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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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unmittelbar nach ihrer Stiftung unter den eigenthümlichen
Schulen des Landes. In Bezug auf die letzte drängt sich al-
lerdings die Vermuthung ein, daß Desiderius, der Gönner
jener griechischen Musaicisten, nachdem er unter dem Namen
Victor III. auf den päpstlichen Stuhl erhoben worden, die
Neigung zur Kunstbeförderung in seinen neuen Stand hinüber
genommen, und die Künstler, welche er selbst herbeygezogen
oder sich herangebildet, auch zu Rom habe arbeiten lassen, wo

des Leo zu bloßen Fußbodenarbeitern, worin er indeß italienischen
Forschern, welche in dieser Untersuchung zwecklos partheylich, und
daher nicht durchhin glaubwürdig sind, ganz blindlings nachfolgt.
Der Gang ihrer Folgerung ist dieser: "Die Berufung der griechi-
schen Musaicisten werde in der Chronik von Montecassino (?) nur
gelegentlich des Vorhofes der Kirche erwähnt (den sie auch nach
Leo von Ostia verziert haben); in der alten Beschreibung des Klo-
sters la Cava sey nur gelegentlich eines Fußbodens von griechischen
Arbeitern die Rede: folglich haben die Griechen des Leo keine an-
dere Arbeit verstanden, als Fußböden auszulegen." -- War aber,
angenommen, daß jene Angaben richtig wären, im Vorhofe zu
Monte-Cassino kein anderer Raum für musivische Malerey em-
pfänglich, als der Fußboden? War es nicht allgemeiner Gebrauch,
die Außenseiten der Kirchen musivisch zu verzieren? Und, wenn
wirklich in la Cava eben nur ein Fußboden griechische Arbeit war,
folgt daraus so nothwendig, daß auch im Vorhofe von Montecas-
sino
nur der Boden von griechischer Hand gewesen? -- Doch wird
man entweder zu erweisen haben, daß Leo, dessen Angaben so um-
ständlich sind, ein Lügner und Aufschneider gewesen, oder ihm
glauben, wo er meldet, daß seine Griechen in der Kirche zu Mon-
tecassino
die Tribune und den Bogen darüber (apsidam et arcum)
musivisch ausgemalt haben. So unglaubwürdig würde den Ge-
währsleuten des Fiorillo diese Angabe nicht erschienen seyn, wäre
ihnen die mittlere Kunstgeschichte etwas umständlicher bekannt ge-
wesen; hätten sie gewußt, wie niedrig die Kunststufe damaliger
Italiener, wie hoch verhältnißmäßig die Geschicklichkeit gleichzeiti-
ger Griechen stand.

unmittelbar nach ihrer Stiftung unter den eigenthuͤmlichen
Schulen des Landes. In Bezug auf die letzte draͤngt ſich al-
lerdings die Vermuthung ein, daß Deſiderius, der Goͤnner
jener griechiſchen Muſaiciſten, nachdem er unter dem Namen
Victor III. auf den paͤpſtlichen Stuhl erhoben worden, die
Neigung zur Kunſtbefoͤrderung in ſeinen neuen Stand hinuͤber
genommen, und die Kuͤnſtler, welche er ſelbſt herbeygezogen
oder ſich herangebildet, auch zu Rom habe arbeiten laſſen, wo

des Leo zu bloßen Fußbodenarbeitern, worin er indeß italieniſchen
Forſchern, welche in dieſer Unterſuchung zwecklos partheylich, und
daher nicht durchhin glaubwuͤrdig ſind, ganz blindlings nachfolgt.
Der Gang ihrer Folgerung iſt dieſer: „Die Berufung der griechi-
ſchen Muſaiciſten werde in der Chronik von Montecaſſino (?) nur
gelegentlich des Vorhofes der Kirche erwaͤhnt (den ſie auch nach
Leo von Oſtia verziert haben); in der alten Beſchreibung des Klo-
ſters la Cava ſey nur gelegentlich eines Fußbodens von griechiſchen
Arbeitern die Rede: folglich haben die Griechen des Leo keine an-
dere Arbeit verſtanden, als Fußboͤden auszulegen.“ — War aber,
angenommen, daß jene Angaben richtig waͤren, im Vorhofe zu
Monte-Caſſino kein anderer Raum fuͤr muſiviſche Malerey em-
pfaͤnglich, als der Fußboden? War es nicht allgemeiner Gebrauch,
die Außenſeiten der Kirchen muſiviſch zu verzieren? Und, wenn
wirklich in la Cava eben nur ein Fußboden griechiſche Arbeit war,
folgt daraus ſo nothwendig, daß auch im Vorhofe von Montecaſ-
ſino
nur der Boden von griechiſcher Hand geweſen? — Doch wird
man entweder zu erweiſen haben, daß Leo, deſſen Angaben ſo um-
ſtaͤndlich ſind, ein Luͤgner und Aufſchneider geweſen, oder ihm
glauben, wo er meldet, daß ſeine Griechen in der Kirche zu Mon-
tecaſſino
die Tribune und den Bogen daruͤber (apsidam et arcum)
muſiviſch ausgemalt haben. So unglaubwuͤrdig wuͤrde den Ge-
waͤhrsleuten des Fiorillo dieſe Angabe nicht erſchienen ſeyn, waͤre
ihnen die mittlere Kunſtgeſchichte etwas umſtaͤndlicher bekannt ge-
weſen; haͤtten ſie gewußt, wie niedrig die Kunſtſtufe damaliger
Italiener, wie hoch verhaͤltnißmaͤßig die Geſchicklichkeit gleichzeiti-
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[318/0336] unmittelbar nach ihrer Stiftung unter den eigenthuͤmlichen Schulen des Landes. In Bezug auf die letzte draͤngt ſich al- lerdings die Vermuthung ein, daß Deſiderius, der Goͤnner jener griechiſchen Muſaiciſten, nachdem er unter dem Namen Victor III. auf den paͤpſtlichen Stuhl erhoben worden, die Neigung zur Kunſtbefoͤrderung in ſeinen neuen Stand hinuͤber genommen, und die Kuͤnſtler, welche er ſelbſt herbeygezogen oder ſich herangebildet, auch zu Rom habe arbeiten laſſen, wo **) **) des Leo zu bloßen Fußbodenarbeitern, worin er indeß italieniſchen Forſchern, welche in dieſer Unterſuchung zwecklos partheylich, und daher nicht durchhin glaubwuͤrdig ſind, ganz blindlings nachfolgt. Der Gang ihrer Folgerung iſt dieſer: „Die Berufung der griechi- ſchen Muſaiciſten werde in der Chronik von Montecaſſino (?) nur gelegentlich des Vorhofes der Kirche erwaͤhnt (den ſie auch nach Leo von Oſtia verziert haben); in der alten Beſchreibung des Klo- ſters la Cava ſey nur gelegentlich eines Fußbodens von griechiſchen Arbeitern die Rede: folglich haben die Griechen des Leo keine an- dere Arbeit verſtanden, als Fußboͤden auszulegen.“ — War aber, angenommen, daß jene Angaben richtig waͤren, im Vorhofe zu Monte-Caſſino kein anderer Raum fuͤr muſiviſche Malerey em- pfaͤnglich, als der Fußboden? War es nicht allgemeiner Gebrauch, die Außenſeiten der Kirchen muſiviſch zu verzieren? Und, wenn wirklich in la Cava eben nur ein Fußboden griechiſche Arbeit war, folgt daraus ſo nothwendig, daß auch im Vorhofe von Montecaſ- ſino nur der Boden von griechiſcher Hand geweſen? — Doch wird man entweder zu erweiſen haben, daß Leo, deſſen Angaben ſo um- ſtaͤndlich ſind, ein Luͤgner und Aufſchneider geweſen, oder ihm glauben, wo er meldet, daß ſeine Griechen in der Kirche zu Mon- tecaſſino die Tribune und den Bogen daruͤber (apsidam et arcum) muſiviſch ausgemalt haben. So unglaubwuͤrdig wuͤrde den Ge- waͤhrsleuten des Fiorillo dieſe Angabe nicht erſchienen ſeyn, waͤre ihnen die mittlere Kunſtgeſchichte etwas umſtaͤndlicher bekannt ge- weſen; haͤtten ſie gewußt, wie niedrig die Kunſtſtufe damaliger Italiener, wie hoch verhaͤltnißmaͤßig die Geſchicklichkeit gleichzeiti- ger Griechen ſtand.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/336>, abgerufen am 24.11.2024.