Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.auch in der Oelmalerey ähnlicher Schraffirungen; doch, wie Meisterwerke, gleich diesen, können nur gegen den Ablauf Es fehlt uns, die Epoche zu beschließen, nur noch die Eine sehr ausgebildete, mit Quadraten überzogene Feder- auch in der Oelmalerey aͤhnlicher Schraffirungen; doch, wie Meiſterwerke, gleich dieſen, koͤnnen nur gegen den Ablauf Es fehlt uns, die Epoche zu beſchließen, nur noch die Eine ſehr ausgebildete, mit Quadraten uͤberzogene Feder- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0091" n="69"/> auch in der Oelmalerey aͤhnlicher Schraffirungen; doch, wie<lb/> es nur vorſchwebt, nur an ſolchen Stellen, wo die volle ma-<lb/> leriſche Erſcheinung ihm entbehrlich ſchien, wo er die Phan-<lb/> taſie bloß leicht beruͤhren, anregen wollte, wie bey Studien,<lb/> Altarſtaffeln und anderen Nebenwerken.</p><lb/> <p>Meiſterwerke, gleich dieſen, koͤnnen nur gegen den Ablauf<lb/> ſeiner florentiniſchen Wanderzeit entſtanden ſeyn. Sie naͤhern<lb/> ſich der Charakterſchaͤrfe vieler Koͤpfe in der Diſputa, haben<lb/> bey dieſer Arbeit dem Kuͤnſtler wenigſtens mittelbar genuͤtzt;<lb/> denn ich bin nicht gewiß, ob er jene Koͤpfe unveraͤndert darin<lb/> aufgenommen habe.</p><lb/> <p>Es fehlt uns, die Epoche zu beſchließen, nur noch die<lb/> beruͤhmte Grablegung im Palaſt Borgheſe zu <placeName>Rom</placeName>, ſonſt in<lb/> S. Francesco zu. <placeName>Perugia</placeName>. Frau <persName ref="http://d-nb.info/gnd/144057824">Atalanta Baglioni</persName>, ſagt<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName>, habe jenes Bild dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphael</persName> aufgetragen, nachdem<lb/> er zu <placeName>Perugia</placeName> das Wandgemaͤlde in S. Severo vollendet<lb/> hatte, alſo ungefaͤhr um 1506. Zu <placeName>Florenz</placeName> habe er darauf<lb/> mit den Studien ſich beſchaͤftigt, endlich, nach <placeName>Perugia</placeName> zuruͤck-<lb/> gekehrt, das Bild vollendet und aufgeſtellt. Es ſchwebte dem-<lb/> nach dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName> vor, daß er eine laͤngere Zeit und mit Un-<lb/> terbrechung daran gearbeitet habe. Umſtaͤnde, welche er viel-<lb/> leicht von dem Jugendfreunde <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphaels</persName>, dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/132924110">Ridolfo del<lb/> Ghirlandajo</persName> erfragt hatte.</p><lb/> <p>Eine ſehr ausgebildete, mit Quadraten uͤberzogene Feder-<lb/> zeichnung dieſes unvergleichbaren Werkes wird mit anderen<lb/> Zeichnungen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphaels</persName> zu <placeName>Florenz</placeName> in der Gallerie der Uffizj<lb/> aufbewahrt. Vielleicht iſt es nicht zu gewagt, wenn ich der-<lb/> ſelben, beſonders in den Koͤpfen, mehr Schoͤnheit, mehr leben-<lb/> diges Gefuͤhl beymeſſe, als beyweitem dem groͤßeren Theile<lb/> des Gemaͤldes ſelbſt. Dieſem fehlt es auch in den Tinten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0091]
auch in der Oelmalerey aͤhnlicher Schraffirungen; doch, wie
es nur vorſchwebt, nur an ſolchen Stellen, wo die volle ma-
leriſche Erſcheinung ihm entbehrlich ſchien, wo er die Phan-
taſie bloß leicht beruͤhren, anregen wollte, wie bey Studien,
Altarſtaffeln und anderen Nebenwerken.
Meiſterwerke, gleich dieſen, koͤnnen nur gegen den Ablauf
ſeiner florentiniſchen Wanderzeit entſtanden ſeyn. Sie naͤhern
ſich der Charakterſchaͤrfe vieler Koͤpfe in der Diſputa, haben
bey dieſer Arbeit dem Kuͤnſtler wenigſtens mittelbar genuͤtzt;
denn ich bin nicht gewiß, ob er jene Koͤpfe unveraͤndert darin
aufgenommen habe.
Es fehlt uns, die Epoche zu beſchließen, nur noch die
beruͤhmte Grablegung im Palaſt Borgheſe zu Rom, ſonſt in
S. Francesco zu. Perugia. Frau Atalanta Baglioni, ſagt
Vaſari, habe jenes Bild dem Raphael aufgetragen, nachdem
er zu Perugia das Wandgemaͤlde in S. Severo vollendet
hatte, alſo ungefaͤhr um 1506. Zu Florenz habe er darauf
mit den Studien ſich beſchaͤftigt, endlich, nach Perugia zuruͤck-
gekehrt, das Bild vollendet und aufgeſtellt. Es ſchwebte dem-
nach dem Vaſari vor, daß er eine laͤngere Zeit und mit Un-
terbrechung daran gearbeitet habe. Umſtaͤnde, welche er viel-
leicht von dem Jugendfreunde Raphaels, dem Ridolfo del
Ghirlandajo erfragt hatte.
Eine ſehr ausgebildete, mit Quadraten uͤberzogene Feder-
zeichnung dieſes unvergleichbaren Werkes wird mit anderen
Zeichnungen Raphaels zu Florenz in der Gallerie der Uffizj
aufbewahrt. Vielleicht iſt es nicht zu gewagt, wenn ich der-
ſelben, beſonders in den Koͤpfen, mehr Schoͤnheit, mehr leben-
diges Gefuͤhl beymeſſe, als beyweitem dem groͤßeren Theile
des Gemaͤldes ſelbſt. Dieſem fehlt es auch in den Tinten
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