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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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des zwölften Jahrhunderts kaum begonnen, die Umrisse wie-
derum zu füllen, sonst des Helldunkels noch durchaus entbehrte,
dicke Umrisse sehen ließ, und im Allgemeinen zu einer widri-
gen Kürze der Proportion hinüberneigte. Wir lernen aus ei-
nem Gemälde der öffentlichen Gallerie zu Siena, daß diese
rohe Manier in Toscana mindestens bis auf das Jahr 1215
noch in Gebrauch gewesen.

Auf diesem Gemälde, welches nach dem Katalog der
Gallerie, S. 18, in der Kirche S. Salvatore della Berardenga
gefunden worden, liest man am Rande:
+ ANNO DNI MILLESIMO: CC. XV: MENSE
NOVEMBRI: HEC. TABVLA. FACTA. EST:

In der Mitte der Tafel, welche von mäßiger Höhe, größerer
Breite, sitzt eine flache erhobene Gestalt, welche gleich dem übri-
gen übergypst und mit Gold und Farben bemalt ist, Christus
in Glorie, an den vier Ecken die bekannten Zeichen der Evan-
gelisten; alles in der Anordnung, jenem Blatte des oben be-
zeichneten Bibelcodex von Monte Amiata nicht unähnlich. Au-
ßerhalb der Glorie liest man: @; -- das gegenüberstehende
Monogramm ist erloschen; die griechische Abkürzung darf uns
hier nicht befremden, da sie seit den ältesten Zeiten auch in
der lateinischen Kirche üblich, vielleicht durch ihre fremdartige
Erscheinung dunkler und heiliger war *). Zu beiden Seiten

*) Nach den bekannten Monogrammen: A. . O. oder @.
@n,
haben Verschiedene geglaubt, bey italienischen Malereyen ih-
ren griechischen Ursprung bestimmen zu können. Diese Monogramme
und Zeichen waren indeß seit den ältesten Zeiten bey lateinischen
Inschriften und in anderen Denkmalen des Westens in Gebrauch
geblieben, wie man in Ermangelung eigner Anschauung aus Bosio,
Boldetti, Ciampini
und anderen erlernen kann. -- Aus nach-

des zwoͤlften Jahrhunderts kaum begonnen, die Umriſſe wie-
derum zu fuͤllen, ſonſt des Helldunkels noch durchaus entbehrte,
dicke Umriſſe ſehen ließ, und im Allgemeinen zu einer widri-
gen Kuͤrze der Proportion hinuͤberneigte. Wir lernen aus ei-
nem Gemaͤlde der oͤffentlichen Gallerie zu Siena, daß dieſe
rohe Manier in Toscana mindeſtens bis auf das Jahr 1215
noch in Gebrauch geweſen.

Auf dieſem Gemaͤlde, welches nach dem Katalog der
Gallerie, S. 18, in der Kirche S. Salvatore della Berardenga
gefunden worden, lieſt man am Rande:
+ ANNO DNI MILLESIMO: CC. XV: MENSE
NOVEMBRI: HEC. TABVLA. FACTA. EST:

In der Mitte der Tafel, welche von maͤßiger Hoͤhe, groͤßerer
Breite, ſitzt eine flache erhobene Geſtalt, welche gleich dem uͤbri-
gen uͤbergypſt und mit Gold und Farben bemalt iſt, Chriſtus
in Glorie, an den vier Ecken die bekannten Zeichen der Evan-
geliſten; alles in der Anordnung, jenem Blatte des oben be-
zeichneten Bibelcodex von Monte Amiata nicht unaͤhnlich. Au-
ßerhalb der Glorie lieſt man: ; — das gegenuͤberſtehende
Monogramm iſt erloſchen; die griechiſche Abkuͤrzung darf uns
hier nicht befremden, da ſie ſeit den aͤlteſten Zeiten auch in
der lateiniſchen Kirche uͤblich, vielleicht durch ihre fremdartige
Erſcheinung dunkler und heiliger war *). Zu beiden Seiten

*) Nach den bekannten Monogrammen: A. ☧. Ω. oder .
̄,
haben Verſchiedene geglaubt, bey italieniſchen Malereyen ih-
ren griechiſchen Urſprung beſtimmen zu koͤnnen. Dieſe Monogramme
und Zeichen waren indeß ſeit den aͤlteſten Zeiten bey lateiniſchen
Inſchriften und in anderen Denkmalen des Weſtens in Gebrauch
geblieben, wie man in Ermangelung eigner Anſchauung aus Boſio,
Boldetti, Ciampini
und anderen erlernen kann. — Aus nach-
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[297/0315] des zwoͤlften Jahrhunderts kaum begonnen, die Umriſſe wie- derum zu fuͤllen, ſonſt des Helldunkels noch durchaus entbehrte, dicke Umriſſe ſehen ließ, und im Allgemeinen zu einer widri- gen Kuͤrze der Proportion hinuͤberneigte. Wir lernen aus ei- nem Gemaͤlde der oͤffentlichen Gallerie zu Siena, daß dieſe rohe Manier in Toscana mindeſtens bis auf das Jahr 1215 noch in Gebrauch geweſen. Auf dieſem Gemaͤlde, welches nach dem Katalog der Gallerie, S. 18, in der Kirche S. Salvatore della Berardenga gefunden worden, lieſt man am Rande: + ANNO DNI MILLESIMO: CC. XV: MENSE NOVEMBRI: HEC. TABVLA. FACTA. EST: In der Mitte der Tafel, welche von maͤßiger Hoͤhe, groͤßerer Breite, ſitzt eine flache erhobene Geſtalt, welche gleich dem uͤbri- gen uͤbergypſt und mit Gold und Farben bemalt iſt, Chriſtus in Glorie, an den vier Ecken die bekannten Zeichen der Evan- geliſten; alles in der Anordnung, jenem Blatte des oben be- zeichneten Bibelcodex von Monte Amiata nicht unaͤhnlich. Au- ßerhalb der Glorie lieſt man: ; — das gegenuͤberſtehende Monogramm iſt erloſchen; die griechiſche Abkuͤrzung darf uns hier nicht befremden, da ſie ſeit den aͤlteſten Zeiten auch in der lateiniſchen Kirche uͤblich, vielleicht durch ihre fremdartige Erſcheinung dunkler und heiliger war *). Zu beiden Seiten *) Nach den bekannten Monogrammen: A. ☧. Ω. oder . ̄, haben Verſchiedene geglaubt, bey italieniſchen Malereyen ih- ren griechiſchen Urſprung beſtimmen zu koͤnnen. Dieſe Monogramme und Zeichen waren indeß ſeit den aͤlteſten Zeiten bey lateiniſchen Inſchriften und in anderen Denkmalen des Weſtens in Gebrauch geblieben, wie man in Ermangelung eigner Anſchauung aus Boſio, Boldetti, Ciampini und anderen erlernen kann. — Aus nach-

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/315>, abgerufen am 26.11.2024.