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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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herzoglichen Wohnung einzurichten, deren großen Saal und daran
stoßendes Gemach bekanntlich ganz mit Figuren und Historien
bedeckt ist. Die Gunst, welche eben damals die Zuccari, später
Arpino erfahren, die Zurücksetzung der ehrwürdigen Bestrebun-
gen der Caracci, des liebevollen Fleißes des Domenichino,
sind durch Fiorillo's treffliche Bearbeitung dieses Abschnittes
der neueren Kunsthistorie überall bekannt. Indeß waren jene
älteren Schnellmaler zum Theil von einer gründlichen Vor-
schule ausgegangen; ungleich abschreckender sind daher solche,
welche unmittelbar von dem Bestreben auf Leichtigkeit ausge-
gangen sind, Frechheit und Dreistigkeit der Manier von An-
beginn als einen wesentlichen Vorzug angesehn und absichtlich
erstrebt haben. Um das Jahr 1700. war die künstlerische
Aesthetik auf diese Verirrungen völlig eingerichtet, wie in dem
Briefwechsel damaliger Künstler und Gönner einzusehen ist *).
Indeß erhob sich dagegen um die Mitte des achtzehnten Jahr-
hundertes hie und da eine Stimme. So schrieb der ehrwür-
dige Zannotti, welcher von Carlo Cignani bis auf den Battoni
unzählige Künstler untergehen gesehen: "es giebt nur zu viele
der schlimmen Manieren, welche den falschen Kennern gefal-
len und von denselben aufgemuntert werden. Zunächst müßte
man dieses Wucherkraut ausreuten; wenn es verschwunden
wäre, würden die Künstler kein anderes Vorbild mehr zu be-
folgen haben, als die Natur, welche sie schon auf den rechten
Weg zurückleiten würde."

Freylich käme hier noch viel Anderes in Betrachtung:
Geistesanlage, sittliche Richtung, Begründung des Handwerkes,

*) S. Racc. cit. To. VI.

herzoglichen Wohnung einzurichten, deren großen Saal und daran
ſtoßendes Gemach bekanntlich ganz mit Figuren und Hiſtorien
bedeckt iſt. Die Gunſt, welche eben damals die Zuccari, ſpaͤter
Arpino erfahren, die Zuruͤckſetzung der ehrwuͤrdigen Beſtrebun-
gen der Caracci, des liebevollen Fleißes des Domenichino,
ſind durch Fiorillo’s treffliche Bearbeitung dieſes Abſchnittes
der neueren Kunſthiſtorie uͤberall bekannt. Indeß waren jene
aͤlteren Schnellmaler zum Theil von einer gruͤndlichen Vor-
ſchule ausgegangen; ungleich abſchreckender ſind daher ſolche,
welche unmittelbar von dem Beſtreben auf Leichtigkeit ausge-
gangen ſind, Frechheit und Dreiſtigkeit der Manier von An-
beginn als einen weſentlichen Vorzug angeſehn und abſichtlich
erſtrebt haben. Um das Jahr 1700. war die kuͤnſtleriſche
Aeſthetik auf dieſe Verirrungen voͤllig eingerichtet, wie in dem
Briefwechſel damaliger Kuͤnſtler und Goͤnner einzuſehen iſt *).
Indeß erhob ſich dagegen um die Mitte des achtzehnten Jahr-
hundertes hie und da eine Stimme. So ſchrieb der ehrwuͤr-
dige Zannotti, welcher von Carlo Cignani bis auf den Battoni
unzaͤhlige Kuͤnſtler untergehen geſehen: „es giebt nur zu viele
der ſchlimmen Manieren, welche den falſchen Kennern gefal-
len und von denſelben aufgemuntert werden. Zunaͤchſt muͤßte
man dieſes Wucherkraut ausreuten; wenn es verſchwunden
waͤre, wuͤrden die Kuͤnſtler kein anderes Vorbild mehr zu be-
folgen haben, als die Natur, welche ſie ſchon auf den rechten
Weg zuruͤckleiten wuͤrde.“

Freylich kaͤme hier noch viel Anderes in Betrachtung:
Geiſtesanlage, ſittliche Richtung, Begruͤndung des Handwerkes,

*) S. Racc. cit. To. VI.
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[418/0436] herzoglichen Wohnung einzurichten, deren großen Saal und daran ſtoßendes Gemach bekanntlich ganz mit Figuren und Hiſtorien bedeckt iſt. Die Gunſt, welche eben damals die Zuccari, ſpaͤter Arpino erfahren, die Zuruͤckſetzung der ehrwuͤrdigen Beſtrebun- gen der Caracci, des liebevollen Fleißes des Domenichino, ſind durch Fiorillo’s treffliche Bearbeitung dieſes Abſchnittes der neueren Kunſthiſtorie uͤberall bekannt. Indeß waren jene aͤlteren Schnellmaler zum Theil von einer gruͤndlichen Vor- ſchule ausgegangen; ungleich abſchreckender ſind daher ſolche, welche unmittelbar von dem Beſtreben auf Leichtigkeit ausge- gangen ſind, Frechheit und Dreiſtigkeit der Manier von An- beginn als einen weſentlichen Vorzug angeſehn und abſichtlich erſtrebt haben. Um das Jahr 1700. war die kuͤnſtleriſche Aeſthetik auf dieſe Verirrungen voͤllig eingerichtet, wie in dem Briefwechſel damaliger Kuͤnſtler und Goͤnner einzuſehen iſt *). Indeß erhob ſich dagegen um die Mitte des achtzehnten Jahr- hundertes hie und da eine Stimme. So ſchrieb der ehrwuͤr- dige Zannotti, welcher von Carlo Cignani bis auf den Battoni unzaͤhlige Kuͤnſtler untergehen geſehen: „es giebt nur zu viele der ſchlimmen Manieren, welche den falſchen Kennern gefal- len und von denſelben aufgemuntert werden. Zunaͤchſt muͤßte man dieſes Wucherkraut ausreuten; wenn es verſchwunden waͤre, wuͤrden die Kuͤnſtler kein anderes Vorbild mehr zu be- folgen haben, als die Natur, welche ſie ſchon auf den rechten Weg zuruͤckleiten wuͤrde.“ Freylich kaͤme hier noch viel Anderes in Betrachtung: Geiſtesanlage, ſittliche Richtung, Begruͤndung des Handwerkes, *) S. Racc. cit. To. VI.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/436>, abgerufen am 26.11.2024.