Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.nicht wahr -- Sie gehen gleich morgen zu ihm? Nicht zu "Ich werde es; aber noch einmal: erwarten Sie nicht zu Als ich wieder allein war, trat allmälig die Reaction bei Ich traf ihn, nachdem mich ein Diener angekündigt hatte, Ich dankte. "Also doch wenigstens eine Cigarre", und er öffnete eine 15*
nicht wahr — Sie gehen gleich morgen zu ihm? Nicht zu „Ich werde es; aber noch einmal: erwarten Sie nicht zu Als ich wieder allein war, trat allmälig die Reaction bei Ich traf ihn, nachdem mich ein Diener angekündigt hatte, Ich dankte. „Alſo doch wenigſtens eine Cigarre“, und er öffnete eine 15*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0243" n="227"/> nicht wahr — Sie gehen gleich morgen zu ihm? Nicht zu<lb/> ſpät, daß Sie ihn ſicher zu Hauſe treffen — und dann geben<lb/> Sie mir ſogleich Nachricht.“ Sie hatte ſich bei dieſen Worten<lb/> erhoben.</p><lb/> <p>„Ich werde es; aber noch einmal: erwarten Sie nicht zu<lb/> viel!“ Und damit geleitete ich ſie hinaus.</p><lb/> <p>Als ich wieder allein war, trat allmälig die Reaction bei<lb/> mir ein. Ich ſah mich da in einen Handel verſtrickt, bei dem<lb/> ich möglicher Weiſe in zweideutigem Lichte erſcheinen konnte<lb/> und welcher, das erkannte ich mehr und mehr, zu keinem guten<lb/> Ende zu bringen war. Angenommen ſelbſt, daß die früheren<lb/> Verhältniſſe wieder hergeſtellt wurden: wie lange konnten ſie<lb/> zwiſchen <hi rendition="#g">dieſen</hi> Menſchen vorhalten? — Aber ich hatte dem<lb/> armen, verzweifelten Weibe meine Hilfe zugeſagt und ging<lb/> am nächſten Morgen zu Alexis. —</p><lb/> <p>Ich traf ihn, nachdem mich ein Diener angekündigt hatte,<lb/> eben am Frühſtückstiſche, eine türkiſche Pfeife mit langem Rohr<lb/> in der Hand. Er ſprang auf und kam mir, flammend vor<lb/> Verlegenheit, entgegen. „Ah, mein Herr“, rief er, „was ver¬<lb/> ſchafft mir das Vergnügen, die beſondere Ehre Ihres Beſuches?<lb/> — Sie ſehen mich noch beim Frühſtück — kann ich Ihnen<lb/> eine Taſſe Kaffee anbieten? Oder Thee — Chocolade —“</p><lb/> <p>Ich dankte.</p><lb/> <p>„Alſo doch wenigſtens eine Cigarre“, und er öffnete eine<lb/> <fw place="bottom" type="sig">15*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [227/0243]
nicht wahr — Sie gehen gleich morgen zu ihm? Nicht zu
ſpät, daß Sie ihn ſicher zu Hauſe treffen — und dann geben
Sie mir ſogleich Nachricht.“ Sie hatte ſich bei dieſen Worten
erhoben.
„Ich werde es; aber noch einmal: erwarten Sie nicht zu
viel!“ Und damit geleitete ich ſie hinaus.
Als ich wieder allein war, trat allmälig die Reaction bei
mir ein. Ich ſah mich da in einen Handel verſtrickt, bei dem
ich möglicher Weiſe in zweideutigem Lichte erſcheinen konnte
und welcher, das erkannte ich mehr und mehr, zu keinem guten
Ende zu bringen war. Angenommen ſelbſt, daß die früheren
Verhältniſſe wieder hergeſtellt wurden: wie lange konnten ſie
zwiſchen dieſen Menſchen vorhalten? — Aber ich hatte dem
armen, verzweifelten Weibe meine Hilfe zugeſagt und ging
am nächſten Morgen zu Alexis. —
Ich traf ihn, nachdem mich ein Diener angekündigt hatte,
eben am Frühſtückstiſche, eine türkiſche Pfeife mit langem Rohr
in der Hand. Er ſprang auf und kam mir, flammend vor
Verlegenheit, entgegen. „Ah, mein Herr“, rief er, „was ver¬
ſchafft mir das Vergnügen, die beſondere Ehre Ihres Beſuches?
— Sie ſehen mich noch beim Frühſtück — kann ich Ihnen
eine Taſſe Kaffee anbieten? Oder Thee — Chocolade —“
Ich dankte.
„Alſo doch wenigſtens eine Cigarre“, und er öffnete eine
15*
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