Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.Unter den Trümmern einer der ältesten florentinischen Mit Sicherheit weiß ich nichts anzuführen, was jenen Unter den Truͤmmern einer der aͤlteſten florentiniſchen Mit Sicherheit weiß ich nichts anzufuͤhren, was jenen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0046" n="24"/> <p>Unter den Truͤmmern einer der aͤlteſten florentiniſchen<lb/> Sammlungen fand ich vor einigen Jahren ein rundes Bild,<lb/> welches mir in dieſe fruͤhe Epoche <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphaels</persName> einzufallen ſchien.<lb/> Der Gegenſtand, die Madonna mit beiden Kindern und zween<lb/> halberwachſenen Engeln, deren einer das Kind der Mutter<lb/> zur Verehrung entgegenhaͤlt, der andere, niederknieend, den<lb/> kleinen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118557858">Johannes</persName> dem Jeſuskinde zu empfehlen ſcheint, findet<lb/> ſich Stuͤck fuͤr Stuͤck in einem Bilde des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119091771">Perugino</persName> aus ſeiner<lb/> beſten Zeit (von 1480—90), gegenwaͤrtig im Hauſe der Gra-<lb/> fen Mozzi zu <placeName>Florenz</placeName>, bey der Bruͤcke <hi rendition="#aq">alle grazie</hi>. Von die-<lb/> ſem Bilde iſt das unſrige eine Art Copie, doch nur der Zu-<lb/> ſammenſtellung, der Motive, nicht der Charaktere und einzel-<lb/> nen Ausgeſtaltungen in den Lagen, Wendungen, Koͤpfen und<lb/> Haͤnden. In dieſen zeigen ſich bey wenig aͤußerer Fertigkeit<lb/> ſo viel richtige, tiefbegruͤndete Wuͤnſche und Abſichten, als in<lb/> dieſer Epoche und Schule, auf einer ſo beſcheidenen Stufe der<lb/> techniſchen Entwickelung, nur dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphael</persName> beyzumeſſen ſind.<lb/> Auch die ungemein ſchoͤne, zierliche Landſchaft, der friſche Lo-<lb/> calton der Carnation, die ſaubere Umraͤnderung der Tafel in<lb/> glaͤnzendem Schwarz, ſcheinen fuͤr meine Vermuthung zu ſpre-<lb/> chen. Da endlich ſelbſt mein Berichtgeber in Dingen der<lb/> Stadt <placeName>Urbino</placeName> darin eine Annaͤherung an jenes Bildchen zu<lb/><placeName>Urbino</placeName> wahrzunehmen glaubte, der Preis aber auf zwanzig<lb/> Zecchinen zu bringen war; ſo ſchwankte ich nicht laͤnger, die-<lb/> ſes jugendlich anmuthsvolle Bild fuͤr die Sammlungen der<lb/> Majeſtaͤt des Koͤnigs von <placeName>Preußen</placeName> zu erſtehen. Im Muſeo<lb/> zu <placeName>Berlin</placeName> hat es in der erſten Abtheilung die Nummer 222.</p><lb/> <p>Mit Sicherheit weiß ich nichts anzufuͤhren, was jenen<lb/> fruͤheſten, wohl auch noch bezweifelten Jugendarbeiten unmit-<lb/> telbar ſich anſchloͤſſe. Hatte <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphael</persName>, wie doch nicht ohne<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0046]
Unter den Truͤmmern einer der aͤlteſten florentiniſchen
Sammlungen fand ich vor einigen Jahren ein rundes Bild,
welches mir in dieſe fruͤhe Epoche Raphaels einzufallen ſchien.
Der Gegenſtand, die Madonna mit beiden Kindern und zween
halberwachſenen Engeln, deren einer das Kind der Mutter
zur Verehrung entgegenhaͤlt, der andere, niederknieend, den
kleinen Johannes dem Jeſuskinde zu empfehlen ſcheint, findet
ſich Stuͤck fuͤr Stuͤck in einem Bilde des Perugino aus ſeiner
beſten Zeit (von 1480—90), gegenwaͤrtig im Hauſe der Gra-
fen Mozzi zu Florenz, bey der Bruͤcke alle grazie. Von die-
ſem Bilde iſt das unſrige eine Art Copie, doch nur der Zu-
ſammenſtellung, der Motive, nicht der Charaktere und einzel-
nen Ausgeſtaltungen in den Lagen, Wendungen, Koͤpfen und
Haͤnden. In dieſen zeigen ſich bey wenig aͤußerer Fertigkeit
ſo viel richtige, tiefbegruͤndete Wuͤnſche und Abſichten, als in
dieſer Epoche und Schule, auf einer ſo beſcheidenen Stufe der
techniſchen Entwickelung, nur dem Raphael beyzumeſſen ſind.
Auch die ungemein ſchoͤne, zierliche Landſchaft, der friſche Lo-
calton der Carnation, die ſaubere Umraͤnderung der Tafel in
glaͤnzendem Schwarz, ſcheinen fuͤr meine Vermuthung zu ſpre-
chen. Da endlich ſelbſt mein Berichtgeber in Dingen der
Stadt Urbino darin eine Annaͤherung an jenes Bildchen zu
Urbino wahrzunehmen glaubte, der Preis aber auf zwanzig
Zecchinen zu bringen war; ſo ſchwankte ich nicht laͤnger, die-
ſes jugendlich anmuthsvolle Bild fuͤr die Sammlungen der
Majeſtaͤt des Koͤnigs von Preußen zu erſtehen. Im Muſeo
zu Berlin hat es in der erſten Abtheilung die Nummer 222.
Mit Sicherheit weiß ich nichts anzufuͤhren, was jenen
fruͤheſten, wohl auch noch bezweifelten Jugendarbeiten unmit-
telbar ſich anſchloͤſſe. Hatte Raphael, wie doch nicht ohne
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