Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.der Schmerz, und wo selbst das Höchste und Bedeutsamste Auch diese Frage sollte mir endlich die Zeit, die Alles Saar, Novellen aus Oesterreich. 18
der Schmerz, und wo ſelbſt das Höchſte und Bedeutſamſte Auch dieſe Frage ſollte mir endlich die Zeit, die Alles Saar, Novellen aus Oeſterreich. 18
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0289" n="273"/> der Schmerz, und wo ſelbſt das Höchſte und Bedeutſamſte<lb/> allmälig vergeht und verweht, als wäre es nie geweſen!? —</p><lb/> <p>Auch dieſe Frage ſollte mir endlich die <hi rendition="#g">Zeit</hi>, die Alles<lb/> enthüllt und das Getrennteſte nach und nach zuſammenführt,<lb/> beantworten. — Es war erſt vor Kurzem, daß ich mich in<lb/> eine größere, ob ihrer landſchaftlichen Umgebung viel¬<lb/> gerühmte Provinzſtadt begab, um eine ſchmerzliche Pflicht<lb/> zu erfüllen. Einer meiner vertrauteſten Freunde, welcher dort<lb/> ſeinem wiſſenſchaftlichen Berufe nachlebte, war nämlich von<lb/> einem körperlichen Leiden befallen worden, das, anfänglich<lb/> nicht beachtet, immer heftiger und gefährlicher hervortrat.<lb/> Jeder häuslichen Pflege und Fürſorge entbehrend, ſah er ſich<lb/> endlich gezwungen, in dem öffentlichen Krankenhauſe der Stadt<lb/> Aufnahme zu ſuchen, wo man ihm ein abgeſondertes, für<lb/> ſolche Fälle bereit gehaltenes Zimmer zur Verfügung ſtellte.<lb/> Auf die Nachricht hievon war ich alſo herbeigeeilt, um dem<lb/> Einſamen in dieſen ſchweren Tagen tröſtend und vielleicht<lb/> auch hilfreich zur Seite zu ſtehen; verweilte daher oft und<lb/> lange in dem düſteren, ſchwermüthigen Gebäude, das, wie<lb/> faſt alle ähnlichen Anſtalten, auf einem großen, verödeten<lb/> Platze liegt, wo eine Kirche, eine Kaſerne und ein altes, wüſt<lb/> ausſehendes Gefangenhaus ſeine nächſte Umgebung bilden.<lb/> Das Zimmer des Kranken war klein und ſchmal und ging<lb/> mit ſeinem einzigen Fenſter auf einen ſtillen Nebenhof hinaus,<lb/> in welchem ein bemooster Steinbrunnen leiſe plätſcherte. In<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Saar</hi>, Novellen aus Oeſterreich. 18<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [273/0289]
der Schmerz, und wo ſelbſt das Höchſte und Bedeutſamſte
allmälig vergeht und verweht, als wäre es nie geweſen!? —
Auch dieſe Frage ſollte mir endlich die Zeit, die Alles
enthüllt und das Getrennteſte nach und nach zuſammenführt,
beantworten. — Es war erſt vor Kurzem, daß ich mich in
eine größere, ob ihrer landſchaftlichen Umgebung viel¬
gerühmte Provinzſtadt begab, um eine ſchmerzliche Pflicht
zu erfüllen. Einer meiner vertrauteſten Freunde, welcher dort
ſeinem wiſſenſchaftlichen Berufe nachlebte, war nämlich von
einem körperlichen Leiden befallen worden, das, anfänglich
nicht beachtet, immer heftiger und gefährlicher hervortrat.
Jeder häuslichen Pflege und Fürſorge entbehrend, ſah er ſich
endlich gezwungen, in dem öffentlichen Krankenhauſe der Stadt
Aufnahme zu ſuchen, wo man ihm ein abgeſondertes, für
ſolche Fälle bereit gehaltenes Zimmer zur Verfügung ſtellte.
Auf die Nachricht hievon war ich alſo herbeigeeilt, um dem
Einſamen in dieſen ſchweren Tagen tröſtend und vielleicht
auch hilfreich zur Seite zu ſtehen; verweilte daher oft und
lange in dem düſteren, ſchwermüthigen Gebäude, das, wie
faſt alle ähnlichen Anſtalten, auf einem großen, verödeten
Platze liegt, wo eine Kirche, eine Kaſerne und ein altes, wüſt
ausſehendes Gefangenhaus ſeine nächſte Umgebung bilden.
Das Zimmer des Kranken war klein und ſchmal und ging
mit ſeinem einzigen Fenſter auf einen ſtillen Nebenhof hinaus,
in welchem ein bemooster Steinbrunnen leiſe plätſcherte. In
Saar, Novellen aus Oeſterreich. 18
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