schon Mariotti befremdete *). Auf einem Blatte des mehrge- dachten Conceptbuches der Notare der florentinischen Domver- waltung wird auch sein Großvater genannt **); er hieß nicht Marco, sondern Ducco, wahrscheinlich Duccio. Die florenti- nische Domverwaltung verstiftete ihm im Jahre 1463. einen Coloß, damit irgend einen hochbelegenen Theil der Kirche zu verzieren. Die Identität der Person dieses Ghostino d'Anto- nio di Ducco und jenes Florentiners Augustinus Antonii, in dem Archive zu Perugia ist durchaus nicht in Zweifel zu ziehn. Einmal waren die geschickteren florentinischen Bild- hauer in jener Zeit nicht so häufig, daß man willkührlich vor- aussetzen könnte, Namen und Vatersnamen haben sich eben damals in zwey verschiedenen Personen wiederholt; ferner ver- schwindet unser Augustin, kurz nach Beendigung der Vorseite des Kirchleins s. Bernardino ***) für einige Zeit aus den Kunstverhandlungen der peruginischen Archive, konnte demnach eben damals zu Florenz anwesend seyn; endlich scheint selbst der Coloß, den man ihm zu Florenz aufgetragen, einen rüsti- gen, muthvollen Arbeiter vorauszusetzen, gleich jenem Augu- stin, welcher zu Perugia die Vorseite der Kirche s. Bernardino mit unzähligen Figuren überdeckt hatte.
Diese letzten stehen übrigens sowohl in der Auffassung, als in der Ausführung jenen Meisterstücken des Luca so weit nach, daß wir kaum annehmen können, daß Augustin jenen
*)Mariotti, Lett. Per. (Ed. 1788. p. 99.) Ungeachtet seiner an dieser St. hingeworfenen Zweifel, nennt er den Augustinp. 96. und an anderen Stellen, doch immer, Della Robbia.
**) S. Belege V. 2.
***) S. Belege V. 3.
ſchon Mariotti befremdete *). Auf einem Blatte des mehrge- dachten Conceptbuches der Notare der florentiniſchen Domver- waltung wird auch ſein Großvater genannt **); er hieß nicht Marco, ſondern Ducco, wahrſcheinlich Duccio. Die florenti- niſche Domverwaltung verſtiftete ihm im Jahre 1463. einen Coloß, damit irgend einen hochbelegenen Theil der Kirche zu verzieren. Die Identitaͤt der Perſon dieſes Ghostino d’Anto- nio di Ducco und jenes Florentiners Augustinus Antonii, in dem Archive zu Perugia iſt durchaus nicht in Zweifel zu ziehn. Einmal waren die geſchickteren florentiniſchen Bild- hauer in jener Zeit nicht ſo haͤufig, daß man willkuͤhrlich vor- ausſetzen koͤnnte, Namen und Vatersnamen haben ſich eben damals in zwey verſchiedenen Perſonen wiederholt; ferner ver- ſchwindet unſer Auguſtin, kurz nach Beendigung der Vorſeite des Kirchleins ſ. Bernardino ***) fuͤr einige Zeit aus den Kunſtverhandlungen der peruginiſchen Archive, konnte demnach eben damals zu Florenz anweſend ſeyn; endlich ſcheint ſelbſt der Coloß, den man ihm zu Florenz aufgetragen, einen ruͤſti- gen, muthvollen Arbeiter vorauszuſetzen, gleich jenem Augu- ſtin, welcher zu Perugia die Vorſeite der Kirche ſ. Bernardino mit unzaͤhligen Figuren uͤberdeckt hatte.
Dieſe letzten ſtehen uͤbrigens ſowohl in der Auffaſſung, als in der Ausfuͤhrung jenen Meiſterſtuͤcken des Luca ſo weit nach, daß wir kaum annehmen koͤnnen, daß Auguſtin jenen
*)Mariotti, Lett. Per. (Ed. 1788. p. 99.) Ungeachtet ſeiner an dieſer St. hingeworfenen Zweifel, nennt er den Auguſtinp. 96. und an anderen Stellen, doch immer, Della Robbia.
**) S. Belege V. 2.
***) S. Belege V. 3.
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ſchon Mariotti befremdete *). Auf einem Blatte des mehrge-
dachten Conceptbuches der Notare der florentiniſchen Domver-
waltung wird auch ſein Großvater genannt **); er hieß nicht
Marco, ſondern Ducco, wahrſcheinlich Duccio. Die florenti-
niſche Domverwaltung verſtiftete ihm im Jahre 1463. einen
Coloß, damit irgend einen hochbelegenen Theil der Kirche zu
verzieren. Die Identitaͤt der Perſon dieſes Ghostino d’Anto-
nio di Ducco und jenes Florentiners Augustinus Antonii,
in dem Archive zu Perugia iſt durchaus nicht in Zweifel zu
ziehn. Einmal waren die geſchickteren florentiniſchen Bild-
hauer in jener Zeit nicht ſo haͤufig, daß man willkuͤhrlich vor-
ausſetzen koͤnnte, Namen und Vatersnamen haben ſich eben
damals in zwey verſchiedenen Perſonen wiederholt; ferner ver-
ſchwindet unſer Auguſtin, kurz nach Beendigung der Vorſeite
des Kirchleins ſ. Bernardino ***) fuͤr einige Zeit aus den
Kunſtverhandlungen der peruginiſchen Archive, konnte demnach
eben damals zu Florenz anweſend ſeyn; endlich ſcheint ſelbſt
der Coloß, den man ihm zu Florenz aufgetragen, einen ruͤſti-
gen, muthvollen Arbeiter vorauszuſetzen, gleich jenem Augu-
ſtin, welcher zu Perugia die Vorſeite der Kirche ſ. Bernardino
mit unzaͤhligen Figuren uͤberdeckt hatte.
Dieſe letzten ſtehen uͤbrigens ſowohl in der Auffaſſung,
als in der Ausfuͤhrung jenen Meiſterſtuͤcken des Luca ſo weit
nach, daß wir kaum annehmen koͤnnen, daß Auguſtin jenen
*) Mariotti, Lett. Per. (Ed. 1788. p. 99.) Ungeachtet ſeiner an
dieſer St. hingeworfenen Zweifel, nennt er den Auguſtin p. 96.
und an anderen Stellen, doch immer, Della Robbia.
**) S. Belege V. 2.
***) S. Belege V. 3.
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/315>, abgerufen am 28.07.2024.
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