, in übereilter
Deutung des Gesehenen. Er hatte, um Gleichen's Ansicht
betreffs der Spaltöffnungen der Farnkräuter zu widerlegen, die-

1) Johannes Hedwig, der Begründer der wissenschaftlichen Moos-
kunde, wurde 1730 zu Kronstadt in Siebenbürgen geboren. Nach Beendig-
ung seiner Studien in Leipzig kehrte er in seine Vaterstadt zurück, wo er
jedoch, weil nicht in Oesterreich promovirt, zu[r] ärztlichen Praxis nicht zu-
gelassen wurde. Er kehrte daher nach Sachsen zurück und ließ sich als Arzt
in Chemnitz nieder, von wo er 1781 nach Leipzig übersiedelte; hier wurde
er 1784 am Militärspital angestellt, 1786 wurde er außerordentlicher
Professor der Medizin, 1789 aber Ordinarius der Botanik. Er starb 1799.
-- Seine botanischen Studien, die er bereits als Student angefangen, setzte
er auch unter schwierigen Verhältnissen in Chemnitz fort, bis er sich ihnen
als Professor frei widmen konnte.
Sachs, Geschichte der Botanik. 18

Die Phytotomie im 18. Jahrhundert.
Stämme eine unverkennbare Aehnlichkeit mit der ſpäter von
Du Petit-Thouars aufgeſtellten Theorie darbietet, nach welcher
die von den Knoſpen abwärts ſteigenden Wurzeln die Dickenzu-
nahme des Stammes bewirken ſollten.

Wir kommen ſpäter bei den Streitigkeiten zwiſchen Mirbel
und ſeinen deutſchen Gegnern am Anfang unſeres Jahrhunderts
auf die wichtigeren Puncte von Wolff's Zellentheorie zurück.
Mehr Beachtung als Wolff's theoria generationis fanden
bei den zeitgenöſſiſchen Botanikern Hedwigs 1) phytotomiſche
Anſichten, die ſich nicht mit der Entſtehung, ſondern mit der
Struktur des fertig ausgebildeten Zellenbaues befaſſen. Hedwig
hatte ſchon in ſeinem Fundamentum historiae muscorum 1782,
dann in der Theoria generationis 1784 verſchiedene Abbildungen
und Beſchreibungen phytotomiſcher Dinge gegeben; Ausführlicheres
darüber enthält aber ſeine 1789 herausgegebene Schrift de fibrae
vegetabilis et animalis ortu
, welche mir unzugänglich geblieben
und nur durch Citate ſpäterer Schriftſteller einigermaßen bekannt
geworden iſt. Die mir bekannten Abbildungen Hedwig's
ſind, ſoweit ſie hiſtologiſche Objekte betreffen, beſſer als die aller
ſeiner Vorgänger; ſie zeigen, daß er nicht nur ſtarke Vergrößer-
ungen, ſondern auch ein Mikroſkop mit klarem Geſichtsfeld benutzte.
Bei ihm lag der Fehler in vorgefaßten Meinungen, in übereilter
Deutung des Geſehenen. Er hatte, um Gleichen's Anſicht
betreffs der Spaltöffnungen der Farnkräuter zu widerlegen, die-

1) Johannes Hedwig, der Begründer der wiſſenſchaftlichen Moos-
kunde, wurde 1730 zu Kronſtadt in Siebenbürgen geboren. Nach Beendig-
ung ſeiner Studien in Leipzig kehrte er in ſeine Vaterſtadt zurück, wo er
jedoch, weil nicht in Oeſterreich promovirt, zu[r] ärztlichen Praxis nicht zu-
gelaſſen wurde. Er kehrte daher nach Sachſen zurück und ließ ſich als Arzt
in Chemnitz nieder, von wo er 1781 nach Leipzig überſiedelte; hier wurde
er 1784 am Militärſpital angeſtellt, 1786 wurde er außerordentlicher
Profeſſor der Medizin, 1789 aber Ordinarius der Botanik. Er ſtarb 1799.
— Seine botaniſchen Studien, die er bereits als Student angefangen, ſetzte
er auch unter ſchwierigen Verhältniſſen in Chemnitz fort, bis er ſich ihnen
als Profeſſor frei widmen konnte.
Sachs, Geſchichte der Botanik. 18
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[273/0285] Die Phytotomie im 18. Jahrhundert. Stämme eine unverkennbare Aehnlichkeit mit der ſpäter von Du Petit-Thouars aufgeſtellten Theorie darbietet, nach welcher die von den Knoſpen abwärts ſteigenden Wurzeln die Dickenzu- nahme des Stammes bewirken ſollten. Wir kommen ſpäter bei den Streitigkeiten zwiſchen Mirbel und ſeinen deutſchen Gegnern am Anfang unſeres Jahrhunderts auf die wichtigeren Puncte von Wolff's Zellentheorie zurück. Mehr Beachtung als Wolff's theoria generationis fanden bei den zeitgenöſſiſchen Botanikern Hedwigs 1) phytotomiſche Anſichten, die ſich nicht mit der Entſtehung, ſondern mit der Struktur des fertig ausgebildeten Zellenbaues befaſſen. Hedwig hatte ſchon in ſeinem Fundamentum historiae muscorum 1782, dann in der Theoria generationis 1784 verſchiedene Abbildungen und Beſchreibungen phytotomiſcher Dinge gegeben; Ausführlicheres darüber enthält aber ſeine 1789 herausgegebene Schrift de fibrae vegetabilis et animalis ortu, welche mir unzugänglich geblieben und nur durch Citate ſpäterer Schriftſteller einigermaßen bekannt geworden iſt. Die mir bekannten Abbildungen Hedwig's ſind, ſoweit ſie hiſtologiſche Objekte betreffen, beſſer als die aller ſeiner Vorgänger; ſie zeigen, daß er nicht nur ſtarke Vergrößer- ungen, ſondern auch ein Mikroſkop mit klarem Geſichtsfeld benutzte. Bei ihm lag der Fehler in vorgefaßten Meinungen, in übereilter Deutung des Geſehenen. Er hatte, um Gleichen's Anſicht betreffs der Spaltöffnungen der Farnkräuter zu widerlegen, die- 1) Johannes Hedwig, der Begründer der wiſſenſchaftlichen Moos- kunde, wurde 1730 zu Kronſtadt in Siebenbürgen geboren. Nach Beendig- ung ſeiner Studien in Leipzig kehrte er in ſeine Vaterſtadt zurück, wo er jedoch, weil nicht in Oeſterreich promovirt, zur ärztlichen Praxis nicht zu- gelaſſen wurde. Er kehrte daher nach Sachſen zurück und ließ ſich als Arzt in Chemnitz nieder, von wo er 1781 nach Leipzig überſiedelte; hier wurde er 1784 am Militärſpital angeſtellt, 1786 wurde er außerordentlicher Profeſſor der Medizin, 1789 aber Ordinarius der Botanik. Er ſtarb 1799. — Seine botaniſchen Studien, die er bereits als Student angefangen, ſetzte er auch unter ſchwierigen Verhältniſſen in Chemnitz fort, bis er ſich ihnen als Profeſſor frei widmen konnte. Sachs, Geſchichte der Botanik. 18

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/285>, abgerufen am 22.11.2024.