über welche Vasari selbst offenbar keine umständliche Gewißheit erlangt hatte.
Ich habe mich nie lange genug in dem merkwürdigen Asisi aufgehalten, um die dortigen Archive in Beziehung auf die Malereyen des Ingegno aufmerksam durchgehen zu kön- nen. Frondini konnte mir nur von einer einzigen unbedeuten- den Arbeit des Ingegno Nachricht ertheilen, von einigen am Rathhause im Jahr 1484 gemalten *) Wappen. Es geht je- doch aus dieser Nachricht hervor, daß Ingegno im Jahr 1484 schon Maler und Meister war, und hieraus wird wie- derum wahrscheinlich, daß er nicht, wie Vasari will, des Perugino, sondern viel eher des Niccolo Alunno Schü- ler gewesen sey. Dieser hatte schon um 1460 in dem be- nachbarten Fuligno eine feste Werkstätte angelegt, während Peter bis nach 1490, bald in Florenz, bald in Rom Beschäf- tigung fand, und erst gegen Ende des Jahrhunderts zu Pe- rugia seine Schule gründete. Demungeachtet konnte Meister Andreas, wie damals geschah, dem Perugino in verdungenen Arbeiten geholfen und bey gemeinschaftlichem Wirken Manches von dessen Art sich angeeignet haben.
Indeß fehlt es durchaus an hinreichend beglaubigten Proben seines Talentes; ein einziges früher, im Kunstblatte 1821. N. 73., von mir angezeigtes Gemälde, damals im Besitze des Kupferstechers und Kunsthändlers Johann Metzger zu Florenz, trug die Anfangsbuchstaben A. A. P., welche ich gedeutet: Andreas Aloysii pinxit, indem ich zugleich auf die
*)Bollettario, in segreteria del publico. "ao. 1484. 29. Octo- bris. Magister Andreas Aloysii habuit bullectam (die An- weisung) pro armis pictis in platea et ad portas civitatis ... flor. 5. solid. 26.
uͤber welche Vaſari ſelbſt offenbar keine umſtaͤndliche Gewißheit erlangt hatte.
Ich habe mich nie lange genug in dem merkwuͤrdigen Aſiſi aufgehalten, um die dortigen Archive in Beziehung auf die Malereyen des Ingegno aufmerkſam durchgehen zu koͤn- nen. Frondini konnte mir nur von einer einzigen unbedeuten- den Arbeit des Ingegno Nachricht ertheilen, von einigen am Rathhauſe im Jahr 1484 gemalten *) Wappen. Es geht je- doch aus dieſer Nachricht hervor, daß Ingegno im Jahr 1484 ſchon Maler und Meiſter war, und hieraus wird wie- derum wahrſcheinlich, daß er nicht, wie Vaſari will, des Perugino, ſondern viel eher des Niccolò Alunno Schuͤ- ler geweſen ſey. Dieſer hatte ſchon um 1460 in dem be- nachbarten Fuligno eine feſte Werkſtaͤtte angelegt, waͤhrend Peter bis nach 1490, bald in Florenz, bald in Rom Beſchaͤf- tigung fand, und erſt gegen Ende des Jahrhunderts zu Pe- rugia ſeine Schule gruͤndete. Demungeachtet konnte Meiſter Andreas, wie damals geſchah, dem Perugino in verdungenen Arbeiten geholfen und bey gemeinſchaftlichem Wirken Manches von deſſen Art ſich angeeignet haben.
Indeß fehlt es durchaus an hinreichend beglaubigten Proben ſeines Talentes; ein einziges fruͤher, im Kunſtblatte 1821. N. 73., von mir angezeigtes Gemaͤlde, damals im Beſitze des Kupferſtechers und Kunſthaͤndlers Johann Metzger zu Florenz, trug die Anfangsbuchſtaben A. A. P., welche ich gedeutet: Andreas Aloysii pinxit, indem ich zugleich auf die
*)Bollettario, in segreteria del publico. „ao. 1484. 29. Octo- bris. Magister Andreas Aloysii habuit bullectam (die An- weiſung) pro armis pictis in platea et ad portas civitatis … flor. 5. solid. 26.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0346"n="328"/>
uͤber welche <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName>ſelbſt offenbar keine umſtaͤndliche Gewißheit<lb/>
erlangt hatte.</p><lb/><p>Ich habe mich nie lange genug in dem merkwuͤrdigen<lb/><placeName>Aſiſi</placeName> aufgehalten, um die dortigen Archive in Beziehung auf<lb/>
die Malereyen des <persNameref="http://d-nb.info/gnd/121182258">Ingegno</persName> aufmerkſam durchgehen zu koͤn-<lb/>
nen. <persNameref="nognd">Frondini</persName> konnte mir nur von einer einzigen unbedeuten-<lb/>
den Arbeit des <persNameref="http://d-nb.info/gnd/121182258">Ingegno</persName> Nachricht ertheilen, von einigen am<lb/>
Rathhauſe im Jahr 1484 gemalten <noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#aq">Bollettario, in segreteria del publico. „ao. 1484. 29. Octo-<lb/>
bris. <hirendition="#g">Magister <persNameref="http://d-nb.info/gnd/121182258">Andreas Aloysii</persName></hi> habuit bullectam</hi> (die An-<lb/>
weiſung) <hirendition="#aq">pro armis pictis in platea et ad portas civitatis … flor.<lb/>
5. solid. 26.</hi></note> Wappen. Es geht je-<lb/>
doch aus dieſer Nachricht hervor, daß <persNameref="http://d-nb.info/gnd/121182258">Ingegno</persName> im Jahr<lb/>
1484 ſchon Maler und Meiſter war, und hieraus wird wie-<lb/>
derum wahrſcheinlich, daß er <hirendition="#g">nicht</hi>, wie <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName> will, des<lb/><hirendition="#g"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/119091771">Perugino</persName></hi>, ſondern viel eher des <hirendition="#g"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/129222976">Niccol<hirendition="#aq">ò</hi> Alunno</persName></hi> Schuͤ-<lb/>
ler geweſen ſey. Dieſer hatte ſchon um 1460 in dem be-<lb/>
nachbarten <placeName>Fuligno</placeName> eine feſte Werkſtaͤtte angelegt, waͤhrend<lb/>
Peter bis nach 1490, bald in <placeName>Florenz</placeName>, bald in <placeName>Rom</placeName> Beſchaͤf-<lb/>
tigung fand, und erſt gegen Ende des Jahrhunderts zu <placeName>Pe-<lb/>
rugia</placeName>ſeine Schule gruͤndete. Demungeachtet konnte Meiſter<lb/><persNameref="http://d-nb.info/gnd/121182258">Andreas</persName>, wie damals geſchah, dem <persNameref="http://d-nb.info/gnd/119091771">Perugino</persName> in verdungenen<lb/>
Arbeiten geholfen und bey gemeinſchaftlichem Wirken Manches<lb/>
von deſſen Art ſich angeeignet haben.</p><lb/><p>Indeß fehlt es durchaus an hinreichend beglaubigten<lb/>
Proben ſeines Talentes; ein einziges fruͤher, im Kunſtblatte<lb/>
1821. <hirendition="#aq">N.</hi> 73., von mir angezeigtes Gemaͤlde, damals im<lb/>
Beſitze des Kupferſtechers und Kunſthaͤndlers <persNameref="http://d-nb.info/gnd/11695714X">Johann Metzger</persName><lb/>
zu <placeName>Florenz</placeName>, trug die Anfangsbuchſtaben <hirendition="#aq">A. A. P.,</hi> welche ich<lb/>
gedeutet: <hirendition="#aq"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/121182258">Andreas Aloysii</persName> pinxit,</hi> indem ich zugleich auf die<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[328/0346]
uͤber welche Vaſari ſelbſt offenbar keine umſtaͤndliche Gewißheit
erlangt hatte.
Ich habe mich nie lange genug in dem merkwuͤrdigen
Aſiſi aufgehalten, um die dortigen Archive in Beziehung auf
die Malereyen des Ingegno aufmerkſam durchgehen zu koͤn-
nen. Frondini konnte mir nur von einer einzigen unbedeuten-
den Arbeit des Ingegno Nachricht ertheilen, von einigen am
Rathhauſe im Jahr 1484 gemalten *) Wappen. Es geht je-
doch aus dieſer Nachricht hervor, daß Ingegno im Jahr
1484 ſchon Maler und Meiſter war, und hieraus wird wie-
derum wahrſcheinlich, daß er nicht, wie Vaſari will, des
Perugino, ſondern viel eher des Niccolò Alunno Schuͤ-
ler geweſen ſey. Dieſer hatte ſchon um 1460 in dem be-
nachbarten Fuligno eine feſte Werkſtaͤtte angelegt, waͤhrend
Peter bis nach 1490, bald in Florenz, bald in Rom Beſchaͤf-
tigung fand, und erſt gegen Ende des Jahrhunderts zu Pe-
rugia ſeine Schule gruͤndete. Demungeachtet konnte Meiſter
Andreas, wie damals geſchah, dem Perugino in verdungenen
Arbeiten geholfen und bey gemeinſchaftlichem Wirken Manches
von deſſen Art ſich angeeignet haben.
Indeß fehlt es durchaus an hinreichend beglaubigten
Proben ſeines Talentes; ein einziges fruͤher, im Kunſtblatte
1821. N. 73., von mir angezeigtes Gemaͤlde, damals im
Beſitze des Kupferſtechers und Kunſthaͤndlers Johann Metzger
zu Florenz, trug die Anfangsbuchſtaben A. A. P., welche ich
gedeutet: Andreas Aloysii pinxit, indem ich zugleich auf die
*) Bollettario, in segreteria del publico. „ao. 1484. 29. Octo-
bris. Magister Andreas Aloysii habuit bullectam (die An-
weiſung) pro armis pictis in platea et ad portas civitatis … flor.
5. solid. 26.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/346>, abgerufen am 28.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.