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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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Salvator, welchen der Künstler hier nach den ältesten Bey-
spielen in unbärtiger Jugend dargestellt und mit Engeln um-
geben hat; dieses Bild ist unstreitig das schwächste der gan-
zen Folge. Uebrigens darf ich nicht verhehlen, daß in den
genannten Bildern, besonders in den Kirchenvätern der vier
Abtheilungen des Kreuzgewölbes, überall neben jenen älteren
Anregungen auch Eindrücke aus den Werken des Benozzo
Gozzoli
wahrzunehmen sind, welcher eben damals schon in
dem nahen Montefalco malen und durch den Umfang seines
Talentes, die Neuheit seiner Leistungen auf die jüngeren
Maler jenes Bezirkes einwirken mochte.

Da bis dahin die älteren Malerschulen des Bezirkes von
Asisi und Perugia nur höchst nothdürftig bekannt sind, so dür-
fen wir hoffen, die Ableitung ihrer Richtung, welche ich ver-
sucht habe, in der Folge umständlicher begründet zu sehn.
Indeß werden die angezogenen Beyspiele die Wahrscheinlichkeit
meiner Ableitung über alle Einreden erheben und vor der
Hand genügen, die auffallende Uebereinstimmung der Bestre-
bungen des Niccolo von Fuligno mit jenen des Thaddeo di
Bartolo
bequem und faßlich zu erklären.

In einer urkundlichen Nachricht, welche ein Localscribent
hervorgezogen *), werden: Pietro di Mazzaforte und Nic-
colo
Deliberatore Folignate
im Jahre 1461. gemeinschaft-
lich für eine schöne Altartafel der Franciscanerkirche zu Cagli
bezahlt. Lanzi glaubte hinsichtlich dieser Urkunde annehmen zu
müssen, daß eben damals zu Fuligno zwey verschiedene Maler

*) S. Lanzi sto. pitt. scuola Romana, Ep. I. -- Bemerke, daß
er nicht die Worte der Urkunde anführt, welche man selbst einsehn
müßte.

Salvator, welchen der Kuͤnſtler hier nach den aͤlteſten Bey-
ſpielen in unbaͤrtiger Jugend dargeſtellt und mit Engeln um-
geben hat; dieſes Bild iſt unſtreitig das ſchwaͤchſte der gan-
zen Folge. Uebrigens darf ich nicht verhehlen, daß in den
genannten Bildern, beſonders in den Kirchenvaͤtern der vier
Abtheilungen des Kreuzgewoͤlbes, uͤberall neben jenen aͤlteren
Anregungen auch Eindruͤcke aus den Werken des Benozzo
Gozzoli
wahrzunehmen ſind, welcher eben damals ſchon in
dem nahen Montefalco malen und durch den Umfang ſeines
Talentes, die Neuheit ſeiner Leiſtungen auf die juͤngeren
Maler jenes Bezirkes einwirken mochte.

Da bis dahin die aͤlteren Malerſchulen des Bezirkes von
Aſiſi und Perugia nur hoͤchſt nothduͤrftig bekannt ſind, ſo duͤr-
fen wir hoffen, die Ableitung ihrer Richtung, welche ich ver-
ſucht habe, in der Folge umſtaͤndlicher begruͤndet zu ſehn.
Indeß werden die angezogenen Beyſpiele die Wahrſcheinlichkeit
meiner Ableitung uͤber alle Einreden erheben und vor der
Hand genuͤgen, die auffallende Uebereinſtimmung der Beſtre-
bungen des Niccolò von Fuligno mit jenen des Thaddeo di
Bartolo
bequem und faßlich zu erklaͤren.

In einer urkundlichen Nachricht, welche ein Localſcribent
hervorgezogen *), werden: Pietro di Mazzaforte und Nic-
colò
Deliberatore Folignate
im Jahre 1461. gemeinſchaft-
lich fuͤr eine ſchoͤne Altartafel der Franciscanerkirche zu Cagli
bezahlt. Lanzi glaubte hinſichtlich dieſer Urkunde annehmen zu
muͤſſen, daß eben damals zu Fuligno zwey verſchiedene Maler

*) S. Lanzi sto. pitt. scuola Romana, Ep. I. — Bemerke, daß
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[315/0333] Salvator, welchen der Kuͤnſtler hier nach den aͤlteſten Bey- ſpielen in unbaͤrtiger Jugend dargeſtellt und mit Engeln um- geben hat; dieſes Bild iſt unſtreitig das ſchwaͤchſte der gan- zen Folge. Uebrigens darf ich nicht verhehlen, daß in den genannten Bildern, beſonders in den Kirchenvaͤtern der vier Abtheilungen des Kreuzgewoͤlbes, uͤberall neben jenen aͤlteren Anregungen auch Eindruͤcke aus den Werken des Benozzo Gozzoli wahrzunehmen ſind, welcher eben damals ſchon in dem nahen Montefalco malen und durch den Umfang ſeines Talentes, die Neuheit ſeiner Leiſtungen auf die juͤngeren Maler jenes Bezirkes einwirken mochte. Da bis dahin die aͤlteren Malerſchulen des Bezirkes von Aſiſi und Perugia nur hoͤchſt nothduͤrftig bekannt ſind, ſo duͤr- fen wir hoffen, die Ableitung ihrer Richtung, welche ich ver- ſucht habe, in der Folge umſtaͤndlicher begruͤndet zu ſehn. Indeß werden die angezogenen Beyſpiele die Wahrſcheinlichkeit meiner Ableitung uͤber alle Einreden erheben und vor der Hand genuͤgen, die auffallende Uebereinſtimmung der Beſtre- bungen des Niccolò von Fuligno mit jenen des Thaddeo di Bartolo bequem und faßlich zu erklaͤren. In einer urkundlichen Nachricht, welche ein Localſcribent hervorgezogen *), werden: Pietro di Mazzaforte und Nic- colò Deliberatore Folignate im Jahre 1461. gemeinſchaft- lich fuͤr eine ſchoͤne Altartafel der Franciscanerkirche zu Cagli bezahlt. Lanzi glaubte hinſichtlich dieſer Urkunde annehmen zu muͤſſen, daß eben damals zu Fuligno zwey verſchiedene Maler *) S. Lanzi sto. pitt. scuola Romana, Ep. I. — Bemerke, daß er nicht die Worte der Urkunde anfuͤhrt, welche man ſelbſt einſehn muͤßte.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/333>, abgerufen am 21.05.2024.