Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.An der Vorseite der Kirche sta Maria Maggiore zu Rom PHILIPPUS RUSERUTI (Ruggierotti?) FECIT Ich habe die römischen Topographen älterer Zeit nicht Meister Philipp scheint um das Jahr 1300 geblüht zu apertamente si vede in Fiorenza, nella chiesa di S. Romeo, per una
tavola lavorata da lui a tempera, con tanta diligenza ed amore, che di suo non si e mai veduto in legno cosa meglio fatta. In questa tavola etc. Wer den Vasari genauer ins Auge gefaßt hat, kennt die Bedeutung solcher ganz allgemeinen Ein- und Uebergänge; wo er bestimmt wußte, sprach er rund heraus. An der Vorſeite der Kirche ſta Maria Maggiore zu Rom PHILIPPUS RUSERUTI (Ruggierotti?) FECIT Ich habe die roͤmiſchen Topographen aͤlterer Zeit nicht Meiſter Philipp ſcheint um das Jahr 1300 gebluͤht zu apertamente si vede in Fiorenza, nella chiesa di S. Romeo, per una
tavola lavorata da lui a tempera, con tanta diligenza ed amore, che di suo non si é mai veduto in legno cosa meglio fatta. In questa tavola etc. Wer den Vaſari genauer ins Auge gefaßt hat, kennt die Bedeutung ſolcher ganz allgemeinen Ein- und Uebergaͤnge; wo er beſtimmt wußte, ſprach er rund heraus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0192" n="174"/> <p>An der Vorſeite der Kirche ſta Maria Maggiore zu <placeName>Rom</placeName><lb/> befindet ſich, halb verdeckt von dem modernen Vorbau, ein<lb/> beſchaͤdigtes Muſiv, auf welchem zu Fuͤßen der Hauptfigur,<lb/> des Heilands:</p><lb/> <p> <hi rendition="#aq"><persName ref="vocab.getty.edu/ulan/500028667">PHILIPPUS RUSERUTI (Ruggierotti?)</persName> FECIT<lb/> HOC OPUS.</hi> </p><lb/> <p>Ich habe die roͤmiſchen Topographen aͤlterer Zeit nicht<lb/> zur Hand, bezweifle aber, daß ſie auf dieſe Inſchrift Ruͤckſicht<lb/> genommen, da <persName ref="http://d-nb.info/gnd/17414444X">Lanzi</persName>, der ſie benutzt hat, dieſes Namens nicht<lb/> erwaͤhnt.</p><lb/> <p>Meiſter <persName ref="vocab.getty.edu/ulan/500028667">Philipp</persName> ſcheint um das Jahr 1300 gebluͤht zu<lb/> haben, alſo ein Zeitgenoſſe des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118872583">Pietro Cavallini</persName> zu ſeyn, wel-<lb/> cher den <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName> viel beſchaͤftigt hat. Das Hauptgemaͤlde<lb/> (<persName ref="http://d-nb.info/gnd/118557513">Chriſtus</persName> in Glorie von zween Engeln umgeben, welche Kan-<lb/> delaber und Rauchfaͤſſer halten, zu den Seiten Evangeliſten<lb/> und die Jungfrau im Habitus altroͤmiſcher Matronen) iſt<lb/> ganz im Sinne der chriſtlich-antiken Darſtellungen entworfen,<lb/> oder wahrſcheinlicher bloße Erneuerung eines aͤlteren Muſives.<lb/> Hingegen verraͤth die beygeordnete Darſtellung aus der Legende<lb/> von Erbauung der Kirche, daß unſer Kuͤnſtler ſchon von der<lb/> neueren giottesken Richtung ergriffen war, und die Handlung<lb/> mehr, als den Charakter, ins Auge faßte. Auch die Bauart<lb/> in den Hintergruͤnden deutet auf das Hereinbrechen jenes von<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118539477">Giotto</persName> ausgehenden ganz neuen Geſchmackes und Beſtrebens.<lb/><note xml:id="fn24f" prev="#fn24i" place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">apertamente si vede in <placeName>Fiorenza</placeName>, nella chiesa di S. Romeo, per una<lb/> tavola lavorata da lui a tempera, <hi rendition="#g">con tanta diligenza ed amore,<lb/> che di suo non si é mai veduto in legno cosa meglio<lb/> fatta</hi>. In questa tavola etc.</hi> Wer den <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName> genauer ins Auge<lb/> gefaßt hat, kennt die Bedeutung ſolcher ganz allgemeinen Ein- und<lb/> Uebergaͤnge; wo er beſtimmt wußte, ſprach er rund heraus.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [174/0192]
An der Vorſeite der Kirche ſta Maria Maggiore zu Rom
befindet ſich, halb verdeckt von dem modernen Vorbau, ein
beſchaͤdigtes Muſiv, auf welchem zu Fuͤßen der Hauptfigur,
des Heilands:
PHILIPPUS RUSERUTI (Ruggierotti?) FECIT
HOC OPUS.
Ich habe die roͤmiſchen Topographen aͤlterer Zeit nicht
zur Hand, bezweifle aber, daß ſie auf dieſe Inſchrift Ruͤckſicht
genommen, da Lanzi, der ſie benutzt hat, dieſes Namens nicht
erwaͤhnt.
Meiſter Philipp ſcheint um das Jahr 1300 gebluͤht zu
haben, alſo ein Zeitgenoſſe des Pietro Cavallini zu ſeyn, wel-
cher den Vaſari viel beſchaͤftigt hat. Das Hauptgemaͤlde
(Chriſtus in Glorie von zween Engeln umgeben, welche Kan-
delaber und Rauchfaͤſſer halten, zu den Seiten Evangeliſten
und die Jungfrau im Habitus altroͤmiſcher Matronen) iſt
ganz im Sinne der chriſtlich-antiken Darſtellungen entworfen,
oder wahrſcheinlicher bloße Erneuerung eines aͤlteren Muſives.
Hingegen verraͤth die beygeordnete Darſtellung aus der Legende
von Erbauung der Kirche, daß unſer Kuͤnſtler ſchon von der
neueren giottesken Richtung ergriffen war, und die Handlung
mehr, als den Charakter, ins Auge faßte. Auch die Bauart
in den Hintergruͤnden deutet auf das Hereinbrechen jenes von
Giotto ausgehenden ganz neuen Geſchmackes und Beſtrebens.
*)
*) apertamente si vede in Fiorenza, nella chiesa di S. Romeo, per una
tavola lavorata da lui a tempera, con tanta diligenza ed amore,
che di suo non si é mai veduto in legno cosa meglio
fatta. In questa tavola etc. Wer den Vaſari genauer ins Auge
gefaßt hat, kennt die Bedeutung ſolcher ganz allgemeinen Ein- und
Uebergaͤnge; wo er beſtimmt wußte, ſprach er rund heraus.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |