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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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ANNO. VI.° CENCIO. CAMERARIO. MINI-
STRATE
HOC. OP9. FACTV. EST.

Wir lernen aus der letzten Inschrift, daß Hubert der Meister,
sein Bruder Petrus dessen Gehülfe, beide aber aus Piacenza
waren. Was indeß das obige zusammengezogene Latusenen.
bedeute, weiß ich mir nicht zu erklären, noch habe ich darüber
weder aus den Glossarien oder sonst einige Auskunft erlan-
gen können.

Andere Künstlernamen, ohne Angabe des Vaterlandes,
finden sich an römischen Denkmalen dieser Zeit, welche, da sie
durchhin nur in den mehr vernachlässigten Kirchen der äußeren
Stadt vorkommen, auf eine große, verbreitete Wirksamkeit
schließen lassen, deren Erzeugnisse in den Erneuerungen der
inneren Stadt bis auf die letzte Spur verschwunden sind.

In der alten Basilika S. Lorenzo, auf dem Wege nach
Tivoli, findet sich am Hauptaltare eine Verdachung, welche
auf vier antiken Porphyrsäulen ruht, deren componirte Kapi-
täle offenbar mittelalterliche, doch nach den Umständen gut
ausgeführte Nachbildungen antiker Muster. Auf diesen Säu-
len ruhet zunächst ein sehr einfaches Gesimse, darauf ein ver-
zierender Zwergporticus; die hölzerne und bemalte Bedeckung
des Gipfels ist durchaus neu. Der Altar selbst enthält, ob-
wohl er neu aufgeschmückt worden, doch immer noch einige
Eckpfeiler, welche den alten Theilen der Verdachung gleichzei-
tig zu seyn scheinen; an der inneren Seite des Architraves,
also an einem der alten Theile dieser Verdachung, befindet sich
folgende Inschrift:
+ IOHS. PETRVS. ANGLS. ET SASSO. FILII.
PAVLI. MARMOR.

ANNO. VI.° CENCIO. CAMERARIO. MINI-
STRA̅TE
HOC. OP9. FACTV̅. EST.

Wir lernen aus der letzten Inſchrift, daß Hubert der Meiſter,
ſein Bruder Petrus deſſen Gehuͤlfe, beide aber aus Piacenza
waren. Was indeß das obige zuſammengezogene Latu̅s̅ene̅n̅.
bedeute, weiß ich mir nicht zu erklaͤren, noch habe ich daruͤber
weder aus den Gloſſarien oder ſonſt einige Auskunft erlan-
gen koͤnnen.

Andere Kuͤnſtlernamen, ohne Angabe des Vaterlandes,
finden ſich an roͤmiſchen Denkmalen dieſer Zeit, welche, da ſie
durchhin nur in den mehr vernachlaͤſſigten Kirchen der aͤußeren
Stadt vorkommen, auf eine große, verbreitete Wirkſamkeit
ſchließen laſſen, deren Erzeugniſſe in den Erneuerungen der
inneren Stadt bis auf die letzte Spur verſchwunden ſind.

In der alten Baſilika S. Lorenzo, auf dem Wege nach
Tivoli, findet ſich am Hauptaltare eine Verdachung, welche
auf vier antiken Porphyrſaͤulen ruht, deren componirte Kapi-
taͤle offenbar mittelalterliche, doch nach den Umſtaͤnden gut
ausgefuͤhrte Nachbildungen antiker Muſter. Auf dieſen Saͤu-
len ruhet zunaͤchſt ein ſehr einfaches Geſimſe, darauf ein ver-
zierender Zwergporticus; die hoͤlzerne und bemalte Bedeckung
des Gipfels iſt durchaus neu. Der Altar ſelbſt enthaͤlt, ob-
wohl er neu aufgeſchmuͤckt worden, doch immer noch einige
Eckpfeiler, welche den alten Theilen der Verdachung gleichzei-
tig zu ſeyn ſcheinen; an der inneren Seite des Architraves,
alſo an einem der alten Theile dieſer Verdachung, befindet ſich
folgende Inſchrift:
+ IO̅H̅S̅. PETRVS. ANG̅L̅S̅. ET SASSO. FILII.
PAVLI. MARMO̅R̅.

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[268/0286] ANNO. VI.° CENCIO. CAMERARIO. MINI- STRA̅TE HOC. OP9. FACTV̅. EST. Wir lernen aus der letzten Inſchrift, daß Hubert der Meiſter, ſein Bruder Petrus deſſen Gehuͤlfe, beide aber aus Piacenza waren. Was indeß das obige zuſammengezogene Latu̅s̅ene̅n̅. bedeute, weiß ich mir nicht zu erklaͤren, noch habe ich daruͤber weder aus den Gloſſarien oder ſonſt einige Auskunft erlan- gen koͤnnen. Andere Kuͤnſtlernamen, ohne Angabe des Vaterlandes, finden ſich an roͤmiſchen Denkmalen dieſer Zeit, welche, da ſie durchhin nur in den mehr vernachlaͤſſigten Kirchen der aͤußeren Stadt vorkommen, auf eine große, verbreitete Wirkſamkeit ſchließen laſſen, deren Erzeugniſſe in den Erneuerungen der inneren Stadt bis auf die letzte Spur verſchwunden ſind. In der alten Baſilika S. Lorenzo, auf dem Wege nach Tivoli, findet ſich am Hauptaltare eine Verdachung, welche auf vier antiken Porphyrſaͤulen ruht, deren componirte Kapi- taͤle offenbar mittelalterliche, doch nach den Umſtaͤnden gut ausgefuͤhrte Nachbildungen antiker Muſter. Auf dieſen Saͤu- len ruhet zunaͤchſt ein ſehr einfaches Geſimſe, darauf ein ver- zierender Zwergporticus; die hoͤlzerne und bemalte Bedeckung des Gipfels iſt durchaus neu. Der Altar ſelbſt enthaͤlt, ob- wohl er neu aufgeſchmuͤckt worden, doch immer noch einige Eckpfeiler, welche den alten Theilen der Verdachung gleichzei- tig zu ſeyn ſcheinen; an der inneren Seite des Architraves, alſo an einem der alten Theile dieſer Verdachung, befindet ſich folgende Inſchrift: + IO̅H̅S̅. PETRVS. ANG̅L̅S̅. ET SASSO. FILII. PAVLI. MARMO̅R̅.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/286>, abgerufen am 22.11.2024.