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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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Jacobus Torriti, den Vasari *) Jacopo da Torrita nennt,
einem Orte des sienesischen Gebietes. Die Geschichtschreiber
der sienesischen Schule nehmen daher dieses florentinische Werk
in Anspruch, und Lanzi, welcher ihnen folgt, nimmt zwar
Bedenken, die Thätigkeit dieses Künstlers bis zum Jahre 1300
auszudehnen, findet es indeß nicht befremdend, daß er noch
im Jahre 1289 **) die Tribune von S. Maria maggiore zu
Rom beendigt, und darauf die andere des Laterans begonnen,
mithin über sechszig Jahre lang gewirkt habe, sogar, wenn
wir willkührlich annehmen wollten, das florentinische Werk sey
dessen früheste Arbeit.

Daß Jacob zu Florenz seinen Geburtsort ausgelassen,
würde sich aus dem Verse erklären lassen, dem dieser Name
vielleicht nicht wohl mehr einzufügen war. Doch um behaup-
ten zu können, er sey bloß ausgelassen worden, müßten wir
aus anderen Denkmalen beweisen können, daß dieser erste Ja-
cob
wirklich derselbe sey, der auf späteren Werken seine Vater-
stadt Turrita zu seinem Klosternamen Jacob hinzugesetzt. Der
Vater Richa ***) freilich giebt uns Auszüge von Auszügen
aus dem Archive der Zunft, welcher die Verwaltung der flo-
rentinischen Johanniskirche obgelegen. In diesen heißt es:
"Die Altarnische oder Tribune ward im Jahre 1202 an dem
Orte, wo ehemals das Thor, zu bauen begonnen." -- Schon
diese Notiz, welche richtig und vielleicht urkundlich seyn wird,

*) Vasari, vita d'Andrea Tafi.
**) Lanzi, l. c. T. 1., zu Anfang seiner Scuola senese. In
den mehrmal wiederholten Jahreszahlen hat der Druckfehler 1389.
1390. 1392. für 1289 etc. sich eingeschlichen, den auch die Nach-
drücke wiederholen.
***) Delle chiese di Firenze, T. VI. Introduz. p. 33 s.

Jacobus Torriti, den Vaſari *) Jacopo da Torrita nennt,
einem Orte des ſieneſiſchen Gebietes. Die Geſchichtſchreiber
der ſieneſiſchen Schule nehmen daher dieſes florentiniſche Werk
in Anſpruch, und Lanzi, welcher ihnen folgt, nimmt zwar
Bedenken, die Thaͤtigkeit dieſes Kuͤnſtlers bis zum Jahre 1300
auszudehnen, findet es indeß nicht befremdend, daß er noch
im Jahre 1289 **) die Tribune von S. Maria maggiore zu
Rom beendigt, und darauf die andere des Laterans begonnen,
mithin uͤber ſechszig Jahre lang gewirkt habe, ſogar, wenn
wir willkuͤhrlich annehmen wollten, das florentiniſche Werk ſey
deſſen fruͤheſte Arbeit.

Daß Jacob zu Florenz ſeinen Geburtsort ausgelaſſen,
wuͤrde ſich aus dem Verſe erklaͤren laſſen, dem dieſer Name
vielleicht nicht wohl mehr einzufuͤgen war. Doch um behaup-
ten zu koͤnnen, er ſey bloß ausgelaſſen worden, muͤßten wir
aus anderen Denkmalen beweiſen koͤnnen, daß dieſer erſte Ja-
cob
wirklich derſelbe ſey, der auf ſpaͤteren Werken ſeine Vater-
ſtadt Turrita zu ſeinem Kloſternamen Jacob hinzugeſetzt. Der
Vater Richa ***) freilich giebt uns Auszuͤge von Auszuͤgen
aus dem Archive der Zunft, welcher die Verwaltung der flo-
rentiniſchen Johanniskirche obgelegen. In dieſen heißt es:
„Die Altarniſche oder Tribune ward im Jahre 1202 an dem
Orte, wo ehemals das Thor, zu bauen begonnen.“ — Schon
dieſe Notiz, welche richtig und vielleicht urkundlich ſeyn wird,

*) Vasari, vita d’Andrea Tafi.
**) Lanzi, l. c. T. 1., zu Anfang ſeiner Scuola senese. In
den mehrmal wiederholten Jahreszahlen hat der Druckfehler 1389.
1390. 1392. fuͤr 1289 etc. ſich eingeſchlichen, den auch die Nach-
druͤcke wiederholen.
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[338/0356] Jacobus Torriti, den Vaſari *) Jacopo da Torrita nennt, einem Orte des ſieneſiſchen Gebietes. Die Geſchichtſchreiber der ſieneſiſchen Schule nehmen daher dieſes florentiniſche Werk in Anſpruch, und Lanzi, welcher ihnen folgt, nimmt zwar Bedenken, die Thaͤtigkeit dieſes Kuͤnſtlers bis zum Jahre 1300 auszudehnen, findet es indeß nicht befremdend, daß er noch im Jahre 1289 **) die Tribune von S. Maria maggiore zu Rom beendigt, und darauf die andere des Laterans begonnen, mithin uͤber ſechszig Jahre lang gewirkt habe, ſogar, wenn wir willkuͤhrlich annehmen wollten, das florentiniſche Werk ſey deſſen fruͤheſte Arbeit. Daß Jacob zu Florenz ſeinen Geburtsort ausgelaſſen, wuͤrde ſich aus dem Verſe erklaͤren laſſen, dem dieſer Name vielleicht nicht wohl mehr einzufuͤgen war. Doch um behaup- ten zu koͤnnen, er ſey bloß ausgelaſſen worden, muͤßten wir aus anderen Denkmalen beweiſen koͤnnen, daß dieſer erſte Ja- cob wirklich derſelbe ſey, der auf ſpaͤteren Werken ſeine Vater- ſtadt Turrita zu ſeinem Kloſternamen Jacob hinzugeſetzt. Der Vater Richa ***) freilich giebt uns Auszuͤge von Auszuͤgen aus dem Archive der Zunft, welcher die Verwaltung der flo- rentiniſchen Johanniskirche obgelegen. In dieſen heißt es: „Die Altarniſche oder Tribune ward im Jahre 1202 an dem Orte, wo ehemals das Thor, zu bauen begonnen.“ — Schon dieſe Notiz, welche richtig und vielleicht urkundlich ſeyn wird, *) Vasari, vita d’Andrea Tafi. **) Lanzi, l. c. T. 1., zu Anfang ſeiner Scuola senese. In den mehrmal wiederholten Jahreszahlen hat der Druckfehler 1389. 1390. 1392. fuͤr 1289 etc. ſich eingeſchlichen, den auch die Nach- druͤcke wiederholen. ***) Delle chiese di Firenze, T. VI. Introduz. p. 33 s.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/356>, abgerufen am 03.05.2024.