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Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Die Zusammenkunft sollte vertraulich sein, sogar den spähenden Blicken der Höflinge entzogen bleiben. Die Prinzessin nahm daher den Weg nach der Brücke St. Angelo durch die neue Straße Julius des Dritten; sie war nach der Schnur ausgesteckt und mit neuen oder noch entstehenden Gebäuden besetzt. Wiederholt blickte sie aus nach den Palästen, welche seit ihrer Abreise im Bauen weiter fortgerückt oder frisch gegründet waren. Sie verglich diese lange und regelmäßige Straße, eine der schönen, wenn auch nicht die schönste Roms, mit den unebenen und krummen Gassen der großen Marktflecken und mittelmäßigen Städte, durch welche sie in den letzten Monden den umherziehenden Hof ihres Vaters begleitet hatte. Der Gebieter in drei Welttheilen, der große Karl, entbehrte eines Mittelpunktes und festen Sitzes seiner Reiche; seine Schlösser und Burgen bestanden aus zufälligen Anhäufungen verschiedenartiger Theile, denen es an Bequemlichkeit, an Pracht, bisweilen selbst am Nothwendigen fehlte. In Rom hingegen war in der Anlage, in der Ausführung Alles großartig und prächtig; und aus Entwöhnung erschien ihr selbst das Bekannte neu. Auf der Brücke angelangt, befahl sie den Vorhang aufzuziehen. Sie wollte das Grabmal Hadrians wiedersehen, jetzt die Citadelle, die Burg des neuen Roms. In diesen unzerstörbaren Mauern hatte Clemens der Siebente gegen ungezügelte Banden, welche der Kaiser besoldete, ein französischer Prinz befehligte, vor wenigen Jahrzehnten Schutz gesucht. Sie erinnerte

Die Zusammenkunft sollte vertraulich sein, sogar den spähenden Blicken der Höflinge entzogen bleiben. Die Prinzessin nahm daher den Weg nach der Brücke St. Angelo durch die neue Straße Julius des Dritten; sie war nach der Schnur ausgesteckt und mit neuen oder noch entstehenden Gebäuden besetzt. Wiederholt blickte sie aus nach den Palästen, welche seit ihrer Abreise im Bauen weiter fortgerückt oder frisch gegründet waren. Sie verglich diese lange und regelmäßige Straße, eine der schönen, wenn auch nicht die schönste Roms, mit den unebenen und krummen Gassen der großen Marktflecken und mittelmäßigen Städte, durch welche sie in den letzten Monden den umherziehenden Hof ihres Vaters begleitet hatte. Der Gebieter in drei Welttheilen, der große Karl, entbehrte eines Mittelpunktes und festen Sitzes seiner Reiche; seine Schlösser und Burgen bestanden aus zufälligen Anhäufungen verschiedenartiger Theile, denen es an Bequemlichkeit, an Pracht, bisweilen selbst am Nothwendigen fehlte. In Rom hingegen war in der Anlage, in der Ausführung Alles großartig und prächtig; und aus Entwöhnung erschien ihr selbst das Bekannte neu. Auf der Brücke angelangt, befahl sie den Vorhang aufzuziehen. Sie wollte das Grabmal Hadrians wiedersehen, jetzt die Citadelle, die Burg des neuen Roms. In diesen unzerstörbaren Mauern hatte Clemens der Siebente gegen ungezügelte Banden, welche der Kaiser besoldete, ein französischer Prinz befehligte, vor wenigen Jahrzehnten Schutz gesucht. Sie erinnerte

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[0028] Die Zusammenkunft sollte vertraulich sein, sogar den spähenden Blicken der Höflinge entzogen bleiben. Die Prinzessin nahm daher den Weg nach der Brücke St. Angelo durch die neue Straße Julius des Dritten; sie war nach der Schnur ausgesteckt und mit neuen oder noch entstehenden Gebäuden besetzt. Wiederholt blickte sie aus nach den Palästen, welche seit ihrer Abreise im Bauen weiter fortgerückt oder frisch gegründet waren. Sie verglich diese lange und regelmäßige Straße, eine der schönen, wenn auch nicht die schönste Roms, mit den unebenen und krummen Gassen der großen Marktflecken und mittelmäßigen Städte, durch welche sie in den letzten Monden den umherziehenden Hof ihres Vaters begleitet hatte. Der Gebieter in drei Welttheilen, der große Karl, entbehrte eines Mittelpunktes und festen Sitzes seiner Reiche; seine Schlösser und Burgen bestanden aus zufälligen Anhäufungen verschiedenartiger Theile, denen es an Bequemlichkeit, an Pracht, bisweilen selbst am Nothwendigen fehlte. In Rom hingegen war in der Anlage, in der Ausführung Alles großartig und prächtig; und aus Entwöhnung erschien ihr selbst das Bekannte neu. Auf der Brücke angelangt, befahl sie den Vorhang aufzuziehen. Sie wollte das Grabmal Hadrians wiedersehen, jetzt die Citadelle, die Burg des neuen Roms. In diesen unzerstörbaren Mauern hatte Clemens der Siebente gegen ungezügelte Banden, welche der Kaiser besoldete, ein französischer Prinz befehligte, vor wenigen Jahrzehnten Schutz gesucht. Sie erinnerte

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:26:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/28>, abgerufen am 24.11.2024.