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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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handenen Denkmalen der byzantinisch-toscanischen Schule vor-
anzustellen.

Den Vertrag des Künstlers mit der sienesischen Dom-
verwaltung hat Vater Della Valle, obwohl nach einer fehler-
haften Abschrift abgedruckt; *) aus dieser Urkunde, wie aus
den noch vorhandenen Quittungen des Künstlers, welche die
älteren sienesischen Forscher (die eigentlichen Quellen des Della
Valle
) übersehn hatten, **) erhellt zur Genüge, daß Duccio im
October des Jahres 1308. sich verpflichtet, jene nach den Um-
ständen unvergleichbare Tafel zu malen, in den folgenden Jah-
ren verschiedene Zahlungen der Domverwaltung bescheinigt
und im Jahre 1311. das Werk vollendet abgeliefert hat, wel-
ches, da er demselben auch seinen Namen beygegeben, so voll-
ständig beurkundet ist, als irgend ein Kunstwerk dieser Zeit.

*) Lettere Sen. T. 11. p. 75. -- Er stellt diese Urkunde unter:
No. 399. Sie findet sich indeß: Archiv. dell' op. del D. di Siena,
Perg. No. 603
. Das Domarchiv ist vor ungefähr Einhundert Jah-
ren neu geordnet worden; Benvoglienti, Ugurgieri, Man-
cini
und andere Localforscher, deren Sammlungen Della Valle
benutzt hat, lebten sämmtlich vor 1720. bedienten sich mithin
in ihren Anziehungen der älteren Numerirung, was DV. unfehl-
bar hätte wahrnehmen müssen, wenn er je das Archiv betreten
hätte, aus dem er zu schöpfen vorgiebt. -- Verbessere in s. Ab-
drucke folgende wesentlichste Fehler: -- Indict. VIII. lies VII.;
apparet, l. appareat
, gegen die Mitte deutet DV. eine Lagune an,
welche nicht vorhanden ist; gegen das Ende ist zuerst ein, sibi,
später ein, in, ausgelassen; für obligaverunt se ad invicem, setzt
DV., sibi; und zu Ende löset er die Abbreviatur, pign., durch pig-
nori
, auf; lies dafür, pignoravit, wie es die Construction und der
Sinn erfodert. Unter den Zeugen macht er den bekannten Namen,
Tura, zu, Jura; anderer Auslassungen und Verdrehungen nicht
zu gedenken.
**) Archiv cit. Pergamene No. 608.

handenen Denkmalen der byzantiniſch-toscaniſchen Schule vor-
anzuſtellen.

Den Vertrag des Kuͤnſtlers mit der ſieneſiſchen Dom-
verwaltung hat Vater Della Valle, obwohl nach einer fehler-
haften Abſchrift abgedruckt; *) aus dieſer Urkunde, wie aus
den noch vorhandenen Quittungen des Kuͤnſtlers, welche die
aͤlteren ſieneſiſchen Forſcher (die eigentlichen Quellen des Della
Valle
) uͤberſehn hatten, **) erhellt zur Genuͤge, daß Duccio im
October des Jahres 1308. ſich verpflichtet, jene nach den Um-
ſtaͤnden unvergleichbare Tafel zu malen, in den folgenden Jah-
ren verſchiedene Zahlungen der Domverwaltung beſcheinigt
und im Jahre 1311. das Werk vollendet abgeliefert hat, wel-
ches, da er demſelben auch ſeinen Namen beygegeben, ſo voll-
ſtaͤndig beurkundet iſt, als irgend ein Kunſtwerk dieſer Zeit.

*) Lettere Sen. T. 11. p. 75. — Er ſtellt dieſe Urkunde unter:
No. 399. Sie findet ſich indeß: Archiv. dell’ op. del D. di Siena,
Perg. No. 603
. Das Domarchiv iſt vor ungefaͤhr Einhundert Jah-
ren neu geordnet worden; Benvoglienti, Ugurgieri, Man-
cini
und andere Localforſcher, deren Sammlungen Della Valle
benutzt hat, lebten ſaͤmmtlich vor 1720. bedienten ſich mithin
in ihren Anziehungen der aͤlteren Numerirung, was DV. unfehl-
bar haͤtte wahrnehmen muͤſſen, wenn er je das Archiv betreten
haͤtte, aus dem er zu ſchoͤpfen vorgiebt. — Verbeſſere in ſ. Ab-
drucke folgende weſentlichſte Fehler: — Indict. VIII. lies VII.;
apparet, l. appareat
, gegen die Mitte deutet DV. eine Lagune an,
welche nicht vorhanden iſt; gegen das Ende iſt zuerſt ein, sibi,
ſpaͤter ein, in, ausgelaſſen; fuͤr obligaverunt se ad invicem, ſetzt
DV., sibi; und zu Ende loͤſet er die Abbreviatur, pign., durch pig-
nori
, auf; lies dafuͤr, pignoravit, wie es die Conſtruction und der
Sinn erfodert. Unter den Zeugen macht er den bekannten Namen,
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**) Archiv cit. Pergamene No. 608.
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[13/0031] handenen Denkmalen der byzantiniſch-toscaniſchen Schule vor- anzuſtellen. Den Vertrag des Kuͤnſtlers mit der ſieneſiſchen Dom- verwaltung hat Vater Della Valle, obwohl nach einer fehler- haften Abſchrift abgedruckt; *) aus dieſer Urkunde, wie aus den noch vorhandenen Quittungen des Kuͤnſtlers, welche die aͤlteren ſieneſiſchen Forſcher (die eigentlichen Quellen des Della Valle) uͤberſehn hatten, **) erhellt zur Genuͤge, daß Duccio im October des Jahres 1308. ſich verpflichtet, jene nach den Um- ſtaͤnden unvergleichbare Tafel zu malen, in den folgenden Jah- ren verſchiedene Zahlungen der Domverwaltung beſcheinigt und im Jahre 1311. das Werk vollendet abgeliefert hat, wel- ches, da er demſelben auch ſeinen Namen beygegeben, ſo voll- ſtaͤndig beurkundet iſt, als irgend ein Kunſtwerk dieſer Zeit. *) Lettere Sen. T. 11. p. 75. — Er ſtellt dieſe Urkunde unter: No. 399. Sie findet ſich indeß: Archiv. dell’ op. del D. di Siena, Perg. No. 603. Das Domarchiv iſt vor ungefaͤhr Einhundert Jah- ren neu geordnet worden; Benvoglienti, Ugurgieri, Man- cini und andere Localforſcher, deren Sammlungen Della Valle benutzt hat, lebten ſaͤmmtlich vor 1720. bedienten ſich mithin in ihren Anziehungen der aͤlteren Numerirung, was DV. unfehl- bar haͤtte wahrnehmen muͤſſen, wenn er je das Archiv betreten haͤtte, aus dem er zu ſchoͤpfen vorgiebt. — Verbeſſere in ſ. Ab- drucke folgende weſentlichſte Fehler: — Indict. VIII. lies VII.; apparet, l. appareat, gegen die Mitte deutet DV. eine Lagune an, welche nicht vorhanden iſt; gegen das Ende iſt zuerſt ein, sibi, ſpaͤter ein, in, ausgelaſſen; fuͤr obligaverunt se ad invicem, ſetzt DV., sibi; und zu Ende loͤſet er die Abbreviatur, pign., durch pig- nori, auf; lies dafuͤr, pignoravit, wie es die Conſtruction und der Sinn erfodert. Unter den Zeugen macht er den bekannten Namen, Tura, zu, Jura; anderer Auslaſſungen und Verdrehungen nicht zu gedenken. **) Archiv cit. Pergamene No. 608.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/31>, abgerufen am 25.04.2024.