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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Die künstlichen Systeme und die Nomenclatur
tationsorgane behandelt, zu wenden. Die Vegetabilien um-
fassen sieben Familien, heißt es daselbst, die Pilze,
Algen, Moose, Farne, Gräser, Palmen und Pflanzen.
Die Vegetabilien bestehen aber aus dreierlei Arten von
Gefäßen, den Saftgefäßen, welche die Flüssigkeit bewegen, den
Schläuchen, welche den Saft in ihren Höhlungen conserviren
und den Tracheen, welche Luft anziehen. Sätze, welche Linne
aus Malpighi und Grew entlehnt. Von den genannten
sieben Familien werden die Pilze nicht durch Merkmale charak-
terisirt, von den Algen heißt es, bei ihnen sei Wurzel, Blatt
und Stamm in Eins verschmolzen; den Moosen wird eine Anthere ohne
Filament, welche von der weiblichen, eines Pistills entbehrenden
Blüthe getrennt ist, zugeschrieben; die Samen dieser Moose ent-
behren einer Schale und der Cotyledonen; verständlich wird diese
Charakteristik der Moose erst durch Linne's oben erwähnte Ab-
handlung semina muscorum in der amoen. acad. II. Für die
Farne wird als Characteristik die Fructification auf der Unter-
seite der Wedel (die also nicht als Blätter aufgefaßt werden)
angeführt. Die sehr einfachen Blätter, der gegliederte Halm,
der calyx glumosus und der vereinzelte Same charakterisiren
die Familie der Gräser. Der einfache Stamm, die Blattrosette
am Gipfel, die spatha des Blüthenstandes sind der Charakter
der Palmen. Alle übrigen Vegetabilien, welche in die vorigen
Familien nicht eintreten, werden Pflanzen genannt. Ihre bis-
herige Eintheilung, in Kräuter, Sträucher und Bäume wird als
eine nicht wissenschaftliche abgewiesen. Diese Eintheilung des
ganzen Pflanzenreiches ist nicht mit Linne's Fragment eines
natürlichen Systems zu verwechseln, in welchem er vielmehr 67
Familien (Ordnungen) aufführt, unter denen allerdings auch die
Pilze, Algen, Moose, Farne, als solche figuriren. An dieser
Stelle hat Linne dieselben Abtheilungen offenbar nur deßhalb
angeführt, um darauf aufmerksam zu machen, in wie weit die
folgenden Sätze auf alle Vegetabilien oder nur auf gewisse Ab-
theilungen derselben anzuwenden sind. Die Theile der Vegeta-
bilien, welche der Anfänger zuerst zu unterscheiden hat, sind drei:

Die künſtlichen Syſteme und die Nomenclatur
tationsorgane behandelt, zu wenden. Die Vegetabilien um-
faſſen ſieben Familien, heißt es daſelbſt, die Pilze,
Algen, Mooſe, Farne, Gräſer, Palmen und Pflanzen.
Die Vegetabilien beſtehen aber aus dreierlei Arten von
Gefäßen, den Saftgefäßen, welche die Flüſſigkeit bewegen, den
Schläuchen, welche den Saft in ihren Höhlungen conſerviren
und den Tracheen, welche Luft anziehen. Sätze, welche Linné
aus Malpighi und Grew entlehnt. Von den genannten
ſieben Familien werden die Pilze nicht durch Merkmale charak-
teriſirt, von den Algen heißt es, bei ihnen ſei Wurzel, Blatt
und Stamm in Eins verſchmolzen; den Mooſen wird eine Anthere ohne
Filament, welche von der weiblichen, eines Piſtills entbehrenden
Blüthe getrennt iſt, zugeſchrieben; die Samen dieſer Mooſe ent-
behren einer Schale und der Cotyledonen; verſtändlich wird dieſe
Charakteriſtik der Mooſe erſt durch Linné's oben erwähnte Ab-
handlung semina muscorum in der amoen. acad. II. Für die
Farne wird als Characteriſtik die Fructification auf der Unter-
ſeite der Wedel (die alſo nicht als Blätter aufgefaßt werden)
angeführt. Die ſehr einfachen Blätter, der gegliederte Halm,
der calyx glumosus und der vereinzelte Same charakteriſiren
die Familie der Gräſer. Der einfache Stamm, die Blattroſette
am Gipfel, die spatha des Blüthenſtandes ſind der Charakter
der Palmen. Alle übrigen Vegetabilien, welche in die vorigen
Familien nicht eintreten, werden Pflanzen genannt. Ihre bis-
herige Eintheilung, in Kräuter, Sträucher und Bäume wird als
eine nicht wiſſenſchaftliche abgewieſen. Dieſe Eintheilung des
ganzen Pflanzenreiches iſt nicht mit Linné's Fragment eines
natürlichen Syſtems zu verwechſeln, in welchem er vielmehr 67
Familien (Ordnungen) aufführt, unter denen allerdings auch die
Pilze, Algen, Mooſe, Farne, als ſolche figuriren. An dieſer
Stelle hat Linné dieſelben Abtheilungen offenbar nur deßhalb
angeführt, um darauf aufmerkſam zu machen, in wie weit die
folgenden Sätze auf alle Vegetabilien oder nur auf gewiſſe Ab-
theilungen derſelben anzuwenden ſind. Die Theile der Vegeta-
bilien, welche der Anfänger zuerſt zu unterſcheiden hat, ſind drei:

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[100/0112] Die künſtlichen Syſteme und die Nomenclatur tationsorgane behandelt, zu wenden. Die Vegetabilien um- faſſen ſieben Familien, heißt es daſelbſt, die Pilze, Algen, Mooſe, Farne, Gräſer, Palmen und Pflanzen. Die Vegetabilien beſtehen aber aus dreierlei Arten von Gefäßen, den Saftgefäßen, welche die Flüſſigkeit bewegen, den Schläuchen, welche den Saft in ihren Höhlungen conſerviren und den Tracheen, welche Luft anziehen. Sätze, welche Linné aus Malpighi und Grew entlehnt. Von den genannten ſieben Familien werden die Pilze nicht durch Merkmale charak- teriſirt, von den Algen heißt es, bei ihnen ſei Wurzel, Blatt und Stamm in Eins verſchmolzen; den Mooſen wird eine Anthere ohne Filament, welche von der weiblichen, eines Piſtills entbehrenden Blüthe getrennt iſt, zugeſchrieben; die Samen dieſer Mooſe ent- behren einer Schale und der Cotyledonen; verſtändlich wird dieſe Charakteriſtik der Mooſe erſt durch Linné's oben erwähnte Ab- handlung semina muscorum in der amoen. acad. II. Für die Farne wird als Characteriſtik die Fructification auf der Unter- ſeite der Wedel (die alſo nicht als Blätter aufgefaßt werden) angeführt. Die ſehr einfachen Blätter, der gegliederte Halm, der calyx glumosus und der vereinzelte Same charakteriſiren die Familie der Gräſer. Der einfache Stamm, die Blattroſette am Gipfel, die spatha des Blüthenſtandes ſind der Charakter der Palmen. Alle übrigen Vegetabilien, welche in die vorigen Familien nicht eintreten, werden Pflanzen genannt. Ihre bis- herige Eintheilung, in Kräuter, Sträucher und Bäume wird als eine nicht wiſſenſchaftliche abgewieſen. Dieſe Eintheilung des ganzen Pflanzenreiches iſt nicht mit Linné's Fragment eines natürlichen Syſtems zu verwechſeln, in welchem er vielmehr 67 Familien (Ordnungen) aufführt, unter denen allerdings auch die Pilze, Algen, Mooſe, Farne, als ſolche figuriren. An dieſer Stelle hat Linné dieſelben Abtheilungen offenbar nur deßhalb angeführt, um darauf aufmerkſam zu machen, in wie weit die folgenden Sätze auf alle Vegetabilien oder nur auf gewiſſe Ab- theilungen derſelben anzuwenden ſind. Die Theile der Vegeta- bilien, welche der Anfänger zuerſt zu unterſcheiden hat, ſind drei:

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/112>, abgerufen am 28.04.2024.