Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877."Vielleicht; aber nur wie es Kinder zu sein pflegen. "So würde man mich nicht dafür halten," vollendete sie "Noch einen Augenblick!" bat ich. "Sie haben gestern Und nun kommt sie, wie gesagt, fast täglich; zumeist in 7 *
„Vielleicht; aber nur wie es Kinder zu ſein pflegen. „So würde man mich nicht dafür halten,“ vollendete ſie „Noch einen Augenblick!“ bat ich. „Sie haben geſtern Und nun kommt ſie, wie geſagt, faſt täglich; zumeiſt in 7 *
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„Vielleicht; aber nur wie es Kinder zu ſein pflegen.
Wahrlich, Frau Dorner, wenn man nicht wüßte, daß Sie
verheirathet ſind —“
„So würde man mich nicht dafür halten,“ vollendete ſie
ganz unbefangen, da ich mitten in der Rede abbrach. „Mir
iſt oft ſelbſt ſo zu Muthe!“ Und es klang wie ein leiſer
Seufzer durch dieſe Worte, die ſcherzhaft geſprochen waren.
„Aber,“ fuhr ſie mit plötzlichem Ernſte fort, „ich muß jetzt
meine Schweſter aufſuchen.“ Und mit einer Verneigung wollte
ſie ſich entfernen.
„Noch einen Augenblick!“ bat ich. „Sie haben geſtern
im Pavillon Etwas vergeſſen.“ Und ich reichte ihr das grüne
Band, das ich bei mir trug. Sie warf erröthend einen Blick
darauf, nahm es mit einem dankenden Kopfnicken an ſich und
verließ, raſch und anmuthig ſchreitend, den Garten. —
Und nun kommt ſie, wie geſagt, faſt täglich; zumeiſt in
den frühen Nachmittagsſtunden. Dann ſitzt ſie arbeitend in
der Laube oder ſpielt mit Erni, welche mit der Leidenſchaftlich¬
keit der Kinder an ihr hängt. Auch hilft ſie ihrer Schweſter
das Knäblein betreuen, wobei ſie faſt noch mehr Zärtlichkeit
und Sorgfalt an den Tag legt, als die Mutter ſelbſt. Eine
wahre Freude aber iſt es, wenn ſie auch beim Abendeſſen
bleibt; denn ſie weiß dann durch allerlei Scherz und eine köſt¬
liche Plaudergabe ſtets die heiterſte Stimmung hervorzurufen.
Nur in Gegenwart ihres Gatten, der meiſtens, um ſie abzu¬
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