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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Begründung der Phytotomie durch
einander geöffneten Blasen bestehen, die in Längsreihen geordnet
sind. Auch die Fasern des Holzes laufen nicht parallel, sondern
lassen netzartig anastomosirend winklige Räume zwischen sich ent-
stehen, deren größere wieder von Schlauchbündeln erfüllt sind,
die von der Rinde durch diese Zwischenräume hindurch bis zum
Mark verlaufen u. s. w. -- Zwischen den genannten fibrösen
und fistulösen Bündeln des Holzes liegen die Spiralröhren
(spirales fistulae), an Zahl zwar geringer, an Größe aber be-
trächtlicher, so daß sie am querdurchschnittenen Stamm mit
offener Mündung erscheinen. Sie liegen in verschiedener Weise,
der Mehrzahl nach aber in koncentrischen Kreisen. Diese Spiral-
röhren habe er durch zehnjährige Untersuchung (also schon seit
1661) bei allen Pflanzen gefunden und es mag gleich hier hin-
zugesetzt werden, daß Grew in der Einleitung zu seinem Werk
ausdrücklich die Priorität dieser Entdeckung dem Malpighi
zugesteht; andererseits aber muß auch hinzugefügt werden, daß
Malpighi's Vorstellungen von diesen Spiralröhren höchst un-
klar waren 1), was bei den späteren Schriftstellern vielfach An-
laß zu Mißdeutungen und groben Irrthümern gab. Er glaubte
in diesen Gefäßen sogar eine peristaltische Bewegung wahrzu-
nehmen, eine Täuschung der sich am Anfang unseres Jahrhun-
derts manche Naturphilosophen mit besonderer Vorliebe noch
hingaben.

Bei dem Ficus, der Cypresse u. a. beobachtete er außer-
halb der fibrösen Fascikeln und Tracheen verschiedene Reihen
von Röhren, welche eine Milch ausfließen lassen, woraus er
schließt, daß auch im Holz der Stämme derartige eigenthümliche

1) Componuntur (heißt es p. 3) expositae fistulae(spirales) zona
tenui et pellucida, velut argentei coloris, lamina, parum lata, quae
spiraliter locata, et extremis lateribus unita, tubum interius et exterius
aliquantulum asperum efficit; quin et avulsa zona capites seu extremo
trachearum tum plantarum, tum insectorum, non in tot disparatos annulos
resolvitur, ut in perfectorum trachea accidit; sed unica zona in longum
soluta et extensa extrahitur.

Begründung der Phytotomie durch
einander geöffneten Blaſen beſtehen, die in Längsreihen geordnet
ſind. Auch die Faſern des Holzes laufen nicht parallel, ſondern
laſſen netzartig anaſtomoſirend winklige Räume zwiſchen ſich ent-
ſtehen, deren größere wieder von Schlauchbündeln erfüllt ſind,
die von der Rinde durch dieſe Zwiſchenräume hindurch bis zum
Mark verlaufen u. ſ. w. — Zwiſchen den genannten fibröſen
und fiſtulöſen Bündeln des Holzes liegen die Spiralröhren
(spirales fistulae), an Zahl zwar geringer, an Größe aber be-
trächtlicher, ſo daß ſie am querdurchſchnittenen Stamm mit
offener Mündung erſcheinen. Sie liegen in verſchiedener Weiſe,
der Mehrzahl nach aber in koncentriſchen Kreiſen. Dieſe Spiral-
röhren habe er durch zehnjährige Unterſuchung (alſo ſchon ſeit
1661) bei allen Pflanzen gefunden und es mag gleich hier hin-
zugeſetzt werden, daß Grew in der Einleitung zu ſeinem Werk
ausdrücklich die Priorität dieſer Entdeckung dem Malpighi
zugeſteht; andererſeits aber muß auch hinzugefügt werden, daß
Malpighi's Vorſtellungen von dieſen Spiralröhren höchſt un-
klar waren 1), was bei den ſpäteren Schriftſtellern vielfach An-
laß zu Mißdeutungen und groben Irrthümern gab. Er glaubte
in dieſen Gefäßen ſogar eine periſtaltiſche Bewegung wahrzu-
nehmen, eine Täuſchung der ſich am Anfang unſeres Jahrhun-
derts manche Naturphiloſophen mit beſonderer Vorliebe noch
hingaben.

Bei dem Ficus, der Cypreſſe u. a. beobachtete er außer-
halb der fibröſen Fascikeln und Tracheen verſchiedene Reihen
von Röhren, welche eine Milch ausfließen laſſen, woraus er
ſchließt, daß auch im Holz der Stämme derartige eigenthümliche

1) Componuntur (heißt es p. 3) expositae fistulae(spirales) zona
tenui et pellucida, velut argentei coloris, lamina, parum lata, quae
spiraliter locata, et extremis lateribus unita, tubum interius et exterius
aliquantulum asperum efficit; quin et avulsa zona capites seu extremo
trachearum tum plantarum, tum insectorum, non in tot disparatos annulos
resolvitur, ut in perfectorum trachea accidit; sed unica zona in longum
soluta et extensa extrahitur.
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[354[254]/0266] Begründung der Phytotomie durch einander geöffneten Blaſen beſtehen, die in Längsreihen geordnet ſind. Auch die Faſern des Holzes laufen nicht parallel, ſondern laſſen netzartig anaſtomoſirend winklige Räume zwiſchen ſich ent- ſtehen, deren größere wieder von Schlauchbündeln erfüllt ſind, die von der Rinde durch dieſe Zwiſchenräume hindurch bis zum Mark verlaufen u. ſ. w. — Zwiſchen den genannten fibröſen und fiſtulöſen Bündeln des Holzes liegen die Spiralröhren (spirales fistulae), an Zahl zwar geringer, an Größe aber be- trächtlicher, ſo daß ſie am querdurchſchnittenen Stamm mit offener Mündung erſcheinen. Sie liegen in verſchiedener Weiſe, der Mehrzahl nach aber in koncentriſchen Kreiſen. Dieſe Spiral- röhren habe er durch zehnjährige Unterſuchung (alſo ſchon ſeit 1661) bei allen Pflanzen gefunden und es mag gleich hier hin- zugeſetzt werden, daß Grew in der Einleitung zu ſeinem Werk ausdrücklich die Priorität dieſer Entdeckung dem Malpighi zugeſteht; andererſeits aber muß auch hinzugefügt werden, daß Malpighi's Vorſtellungen von dieſen Spiralröhren höchſt un- klar waren 1), was bei den ſpäteren Schriftſtellern vielfach An- laß zu Mißdeutungen und groben Irrthümern gab. Er glaubte in dieſen Gefäßen ſogar eine periſtaltiſche Bewegung wahrzu- nehmen, eine Täuſchung der ſich am Anfang unſeres Jahrhun- derts manche Naturphiloſophen mit beſonderer Vorliebe noch hingaben. Bei dem Ficus, der Cypreſſe u. a. beobachtete er außer- halb der fibröſen Fascikeln und Tracheen verſchiedene Reihen von Röhren, welche eine Milch ausfließen laſſen, woraus er ſchließt, daß auch im Holz der Stämme derartige eigenthümliche 1) Componuntur (heißt es p. 3) expositae fistulae(spirales) zona tenui et pellucida, velut argentei coloris, lamina, parum lata, quae spiraliter locata, et extremis lateribus unita, tubum interius et exterius aliquantulum asperum efficit; quin et avulsa zona capites seu extremo trachearum tum plantarum, tum insectorum, non in tot disparatos annulos resolvitur, ut in perfectorum trachea accidit; sed unica zona in longum soluta et extensa extrahitur.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 354[254]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/266>, abgerufen am 22.11.2024.