Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.tische Sinn und Alles, was vom alten martialischen Geiste Vorherrschen des practischen Sinnes war es demnach, *) Ueber die frühere Blüthe von Neapel, Gaeta, Amalphi,
wissen wir wenig Umständliches. S. Brincman. Diss. de rep. Amalphit. ad calcem hist. Pandect. Flo. -- Einzelnes, wohl rheto- risch Uebertriebene, bey Gull. Apul. tiſche Sinn und Alles, was vom alten martialiſchen Geiſte Vorherrſchen des practiſchen Sinnes war es demnach, *) Ueber die fruͤhere Bluͤthe von Neapel, Gaeta, Amalphi,
wiſſen wir wenig Umſtaͤndliches. S. Brincman. Diss. de rep. Amalphit. ad calcem hist. Pandect. Flo. — Einzelnes, wohl rheto- riſch Uebertriebene, bey Gull. Apul. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0256" n="238"/> tiſche Sinn und Alles, was vom alten martialiſchen Geiſte<lb/> bey roͤmiſchen oder germaniſchen Abkoͤmmlingen noch vorhan-<lb/> den war, auf Gruͤndung und Sicherung des Naͤchſten. Auf<lb/> der einen Seite vereinigten ſich die Stammgenoſſenſchaften des<lb/> Adels, welche in <placeName>Italien</placeName> alt ſeyn muͤſſen, weil ſie fruͤh ſich<lb/> zeigen, und ſchon im dreyzehnten Jahrhundert ſich uͤberlebt<lb/> haben und zum Untergange reif ſind. Andererſeits entwickelte<lb/> ſich in den Truͤmmern roͤmiſcher Colonieen und Municipien,<lb/> aus den Reſten roͤmiſcher Einrichtung, Verwaltungsart, Ge-<lb/> wohnheit, jener ſtaͤdtiſche Gemeingeiſt, der in einzelnen Orten,<lb/> etwa in <placeName>Lucca</placeName> und <placeName>Piſa</placeName> <note place="foot" n="*)">Ueber die fruͤhere Bluͤthe von <placeName>Neapel</placeName>, <placeName>Gaeta</placeName>, <placeName>Amalphi</placeName>,<lb/> wiſſen wir wenig Umſtaͤndliches. S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116485108">Brincman</persName></hi>. Diss. de rep.<lb/><placeName>Amalphit.</placeName> ad calcem hist. Pandect. Flo.</hi> — Einzelnes, wohl rheto-<lb/> riſch Uebertriebene, bey <hi rendition="#aq">Gull. Apul.</hi></note>, ſchon im eilften Jahrhundert ſo<lb/> ausgebildet hervortritt, daß wir anzunehmen gezwungen ſind,<lb/> er habe ſich eine laͤngere Zeit hindurch im Stillen aus fruͤhe-<lb/> rer Verſunkenheit hervorgebildet.</p><lb/> <p>Vorherrſchen des practiſchen Sinnes war es demnach,<lb/> und Begeiſterung fuͤr neue politiſche Gruͤndungen, oder Hoff-<lb/> nungen auf kuͤnftige Macht und Freyheit, was den Sinn da-<lb/> maliger Italiener in Kunſt und Sprache von treuem, ſorgli-<lb/> chem Bewahren des Ueberlieferten ablenkte. So lange man<lb/> nur in der Erinnerung an roͤmiſche Groͤße Beruhigung und<lb/> Freude fand, ſo lange die Gegenwart und naͤchſte Zukunft<lb/> nichts, als Beſchaͤmendes, Entmuthigendes darbot, hatte man,<lb/> obwohl mit geringem Gluͤcke, geſtrebt, die Sprache und die<lb/> Kuͤnſte des alten Weltreiches in ihren herkoͤmmlichen Formen<lb/> zu erhalten. Nun aber, da dem Ehrgeiz, wie dem Erwerb-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [238/0256]
tiſche Sinn und Alles, was vom alten martialiſchen Geiſte
bey roͤmiſchen oder germaniſchen Abkoͤmmlingen noch vorhan-
den war, auf Gruͤndung und Sicherung des Naͤchſten. Auf
der einen Seite vereinigten ſich die Stammgenoſſenſchaften des
Adels, welche in Italien alt ſeyn muͤſſen, weil ſie fruͤh ſich
zeigen, und ſchon im dreyzehnten Jahrhundert ſich uͤberlebt
haben und zum Untergange reif ſind. Andererſeits entwickelte
ſich in den Truͤmmern roͤmiſcher Colonieen und Municipien,
aus den Reſten roͤmiſcher Einrichtung, Verwaltungsart, Ge-
wohnheit, jener ſtaͤdtiſche Gemeingeiſt, der in einzelnen Orten,
etwa in Lucca und Piſa *), ſchon im eilften Jahrhundert ſo
ausgebildet hervortritt, daß wir anzunehmen gezwungen ſind,
er habe ſich eine laͤngere Zeit hindurch im Stillen aus fruͤhe-
rer Verſunkenheit hervorgebildet.
Vorherrſchen des practiſchen Sinnes war es demnach,
und Begeiſterung fuͤr neue politiſche Gruͤndungen, oder Hoff-
nungen auf kuͤnftige Macht und Freyheit, was den Sinn da-
maliger Italiener in Kunſt und Sprache von treuem, ſorgli-
chem Bewahren des Ueberlieferten ablenkte. So lange man
nur in der Erinnerung an roͤmiſche Groͤße Beruhigung und
Freude fand, ſo lange die Gegenwart und naͤchſte Zukunft
nichts, als Beſchaͤmendes, Entmuthigendes darbot, hatte man,
obwohl mit geringem Gluͤcke, geſtrebt, die Sprache und die
Kuͤnſte des alten Weltreiches in ihren herkoͤmmlichen Formen
zu erhalten. Nun aber, da dem Ehrgeiz, wie dem Erwerb-
*) Ueber die fruͤhere Bluͤthe von Neapel, Gaeta, Amalphi,
wiſſen wir wenig Umſtaͤndliches. S. Brincman. Diss. de rep.
Amalphit. ad calcem hist. Pandect. Flo. — Einzelnes, wohl rheto-
riſch Uebertriebene, bey Gull. Apul.
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