der Johanniskirche zu Florenz findet sich noch immer jenes kurze, gedrückte, schwerfällige Verhältniß, welches im höheren Mittelalter die Kunstarbeiten der Italiener von denen gleichzei- tiger Griechen unterscheidet. In Vergleich mit diesen und ähnlichen Figuren scheint denn obiges Denkmal allerdings sich dem Griechischen anzunähern. Ich unterdrücke indeß die Ver- muthungen, welche dieser Umstand erweckt, da es gefährlich seyn dürfte, sie zu verfolgen, ehe es gelungen wäre, das Al- ter und die Herkunft des Werkes, von welchem sie ausgehen, sicherer zu bestimmen, als mir bisher gelungen ist.
Indeß werden wir auch für die Folge festhalten müssen, daß die beschriebenen Bildnereyen im Entwurf wie in der Ausführung sogar von den italienischen Bildnereyen des nächst- folgenden Jahrhunderts sich unterscheiden, in welchem wir wiederum auf Künstlernamen treffen, was von erwachendem Ehrgeiz zeugt und den heilsamen Trieb ankündigt, sich vor der Menge auszuzeichnen.
Es ist bemerkenswerth, daß wir den ältesten Urkunden der toscanischen Bildnerey eben in Pistoja begegnen, einer früh begüterten Stadt, welche indeß schon seit dem Ende des zwölften Jahrhunderts gegen Lucca und Pisa zurücktritt, im vierzehnten schon zur bloßen Provinzialstadt herabsinkt. Auch an größeren Orten, zu Pisa, Florenz, Rom, werden wir die ältesten Denkmale neuerer Kunst vornehmlich in vernachlässig- ten Kirchen der Vorstädte aufsuchen. Aus welchen Umständen abzunehmen, daß wir nur den kleinsten Theil der Kunstarbei- ten jener Zeit besitzen, und diesen selbst nur der Vernachlässi- gung, nicht der absichtlichen Aufbewahrung verdanken. An solchen Puncten, in denen die bildenden Künste schon seit dem dreyzehnten Jahrhunderte und bis in die neueste Zeit hin un-
der Johanniskirche zu Florenz findet ſich noch immer jenes kurze, gedruͤckte, ſchwerfaͤllige Verhaͤltniß, welches im hoͤheren Mittelalter die Kunſtarbeiten der Italiener von denen gleichzei- tiger Griechen unterſcheidet. In Vergleich mit dieſen und aͤhnlichen Figuren ſcheint denn obiges Denkmal allerdings ſich dem Griechiſchen anzunaͤhern. Ich unterdruͤcke indeß die Ver- muthungen, welche dieſer Umſtand erweckt, da es gefaͤhrlich ſeyn duͤrfte, ſie zu verfolgen, ehe es gelungen waͤre, das Al- ter und die Herkunft des Werkes, von welchem ſie ausgehen, ſicherer zu beſtimmen, als mir bisher gelungen iſt.
Indeß werden wir auch fuͤr die Folge feſthalten muͤſſen, daß die beſchriebenen Bildnereyen im Entwurf wie in der Ausfuͤhrung ſogar von den italieniſchen Bildnereyen des naͤchſt- folgenden Jahrhunderts ſich unterſcheiden, in welchem wir wiederum auf Kuͤnſtlernamen treffen, was von erwachendem Ehrgeiz zeugt und den heilſamen Trieb ankuͤndigt, ſich vor der Menge auszuzeichnen.
Es iſt bemerkenswerth, daß wir den aͤlteſten Urkunden der toscaniſchen Bildnerey eben in Piſtoja begegnen, einer fruͤh beguͤterten Stadt, welche indeß ſchon ſeit dem Ende des zwoͤlften Jahrhunderts gegen Lucca und Piſa zuruͤcktritt, im vierzehnten ſchon zur bloßen Provinzialſtadt herabſinkt. Auch an groͤßeren Orten, zu Piſa, Florenz, Rom, werden wir die aͤlteſten Denkmale neuerer Kunſt vornehmlich in vernachlaͤſſig- ten Kirchen der Vorſtaͤdte aufſuchen. Aus welchen Umſtaͤnden abzunehmen, daß wir nur den kleinſten Theil der Kunſtarbei- ten jener Zeit beſitzen, und dieſen ſelbſt nur der Vernachlaͤſſi- gung, nicht der abſichtlichen Aufbewahrung verdanken. An ſolchen Puncten, in denen die bildenden Kuͤnſte ſchon ſeit dem dreyzehnten Jahrhunderte und bis in die neueſte Zeit hin un-
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der Johanniskirche zu Florenz findet ſich noch immer jenes
kurze, gedruͤckte, ſchwerfaͤllige Verhaͤltniß, welches im hoͤheren
Mittelalter die Kunſtarbeiten der Italiener von denen gleichzei-
tiger Griechen unterſcheidet. In Vergleich mit dieſen und
aͤhnlichen Figuren ſcheint denn obiges Denkmal allerdings ſich
dem Griechiſchen anzunaͤhern. Ich unterdruͤcke indeß die Ver-
muthungen, welche dieſer Umſtand erweckt, da es gefaͤhrlich
ſeyn duͤrfte, ſie zu verfolgen, ehe es gelungen waͤre, das Al-
ter und die Herkunft des Werkes, von welchem ſie ausgehen,
ſicherer zu beſtimmen, als mir bisher gelungen iſt.
Indeß werden wir auch fuͤr die Folge feſthalten muͤſſen,
daß die beſchriebenen Bildnereyen im Entwurf wie in der
Ausfuͤhrung ſogar von den italieniſchen Bildnereyen des naͤchſt-
folgenden Jahrhunderts ſich unterſcheiden, in welchem wir
wiederum auf Kuͤnſtlernamen treffen, was von erwachendem
Ehrgeiz zeugt und den heilſamen Trieb ankuͤndigt, ſich vor der
Menge auszuzeichnen.
Es iſt bemerkenswerth, daß wir den aͤlteſten Urkunden
der toscaniſchen Bildnerey eben in Piſtoja begegnen, einer
fruͤh beguͤterten Stadt, welche indeß ſchon ſeit dem Ende des
zwoͤlften Jahrhunderts gegen Lucca und Piſa zuruͤcktritt, im
vierzehnten ſchon zur bloßen Provinzialſtadt herabſinkt. Auch
an groͤßeren Orten, zu Piſa, Florenz, Rom, werden wir die
aͤlteſten Denkmale neuerer Kunſt vornehmlich in vernachlaͤſſig-
ten Kirchen der Vorſtaͤdte aufſuchen. Aus welchen Umſtaͤnden
abzunehmen, daß wir nur den kleinſten Theil der Kunſtarbei-
ten jener Zeit beſitzen, und dieſen ſelbſt nur der Vernachlaͤſſi-
gung, nicht der abſichtlichen Aufbewahrung verdanken. An
ſolchen Puncten, in denen die bildenden Kuͤnſte ſchon ſeit dem
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/273>, abgerufen am 22.11.2024.
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