Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

ter hinzugefügten Aufschrift, im Jahre 1505. Unter den Er-
gänzungen seines Lehrers lieset man:

PETRVS DE CASTRO PLEBIS PERVSINVS
-- SANCTOS SANCTASQVE PINXIT. A. D. M.
D. XXI.

Aehnliche Schwäche der Auffassung, gleich matte Verbla-
senheit zeigt das Altargemälde in der Servitenkirche zu Flo-
renz
, welches, nach Angabe des Vasari *), alsobald mit Hohn
aufgenommen worden. Gewiß erlebte ich, daß einige davon
abgenommene Flügel des Bildes eine längere Zeit hindurch
für den billigen Preis von dreißig Zecchinen vergeblich ausge-
boten wurden.

Die bekannten Mauergemälde im Wechselgerichte zu Peru-
gia
fallen, da sie nach der Aufschrift am Pfeiler im Jahre 1500
begonnen, oder beendigt worden **), bereits in die Epoche der
Abnahme seines Strebens, des Ueberganges zu seiner späteren,
ganz handwerksmäßigen Richtung. Beyspiele dieser letzten ge-
währen jene unzähligen Tafeln und Wandgemälde, mit denen er
selbst, oder seine Gehülfen und Schüler die Kirchen von Perugia
nd anderer Ortschaften des Bezirkes erfüllt haben. Allerdings
sind diese Arbeiten nicht durchhin schlecht, oder mittelmäßig;
indeß dürfte bey diesen späteren Leistungen das Gute, was sie
enthalten, häufiger seinen besseren Schülern, dem Raphael,
Spagna und Anderen angehören, als dem Meister selbst, des-

*) S. vita di Pietro Perug.
**) Mariotti, lett. Perug. lett. VI. p. 258. Anm. 1. erwähnt ei-
ner Empfangsbescheinigung der Bezahlung dieser Gemälde vom
J. 1507. Doch müßte man solche selbst sehn, um ihren Sinn er-
mitteln zu können, und den Widerspruch auszugleichen, in welchem
sie mit der Aufschrift jener Malereyen zu stehen scheint.

ter hinzugefuͤgten Aufſchrift, im Jahre 1505. Unter den Er-
gaͤnzungen ſeines Lehrers lieſet man:

PETRVS DE CASTRO PLEBIS PERVSINVS
— SANCTOS SANCTASQVE PINXIT. A. D. M.
D. XXI.

Aehnliche Schwaͤche der Auffaſſung, gleich matte Verbla-
ſenheit zeigt das Altargemaͤlde in der Servitenkirche zu Flo-
renz
, welches, nach Angabe des Vaſari *), alſobald mit Hohn
aufgenommen worden. Gewiß erlebte ich, daß einige davon
abgenommene Fluͤgel des Bildes eine laͤngere Zeit hindurch
fuͤr den billigen Preis von dreißig Zecchinen vergeblich ausge-
boten wurden.

Die bekannten Mauergemaͤlde im Wechſelgerichte zu Peru-
gia
fallen, da ſie nach der Aufſchrift am Pfeiler im Jahre 1500
begonnen, oder beendigt worden **), bereits in die Epoche der
Abnahme ſeines Strebens, des Ueberganges zu ſeiner ſpaͤteren,
ganz handwerksmaͤßigen Richtung. Beyſpiele dieſer letzten ge-
waͤhren jene unzaͤhligen Tafeln und Wandgemaͤlde, mit denen er
ſelbſt, oder ſeine Gehuͤlfen und Schuͤler die Kirchen von Perugia
nd anderer Ortſchaften des Bezirkes erfuͤllt haben. Allerdings
ſind dieſe Arbeiten nicht durchhin ſchlecht, oder mittelmaͤßig;
indeß duͤrfte bey dieſen ſpaͤteren Leiſtungen das Gute, was ſie
enthalten, haͤufiger ſeinen beſſeren Schuͤlern, dem Raphael,
Spagna und Anderen angehoͤren, als dem Meiſter ſelbſt, deſ-

*) S. vita di Pietro Perug.
**) Mariotti, lett. Perug. lett. VI. p. 258. Anm. 1. erwaͤhnt ei-
ner Empfangsbeſcheinigung der Bezahlung dieſer Gemaͤlde vom
J. 1507. Doch muͤßte man ſolche ſelbſt ſehn, um ihren Sinn er-
mitteln zu koͤnnen, und den Widerſpruch auszugleichen, in welchem
ſie mit der Aufſchrift jener Malereyen zu ſtehen ſcheint.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0365" n="347"/>
ter hinzugefu&#x0364;gten Auf&#x017F;chrift, im Jahre 1505. Unter den Er-<lb/>
ga&#x0364;nzungen &#x017F;eines Lehrers lie&#x017F;et man:</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119091771">PETRVS DE CASTRO PLEBIS PERVSINVS</persName><lb/>
&#x2014; SANCTOS SANCTASQVE PINXIT. A. D. M.<lb/>
D. XXI.</hi> </p><lb/>
          <p>Aehnliche Schwa&#x0364;che der Auffa&#x017F;&#x017F;ung, gleich matte Verbla-<lb/>
&#x017F;enheit zeigt das Altargema&#x0364;lde in der Servitenkirche zu <placeName>Flo-<lb/>
renz</placeName>, welches, nach Angabe des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Va&#x017F;ari</persName> <note place="foot" n="*)">S. <hi rendition="#aq">vita di <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119091771">Pietro Perug.</persName></hi></note>, al&#x017F;obald mit Hohn<lb/>
aufgenommen worden. Gewiß erlebte ich, daß einige davon<lb/>
abgenommene Flu&#x0364;gel des Bildes eine la&#x0364;ngere Zeit hindurch<lb/>
fu&#x0364;r den billigen Preis von dreißig Zecchinen vergeblich ausge-<lb/>
boten wurden.</p><lb/>
          <p>Die bekannten Mauergema&#x0364;lde im Wech&#x017F;elgerichte zu <placeName>Peru-<lb/>
gia</placeName> fallen, da &#x017F;ie nach der Auf&#x017F;chrift am Pfeiler im Jahre 1500<lb/>
begonnen, oder beendigt worden <note place="foot" n="**)"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117551996">Mariotti</persName>, lett. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119091771">Perug.</persName> lett. VI. p.</hi> 258. Anm. 1. erwa&#x0364;hnt ei-<lb/>
ner Empfangsbe&#x017F;cheinigung der Bezahlung die&#x017F;er Gema&#x0364;lde vom<lb/>
J. 1507. Doch mu&#x0364;ßte man &#x017F;olche &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ehn, um ihren Sinn er-<lb/>
mitteln zu ko&#x0364;nnen, und den Wider&#x017F;pruch auszugleichen, in welchem<lb/>
&#x017F;ie mit der Auf&#x017F;chrift jener Malereyen zu &#x017F;tehen &#x017F;cheint.</note>, bereits in die Epoche der<lb/>
Abnahme &#x017F;eines Strebens, des Ueberganges zu &#x017F;einer &#x017F;pa&#x0364;teren,<lb/>
ganz handwerksma&#x0364;ßigen Richtung. Bey&#x017F;piele die&#x017F;er letzten ge-<lb/>
wa&#x0364;hren jene unza&#x0364;hligen Tafeln und Wandgema&#x0364;lde, mit denen er<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, oder &#x017F;eine Gehu&#x0364;lfen und Schu&#x0364;ler die Kirchen von <placeName>Perugia</placeName><lb/>
nd anderer Ort&#x017F;chaften des Bezirkes erfu&#x0364;llt haben. Allerdings<lb/>
&#x017F;ind die&#x017F;e Arbeiten nicht durchhin &#x017F;chlecht, oder mittelma&#x0364;ßig;<lb/>
indeß du&#x0364;rfte bey die&#x017F;en &#x017F;pa&#x0364;teren Lei&#x017F;tungen das Gute, was &#x017F;ie<lb/>
enthalten, ha&#x0364;ufiger &#x017F;einen be&#x017F;&#x017F;eren Schu&#x0364;lern, dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphael</persName>,<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119053357">Spagna</persName> und Anderen angeho&#x0364;ren, als dem Mei&#x017F;ter &#x017F;elb&#x017F;t, de&#x017F;-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[347/0365] ter hinzugefuͤgten Aufſchrift, im Jahre 1505. Unter den Er- gaͤnzungen ſeines Lehrers lieſet man: PETRVS DE CASTRO PLEBIS PERVSINVS — SANCTOS SANCTASQVE PINXIT. A. D. M. D. XXI. Aehnliche Schwaͤche der Auffaſſung, gleich matte Verbla- ſenheit zeigt das Altargemaͤlde in der Servitenkirche zu Flo- renz, welches, nach Angabe des Vaſari *), alſobald mit Hohn aufgenommen worden. Gewiß erlebte ich, daß einige davon abgenommene Fluͤgel des Bildes eine laͤngere Zeit hindurch fuͤr den billigen Preis von dreißig Zecchinen vergeblich ausge- boten wurden. Die bekannten Mauergemaͤlde im Wechſelgerichte zu Peru- gia fallen, da ſie nach der Aufſchrift am Pfeiler im Jahre 1500 begonnen, oder beendigt worden **), bereits in die Epoche der Abnahme ſeines Strebens, des Ueberganges zu ſeiner ſpaͤteren, ganz handwerksmaͤßigen Richtung. Beyſpiele dieſer letzten ge- waͤhren jene unzaͤhligen Tafeln und Wandgemaͤlde, mit denen er ſelbſt, oder ſeine Gehuͤlfen und Schuͤler die Kirchen von Perugia nd anderer Ortſchaften des Bezirkes erfuͤllt haben. Allerdings ſind dieſe Arbeiten nicht durchhin ſchlecht, oder mittelmaͤßig; indeß duͤrfte bey dieſen ſpaͤteren Leiſtungen das Gute, was ſie enthalten, haͤufiger ſeinen beſſeren Schuͤlern, dem Raphael, Spagna und Anderen angehoͤren, als dem Meiſter ſelbſt, deſ- *) S. vita di Pietro Perug. **) Mariotti, lett. Perug. lett. VI. p. 258. Anm. 1. erwaͤhnt ei- ner Empfangsbeſcheinigung der Bezahlung dieſer Gemaͤlde vom J. 1507. Doch muͤßte man ſolche ſelbſt ſehn, um ihren Sinn er- mitteln zu koͤnnen, und den Widerſpruch auszugleichen, in welchem ſie mit der Aufſchrift jener Malereyen zu ſtehen ſcheint.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/365
Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/365>, abgerufen am 17.05.2024.