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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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PRIMVS ET IN TOTO FVLGERET EPISCO-
PVS ORBE
HAEC QVAE MIRARIS FVNDAVIT PRESBY-
TER VRBIS
ILLYRICA DE GENTE PETRVS VIR NOMINE
TANTO
DIGNVS -- --

Allein auch die zeichnenden Künste der Malerey und des
Musives müssen schon damals einen nicht unerheblichen Vor-
schritt gewonnen haben, da jene weiblichen Gestalten, Personi-
ficationen der Kirche (ex circumcisione und ex gentibus)*),
fleißiger gearbeitet sind, als jene von Paschal I. in s. Praxe-
dis und von den nachfolgenden Päpsten in anderen Kirchen
angeordneten, vornehmlich weil sie bereits einige Spur des
wieder angeregten Verlangens zeigen, die Formen nicht mehr
bloß durch stark bemerkliche Umrisse, vielmehr auch durch
Schatten hervorzuheben. Die Bekleidung dieser Figuren ist,
mit geringer Unterbrechung, antik, was zu verrathen scheint,
daß man mehr, als noch vor Kurzem, den altchristlichen
Denkmalen sich angenähert, welche in Italien, vornehmlich zu
Rom, häufig vorhanden waren.

Diese Fortschritte verläugnen sich indeß in einigen Ueber-
resten der Herstellungen, welche Honorius III. um wenig spä-
ter, von 1210 -- 20, in der Kirche S. Lorenzo, auf dem
Wege nach Tivoli, angeordnet hat. Im Friese nemlich der
Vorhalle dieser Kirche, welcher musivisch ausgelegt ist, zeigen

*) S. die Abbildung bey Ciampini, vet. mon. P. 1. ed. 1690.
ad p.
191.
18 *

PRIMVS ET IN TOTO FVLGERET EPISCO-
PVS ORBE
HAEC QVAE MIRARIS FVNDAVIT PRESBY-
TER VRBIS
ILLYRICA DE GENTE PETRVS VIR NOMINE
TANTO
DIGNVS — —

Allein auch die zeichnenden Kuͤnſte der Malerey und des
Muſives muͤſſen ſchon damals einen nicht unerheblichen Vor-
ſchritt gewonnen haben, da jene weiblichen Geſtalten, Perſoni-
ficationen der Kirche (ex circumcisione und ex gentibus)*),
fleißiger gearbeitet ſind, als jene von Paſchal I. in ſ. Praxe-
dis und von den nachfolgenden Paͤpſten in anderen Kirchen
angeordneten, vornehmlich weil ſie bereits einige Spur des
wieder angeregten Verlangens zeigen, die Formen nicht mehr
bloß durch ſtark bemerkliche Umriſſe, vielmehr auch durch
Schatten hervorzuheben. Die Bekleidung dieſer Figuren iſt,
mit geringer Unterbrechung, antik, was zu verrathen ſcheint,
daß man mehr, als noch vor Kurzem, den altchriſtlichen
Denkmalen ſich angenaͤhert, welche in Italien, vornehmlich zu
Rom, haͤufig vorhanden waren.

Dieſe Fortſchritte verlaͤugnen ſich indeß in einigen Ueber-
reſten der Herſtellungen, welche Honorius III. um wenig ſpaͤ-
ter, von 1210 — 20, in der Kirche S. Lorenzo, auf dem
Wege nach Tivoli, angeordnet hat. Im Frieſe nemlich der
Vorhalle dieſer Kirche, welcher muſiviſch ausgelegt iſt, zeigen

*) S. die Abbildung bey Ciampini, vet. mon. P. 1. ed. 1690.
ad p.
191.
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[275/0293] PRIMVS ET IN TOTO FVLGERET EPISCO- PVS ORBE HAEC QVAE MIRARIS FVNDAVIT PRESBY- TER VRBIS ILLYRICA DE GENTE PETRVS VIR NOMINE TANTO DIGNVS — — Allein auch die zeichnenden Kuͤnſte der Malerey und des Muſives muͤſſen ſchon damals einen nicht unerheblichen Vor- ſchritt gewonnen haben, da jene weiblichen Geſtalten, Perſoni- ficationen der Kirche (ex circumcisione und ex gentibus) *), fleißiger gearbeitet ſind, als jene von Paſchal I. in ſ. Praxe- dis und von den nachfolgenden Paͤpſten in anderen Kirchen angeordneten, vornehmlich weil ſie bereits einige Spur des wieder angeregten Verlangens zeigen, die Formen nicht mehr bloß durch ſtark bemerkliche Umriſſe, vielmehr auch durch Schatten hervorzuheben. Die Bekleidung dieſer Figuren iſt, mit geringer Unterbrechung, antik, was zu verrathen ſcheint, daß man mehr, als noch vor Kurzem, den altchriſtlichen Denkmalen ſich angenaͤhert, welche in Italien, vornehmlich zu Rom, haͤufig vorhanden waren. Dieſe Fortſchritte verlaͤugnen ſich indeß in einigen Ueber- reſten der Herſtellungen, welche Honorius III. um wenig ſpaͤ- ter, von 1210 — 20, in der Kirche S. Lorenzo, auf dem Wege nach Tivoli, angeordnet hat. Im Frieſe nemlich der Vorhalle dieſer Kirche, welcher muſiviſch ausgelegt iſt, zeigen *) S. die Abbildung bey Ciampini, vet. mon. P. 1. ed. 1690. ad p. 191. 18 *

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/293>, abgerufen am 15.05.2024.