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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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Paggi hegte, obwohl er als Künstler gar wenig bedeutet,
doch eine hohe Meinung von der geistigen Vornehmheit des
Künstlerberufes, welche er seinen beschränkteren Zunftgenossen
mitzutheilen suchte. Indeß hatte auch die äußere Stellung der
Künstler seit dem Anbeginn des funfzehnten Jahrhundertes
eine gänzliche Umwandlung erfahren, auf welche dieser Künst-
ler in seinen Briefen verschiedentlich anspielt *). Aus dürren
Zunftgenossen waren die bildenden Künstler durch unmerkliche
Uebergänge zu Günstlingen großer Fürsten, Hof und Welt-
leuten **) gediehen. Die Achtung, deren Lionardo, Michelag-
nuolo
, Lionardo, Tizian und andere Maler und Bildner ihrer
Zeit sich erfreueten, beruhete vornehmlich auf der Größe ihres
Talentes, auf der Würde ihrer Persönlichkeit. Wie ehrenvoll
sie gestellt waren, erhellet z. B. aus den Briefen Tizians an
Karl V. und Philipp II. ***); wie viel Rücksicht dem Talent
gewähret wurde, aus dem bekannten Briefe Julius II. an die
Behörden der florentinischen Republik +). Dieses noch per-
sönliche Verhältniß großer Künstler zu geistvollen Fürsten ging
indeß sehr frühe auf alle Berufsgenossen über. Ihre Zünfte
gestalteten sich allgemach zu freyen Genossenschaften, zu Aka-

*) S. Racc. di Lett. sulla pitt. etc. To. VI. Lett. XVI. XVII.
XLV. XLVI.
**) Racc. cit. To. V. Lett. LXV., schreibt Fra Sebastiano del
Piombo
an Pietro Ar. "-- E dite al Sansovino, che a Roma si
pescan offizj, piombi, cappelli etc. -- ma a Venezia si pesca an-
guille e menole e masenette; --"
***) Raccolta cit. To. II. Lett. VI. VII.
+) To. cit. Lett. CXCV. -- Der Papst schreibt: Michael Ang.
sculptor qui a nobis leviter et inconsulte discessit, redire, ut acce-
pimus, ad nos timet; cui nos non succensemus: novimus hu-
jusmodi hominum ingenium
.

Paggi hegte, obwohl er als Kuͤnſtler gar wenig bedeutet,
doch eine hohe Meinung von der geiſtigen Vornehmheit des
Kuͤnſtlerberufes, welche er ſeinen beſchraͤnkteren Zunftgenoſſen
mitzutheilen ſuchte. Indeß hatte auch die aͤußere Stellung der
Kuͤnſtler ſeit dem Anbeginn des funfzehnten Jahrhundertes
eine gaͤnzliche Umwandlung erfahren, auf welche dieſer Kuͤnſt-
ler in ſeinen Briefen verſchiedentlich anſpielt *). Aus duͤrren
Zunftgenoſſen waren die bildenden Kuͤnſtler durch unmerkliche
Uebergaͤnge zu Guͤnſtlingen großer Fuͤrſten, Hof und Welt-
leuten **) gediehen. Die Achtung, deren Lionardo, Michelag-
nuolo
, Lionardo, Tizian und andere Maler und Bildner ihrer
Zeit ſich erfreueten, beruhete vornehmlich auf der Groͤße ihres
Talentes, auf der Wuͤrde ihrer Perſoͤnlichkeit. Wie ehrenvoll
ſie geſtellt waren, erhellet z. B. aus den Briefen Tizians an
Karl V. und Philipp II. ***); wie viel Ruͤckſicht dem Talent
gewaͤhret wurde, aus dem bekannten Briefe Julius II. an die
Behoͤrden der florentiniſchen Republik †). Dieſes noch per-
ſoͤnliche Verhaͤltniß großer Kuͤnſtler zu geiſtvollen Fuͤrſten ging
indeß ſehr fruͤhe auf alle Berufsgenoſſen uͤber. Ihre Zuͤnfte
geſtalteten ſich allgemach zu freyen Genoſſenſchaften, zu Aka-

*) S. Racc. di Lett. sulla pitt. etc. To. VI. Lett. XVI. XVII.
XLV. XLVI.
**) Racc. cit. To. V. Lett. LXV., ſchreibt Fra Sebaſtiano del
Piombo
an Pietro Ar. „— E dite al Sansovino, che a Roma si
pescan offizj, piombi, cappelli etc. — ma a Venezia si pesca an-
guille e menole e masenette; —“
***) Raccolta cit. To. II. Lett. VI. VII.
†) To. cit. Lett. CXCV. — Der Papſt ſchreibt: Michael Ang.
sculptor qui a nobis leviter et inconsulte discessit, redire, ut acce-
pimus, ad nos timet; cui nos non succensemus: novimus hu-
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[415/0433] Paggi hegte, obwohl er als Kuͤnſtler gar wenig bedeutet, doch eine hohe Meinung von der geiſtigen Vornehmheit des Kuͤnſtlerberufes, welche er ſeinen beſchraͤnkteren Zunftgenoſſen mitzutheilen ſuchte. Indeß hatte auch die aͤußere Stellung der Kuͤnſtler ſeit dem Anbeginn des funfzehnten Jahrhundertes eine gaͤnzliche Umwandlung erfahren, auf welche dieſer Kuͤnſt- ler in ſeinen Briefen verſchiedentlich anſpielt *). Aus duͤrren Zunftgenoſſen waren die bildenden Kuͤnſtler durch unmerkliche Uebergaͤnge zu Guͤnſtlingen großer Fuͤrſten, Hof und Welt- leuten **) gediehen. Die Achtung, deren Lionardo, Michelag- nuolo, Lionardo, Tizian und andere Maler und Bildner ihrer Zeit ſich erfreueten, beruhete vornehmlich auf der Groͤße ihres Talentes, auf der Wuͤrde ihrer Perſoͤnlichkeit. Wie ehrenvoll ſie geſtellt waren, erhellet z. B. aus den Briefen Tizians an Karl V. und Philipp II. ***); wie viel Ruͤckſicht dem Talent gewaͤhret wurde, aus dem bekannten Briefe Julius II. an die Behoͤrden der florentiniſchen Republik †). Dieſes noch per- ſoͤnliche Verhaͤltniß großer Kuͤnſtler zu geiſtvollen Fuͤrſten ging indeß ſehr fruͤhe auf alle Berufsgenoſſen uͤber. Ihre Zuͤnfte geſtalteten ſich allgemach zu freyen Genoſſenſchaften, zu Aka- *) S. Racc. di Lett. sulla pitt. etc. To. VI. Lett. XVI. XVII. XLV. XLVI. **) Racc. cit. To. V. Lett. LXV., ſchreibt Fra Sebaſtiano del Piombo an Pietro Ar. „— E dite al Sansovino, che a Roma si pescan offizj, piombi, cappelli etc. — ma a Venezia si pesca an- guille e menole e masenette; —“ ***) Raccolta cit. To. II. Lett. VI. VII. †) To. cit. Lett. CXCV. — Der Papſt ſchreibt: Michael Ang. sculptor qui a nobis leviter et inconsulte discessit, redire, ut acce- pimus, ad nos timet; cui nos non succensemus: novimus hu- jusmodi hominum ingenium.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/433>, abgerufen am 26.11.2024.