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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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Den Gelehrten (nicht Künstlern oder Liebhabern der Lite-
ratur), welche diese Ausgleichung versucht haben, ging der be-
rühmte Joh. Lami voran, in seiner Abhandlung *) über das
Voralter neuer italienischer Kunst. Dieser treffliche und unbe-
fangene Beobachter, dem zufällig die Merkmale mittelalterlich
griechischer Kunstversuche genauer bekannt waren, als die Kenn-
zeichen der gleichzeitigen italienischen, ist unter den italienischen
Forschern, meines Wissens, der einzige, dem die Vorzüge der er-
sten nicht entgangen sind. "Die griechischen Miniaturen des
eilften Jahrhunderts," sagt er **), "in den biblischen Hand-
schriften der Laurentiana, oder unserer (der florentinischen) Ab-
tey ***), übertreffen vielleicht jene des Oderigi von Gubbio
und des Franco von Bologna, welche zu Anfang des vierzehn-
ten Jahrhunderts geblüht haben, und von unserem Dante
gepriesen werden. Die Marchese Riccardi besitzen einige grie-
chische Diptycha von Elfenbein, welche sehr beachtenswerthe
Arbeit zeigen, und einen heil. Stephanus in Bronze, von grie-
chischer Arbeit, welcher sehr schön ist; allem Ansehen nach sind
diese Werke älter, als das Jahr Eintausend." Doch hatte
derselbe Gelehrte eine zu günstige Meinung von den Arbeiten
der italienischen Maler derselben Epoche, welche vorehmlich
darauf gegründet war, daß er die Malereyen am Bigallo zu
Florenz, über welche die Zahlungspartiten an Piero Chellini,

*) Lami, Dr. Gio, Diss. relativa ai pittori e scultori Italiani,
che fiorirono dal 1000 al 1300.
Wieder abgedruckt mit Bemerkun-
gen des Abbe Fontana im Anhang zu: Trattato di Lionardo da
Vinci
, Firenze 1792. in 4.
**) Id. Ib. p. LXII s.
***) Diese sind in den neueren Zeiten der Laurentiana größe-
rentheils einverleibt worden.
I. 21

Den Gelehrten (nicht Kuͤnſtlern oder Liebhabern der Lite-
ratur), welche dieſe Ausgleichung verſucht haben, ging der be-
ruͤhmte Joh. Lami voran, in ſeiner Abhandlung *) uͤber das
Voralter neuer italieniſcher Kunſt. Dieſer treffliche und unbe-
fangene Beobachter, dem zufaͤllig die Merkmale mittelalterlich
griechiſcher Kunſtverſuche genauer bekannt waren, als die Kenn-
zeichen der gleichzeitigen italieniſchen, iſt unter den italieniſchen
Forſchern, meines Wiſſens, der einzige, dem die Vorzuͤge der er-
ſten nicht entgangen ſind. „Die griechiſchen Miniaturen des
eilften Jahrhunderts,“ ſagt er **), „in den bibliſchen Hand-
ſchriften der Laurentiana, oder unſerer (der florentiniſchen) Ab-
tey ***), uͤbertreffen vielleicht jene des Oderigi von Gubbio
und des Franco von Bologna, welche zu Anfang des vierzehn-
ten Jahrhunderts gebluͤht haben, und von unſerem Dante
geprieſen werden. Die Marcheſe Riccardi beſitzen einige grie-
chiſche Diptycha von Elfenbein, welche ſehr beachtenswerthe
Arbeit zeigen, und einen heil. Stephanus in Bronze, von grie-
chiſcher Arbeit, welcher ſehr ſchoͤn iſt; allem Anſehen nach ſind
dieſe Werke aͤlter, als das Jahr Eintauſend.“ Doch hatte
derſelbe Gelehrte eine zu guͤnſtige Meinung von den Arbeiten
der italieniſchen Maler derſelben Epoche, welche vorehmlich
darauf gegruͤndet war, daß er die Malereyen am Bigallo zu
Florenz, uͤber welche die Zahlungspartiten an Piero Chellini,

*) Lami, Dr. Gio, Diss. relativa ai pittori e scultori Italiani,
che fiorirono dal 1000 al 1300.
Wieder abgedruckt mit Bemerkun-
gen des Abbé Fontana im Anhang zu: Trattato di Lionardo da
Vinci
, Firenze 1792. in 4.
**) Id. Ib. p. LXII s.
***) Dieſe ſind in den neueren Zeiten der Laurentiana groͤße-
rentheils einverleibt worden.
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[321/0339] Den Gelehrten (nicht Kuͤnſtlern oder Liebhabern der Lite- ratur), welche dieſe Ausgleichung verſucht haben, ging der be- ruͤhmte Joh. Lami voran, in ſeiner Abhandlung *) uͤber das Voralter neuer italieniſcher Kunſt. Dieſer treffliche und unbe- fangene Beobachter, dem zufaͤllig die Merkmale mittelalterlich griechiſcher Kunſtverſuche genauer bekannt waren, als die Kenn- zeichen der gleichzeitigen italieniſchen, iſt unter den italieniſchen Forſchern, meines Wiſſens, der einzige, dem die Vorzuͤge der er- ſten nicht entgangen ſind. „Die griechiſchen Miniaturen des eilften Jahrhunderts,“ ſagt er **), „in den bibliſchen Hand- ſchriften der Laurentiana, oder unſerer (der florentiniſchen) Ab- tey ***), uͤbertreffen vielleicht jene des Oderigi von Gubbio und des Franco von Bologna, welche zu Anfang des vierzehn- ten Jahrhunderts gebluͤht haben, und von unſerem Dante geprieſen werden. Die Marcheſe Riccardi beſitzen einige grie- chiſche Diptycha von Elfenbein, welche ſehr beachtenswerthe Arbeit zeigen, und einen heil. Stephanus in Bronze, von grie- chiſcher Arbeit, welcher ſehr ſchoͤn iſt; allem Anſehen nach ſind dieſe Werke aͤlter, als das Jahr Eintauſend.“ Doch hatte derſelbe Gelehrte eine zu guͤnſtige Meinung von den Arbeiten der italieniſchen Maler derſelben Epoche, welche vorehmlich darauf gegruͤndet war, daß er die Malereyen am Bigallo zu Florenz, uͤber welche die Zahlungspartiten an Piero Chellini, *) Lami, Dr. Gio, Diss. relativa ai pittori e scultori Italiani, che fiorirono dal 1000 al 1300. Wieder abgedruckt mit Bemerkun- gen des Abbé Fontana im Anhang zu: Trattato di Lionardo da Vinci, Firenze 1792. in 4. **) Id. Ib. p. LXII s. ***) Dieſe ſind in den neueren Zeiten der Laurentiana groͤße- rentheils einverleibt worden. I. 21

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/339>, abgerufen am 24.11.2024.