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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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darin angebracht oder nach älteren wiederholt worden, sind
fast ohne Ausnahme altchristliche, vielleicht Copieen von Ma-
lereyen der eben abgetragenen älteren Kirche. In den Umris-
sen zeigt sich noch einige Spur der hergebrachten Völligkeit
und Ründung. Allein die Glasstifte, welche an sich selbst
gröber und minder regelmäßig zugeschnitten, sind schon nach-
lässiger oder ungeschickter zusammengesetzt, als in den alten
Theilen des Musives Leos III.; Halbtöne und Schatten, deren
Spur dort noch bemerklich ist, haben hier bereits einfachen
Localtönen und Farbenflecken Raum gegeben; dicke und auf-
fallende Umrisse begrenzen die Formen. Erwägen wir, daß
dieses Werk die Stiftung eines Papstes ist; daß der Name
des Stifters darauf mit einem gewissen Anspruch angebracht
worden, den auch Anastasius anzudeuten scheint: so werden
wir solches als ein hervorragendes Beispiel damaliger Leistun-
gen betrachten, also mit Sicherheit annehmen können, daß die
Kunst bereits in der ganzen Ausdehnung von Italien im Sin-
ken begriffen war, und innerhalb weniger Decennien Vortheile
eingebüßt hatte, welche noch unter Leo III. bekannt, oder doch
bewußtlos in Gebrauch waren. Nur ein einziger Schritt blieb
noch übrig zur äußersten Entartung der italienischen Technik:
die völlige Entäußerung aller Sicherheit, aller Fülle, alles
Schwunges der Umrisse.

Doch auch dahin gelangte man nunmehr innerhalb weni-
ger Jahrzehende, wie ein Denkmal darlegt, welches, obwohl

von
im Bogen das Monogramm desselben Papst[ - 2 Zeichen fehlen]. Auch an einer aus
antiken Fragmenten zusammengeflickten Thüre der Kapelle der heil.
Säule sieht man in Stein gegraben: Paschalis praesulis opus etc.
Ein anderes Werk dess. Papstes, die Tribune der Kirche S. Cäci-
lia, dürfte mittelalterliche Wiederherstellungen erfahren haben.

darin angebracht oder nach aͤlteren wiederholt worden, ſind
faſt ohne Ausnahme altchriſtliche, vielleicht Copieen von Ma-
lereyen der eben abgetragenen aͤlteren Kirche. In den Umriſ-
ſen zeigt ſich noch einige Spur der hergebrachten Voͤlligkeit
und Ruͤndung. Allein die Glasſtifte, welche an ſich ſelbſt
groͤber und minder regelmaͤßig zugeſchnitten, ſind ſchon nach-
laͤſſiger oder ungeſchickter zuſammengeſetzt, als in den alten
Theilen des Muſives Leos III.; Halbtoͤne und Schatten, deren
Spur dort noch bemerklich iſt, haben hier bereits einfachen
Localtoͤnen und Farbenflecken Raum gegeben; dicke und auf-
fallende Umriſſe begrenzen die Formen. Erwaͤgen wir, daß
dieſes Werk die Stiftung eines Papſtes iſt; daß der Name
des Stifters darauf mit einem gewiſſen Anſpruch angebracht
worden, den auch Anaſtaſius anzudeuten ſcheint: ſo werden
wir ſolches als ein hervorragendes Beiſpiel damaliger Leiſtun-
gen betrachten, alſo mit Sicherheit annehmen koͤnnen, daß die
Kunſt bereits in der ganzen Ausdehnung von Italien im Sin-
ken begriffen war, und innerhalb weniger Decennien Vortheile
eingebuͤßt hatte, welche noch unter Leo III. bekannt, oder doch
bewußtlos in Gebrauch waren. Nur ein einziger Schritt blieb
noch uͤbrig zur aͤußerſten Entartung der italieniſchen Technik:
die voͤllige Entaͤußerung aller Sicherheit, aller Fuͤlle, alles
Schwunges der Umriſſe.

Doch auch dahin gelangte man nunmehr innerhalb weni-
ger Jahrzehende, wie ein Denkmal darlegt, welches, obwohl

von
im Bogen das Monogramm deſſelben Papſt[ – 2 Zeichen fehlen]. Auch an einer aus
antiken Fragmenten zuſammengeflickten Thuͤre der Kapelle der heil.
Saͤule ſieht man in Stein gegraben: Paschalis praesulis opus etc.
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[240/0258] darin angebracht oder nach aͤlteren wiederholt worden, ſind faſt ohne Ausnahme altchriſtliche, vielleicht Copieen von Ma- lereyen der eben abgetragenen aͤlteren Kirche. In den Umriſ- ſen zeigt ſich noch einige Spur der hergebrachten Voͤlligkeit und Ruͤndung. Allein die Glasſtifte, welche an ſich ſelbſt groͤber und minder regelmaͤßig zugeſchnitten, ſind ſchon nach- laͤſſiger oder ungeſchickter zuſammengeſetzt, als in den alten Theilen des Muſives Leos III.; Halbtoͤne und Schatten, deren Spur dort noch bemerklich iſt, haben hier bereits einfachen Localtoͤnen und Farbenflecken Raum gegeben; dicke und auf- fallende Umriſſe begrenzen die Formen. Erwaͤgen wir, daß dieſes Werk die Stiftung eines Papſtes iſt; daß der Name des Stifters darauf mit einem gewiſſen Anſpruch angebracht worden, den auch Anaſtaſius anzudeuten ſcheint: ſo werden wir ſolches als ein hervorragendes Beiſpiel damaliger Leiſtun- gen betrachten, alſo mit Sicherheit annehmen koͤnnen, daß die Kunſt bereits in der ganzen Ausdehnung von Italien im Sin- ken begriffen war, und innerhalb weniger Decennien Vortheile eingebuͤßt hatte, welche noch unter Leo III. bekannt, oder doch bewußtlos in Gebrauch waren. Nur ein einziger Schritt blieb noch uͤbrig zur aͤußerſten Entartung der italieniſchen Technik: die voͤllige Entaͤußerung aller Sicherheit, aller Fuͤlle, alles Schwunges der Umriſſe. Doch auch dahin gelangte man nunmehr innerhalb weni- ger Jahrzehende, wie ein Denkmal darlegt, welches, obwohl von **) **) im Bogen das Monogramm deſſelben Papſt__. Auch an einer aus antiken Fragmenten zuſammengeflickten Thuͤre der Kapelle der heil. Saͤule ſieht man in Stein gegraben: Paschalis praesulis opus etc. Ein anderes Werk deſſ. Papſtes, die Tribune der Kirche S. Caͤci- lia, duͤrfte mittelalterliche Wiederherſtellungen erfahren haben.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/258>, abgerufen am 22.11.2024.