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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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der sienesischen Staatsverwaltung mit unserem Duccio di Buo-
ninsegna
kann durchaus kein Zweifel obwalten. Er nannte
sich selbst am Rande seiner großen Tafel rundweg Duccius, *)
und scheint seines Vaters Namen dem seinigen nur an sol-
chen Stellen beygefügt zu haben, wo er zur Vollziehung ge-
richtlicher Verträge durchaus erforderlich war. **) Demnach
werden wir voraussetzen dürfen, daß unter den Malern seiner
Zeit und Vaterstadt kein Name vorgekommen, welcher Colli-
sionen und Verwechselungen hätte veranlassen können.

War nun Duccio schon im Jahre 1282. gewiß 1285.
ein ansässiger Maler, so wird die Zeit seiner Reife in das
erste Jahrzehend des vierzehnten Jahrhundertes einfallen, in
welchem die oberste Staatsgewalt ihn offenbar begünstigte, da
ihm zunächst die Altartafel der Kappelle des Rathhauses, und
um wenig später sogar die große Tafel des Domes aufgetra-
gen wurde, welche ihrer Bestimmung nach nothwendig die
wichtigste Aufgabe jener Zeit war, und in der That von unse-
rem Künstler mit so vielem Geist, Geschmack und Fleiße be-
endigt worden ist, daß ich nicht anstehe, sie allen noch vor-

-- al maestro Duccio dipegnitore per suo salario d'una tavola, overo
Maesta, che feciel et una predella, che si posero nell' altare ne la chasa
de' nove, la due (dove) si dicie l'ufizio. Ed avemone pulizia da'nove
.
*) Am Sockel der Vorseite, unter der Madonna:
MATER SCA DEI. SIS (GAVISA) SENIS
REQVIEI SIS DVCIO VITA. TE QVIA PINXIT ITA
.
**) Selbst in jenem, die große Altartafel des Domes betref-
fenden Vertrage (Arch. dell' opera del Duomo di Siena, Pergam.
No. 603
.) nennt der Notar den Maler rundhin, Duccius. Doch
in der Bescheinigung einer Vorausbezahlung von funfzig Goldgul-
den (Archiv cit. No. 608.) unterzeichnet er sich: Ego magr Duccius
pictor olim boninsegne civis Senensis
.

der ſieneſiſchen Staatsverwaltung mit unſerem Duccio di Buo-
ninſegna
kann durchaus kein Zweifel obwalten. Er nannte
ſich ſelbſt am Rande ſeiner großen Tafel rundweg Duccius, *)
und ſcheint ſeines Vaters Namen dem ſeinigen nur an ſol-
chen Stellen beygefuͤgt zu haben, wo er zur Vollziehung ge-
richtlicher Vertraͤge durchaus erforderlich war. **) Demnach
werden wir vorausſetzen duͤrfen, daß unter den Malern ſeiner
Zeit und Vaterſtadt kein Name vorgekommen, welcher Colli-
ſionen und Verwechſelungen haͤtte veranlaſſen koͤnnen.

War nun Duccio ſchon im Jahre 1282. gewiß 1285.
ein anſaͤſſiger Maler, ſo wird die Zeit ſeiner Reife in das
erſte Jahrzehend des vierzehnten Jahrhundertes einfallen, in
welchem die oberſte Staatsgewalt ihn offenbar beguͤnſtigte, da
ihm zunaͤchſt die Altartafel der Kappelle des Rathhauſes, und
um wenig ſpaͤter ſogar die große Tafel des Domes aufgetra-
gen wurde, welche ihrer Beſtimmung nach nothwendig die
wichtigſte Aufgabe jener Zeit war, und in der That von unſe-
rem Kuͤnſtler mit ſo vielem Geiſt, Geſchmack und Fleiße be-
endigt worden iſt, daß ich nicht anſtehe, ſie allen noch vor-

— al maestro Duccio dipegnitore per suo salario d’una tavola, overo
Maestà, che feciel et una predella, che si posero nell’ altare ne la chasa
de’ nove, la due (dove) si dicie l’ufizio. Ed avemone pulizia da’nove
.
*) Am Sockel der Vorſeite, unter der Madonna:
MATER SC̅A̅ DEI. SIS (G̣ẠṾỊṢẠ) SENIS
REQVIEI SIS DVCIO VITA. TE QVIA PINXIT ITA
.
**) Selbſt in jenem, die große Altartafel des Domes betref-
fenden Vertrage (Arch. dell’ opera del Duomo di Siena, Pergam.
No. 603
.) nennt der Notar den Maler rundhin, Duccius. Doch
in der Beſcheinigung einer Vorausbezahlung von funfzig Goldgul-
den (Archiv cit. No. 608.) unterzeichnet er ſich: Ego ma̅g̅r Duccius
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[12/0030] der ſieneſiſchen Staatsverwaltung mit unſerem Duccio di Buo- ninſegna kann durchaus kein Zweifel obwalten. Er nannte ſich ſelbſt am Rande ſeiner großen Tafel rundweg Duccius, *) und ſcheint ſeines Vaters Namen dem ſeinigen nur an ſol- chen Stellen beygefuͤgt zu haben, wo er zur Vollziehung ge- richtlicher Vertraͤge durchaus erforderlich war. **) Demnach werden wir vorausſetzen duͤrfen, daß unter den Malern ſeiner Zeit und Vaterſtadt kein Name vorgekommen, welcher Colli- ſionen und Verwechſelungen haͤtte veranlaſſen koͤnnen. War nun Duccio ſchon im Jahre 1282. gewiß 1285. ein anſaͤſſiger Maler, ſo wird die Zeit ſeiner Reife in das erſte Jahrzehend des vierzehnten Jahrhundertes einfallen, in welchem die oberſte Staatsgewalt ihn offenbar beguͤnſtigte, da ihm zunaͤchſt die Altartafel der Kappelle des Rathhauſes, und um wenig ſpaͤter ſogar die große Tafel des Domes aufgetra- gen wurde, welche ihrer Beſtimmung nach nothwendig die wichtigſte Aufgabe jener Zeit war, und in der That von unſe- rem Kuͤnſtler mit ſo vielem Geiſt, Geſchmack und Fleiße be- endigt worden iſt, daß ich nicht anſtehe, ſie allen noch vor- ***) *) Am Sockel der Vorſeite, unter der Madonna: MATER SC̅A̅ DEI. SIS (G̣ẠṾỊṢẠ) SENIS REQVIEI SIS DVCIO VITA. TE QVIA PINXIT ITA. **) Selbſt in jenem, die große Altartafel des Domes betref- fenden Vertrage (Arch. dell’ opera del Duomo di Siena, Pergam. No. 603.) nennt der Notar den Maler rundhin, Duccius. Doch in der Beſcheinigung einer Vorausbezahlung von funfzig Goldgul- den (Archiv cit. No. 608.) unterzeichnet er ſich: Ego ma̅g̅r Duccius pictor olim boninsegne civis Senensis. ***) — al maestro Duccio dipegnitore per suo salario d’una tavola, overo Maestà, che feciel et una predella, che si posero nell’ altare ne la chasa de’ nove, la due (dove) si dicie l’ufizio. Ed avemone pulizia da’nove.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/30>, abgerufen am 09.11.2024.