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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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angegeben, hie und da einige Aufmalungen erfahren, deren
man sich bey Denkmalen dieser Art stets enthalten sollte.
Doch unterscheidet sich das Erhaltene durch mehr Leimgehalt
und größeren Glanz der Farbe, so daß schon aus diesem Bei-
spiel mit Sicherheit abzunehmen, die Miniatur sey am Hofe
der Karolinger mit Erfolg, und nicht ohne technischen Fort-
schritt weitergeübt worden.

Sehen wir nun in der Folge, während der inneren Zer-
rüttungen des westfränkischen Reiches im zehnten Jahrhundert,
dort ihre Spur verschwinden; finden wir dahingegen im eigent-
lichen Deutschland Weihgeschenke des Königs Arnolf, welche
in ähnlichem Charakter, in derselben Kunstart gearbeitet sind *);
so scheint die Vermuthung sich aufzudrängen, daß jene Schule
von Goldarbeitern und Juwelieren, von Kalligraphen und
Miniaturmalern, welche mehr als ein Jahrhundert lang am
Hofe der Karolinger fortgeblüht, damals dem letzten noch le-
benskräftigen Zweige dieses Stammes sich angeschlossen habe.
Denn von nun an erblicken wir sie im Gefolge der deutschen
Könige, denen sie gewiß bis auf Heinrich II., und, bey stei-
gender Wohlfarth des Reiches, höchst wahrscheinlich auch un-
ter den folgenden Regierungen mit wechselndem Geschicke ge-
dient hat.

Freilich entschwindet mir der Faden unter der kurzen Re-
gierung Conrad I., aus welcher bis dahin kein Denkmal der
angedeuteten Art mir bekannt worden. Ueberhaupt dürfen wir
annehmen, daß zu Anfang des zehnten Jahrhunderts, während

*) S. Zirngibl, neue hist. Abhh. der baierischen Ak. Bd. III.
S. 374. Das Evangeliarium wird in der k. Hofbibl. zu München,
das goldene Feldaltärchen vielleicht im Schatze ebendas. aufbewahrt.

angegeben, hie und da einige Aufmalungen erfahren, deren
man ſich bey Denkmalen dieſer Art ſtets enthalten ſollte.
Doch unterſcheidet ſich das Erhaltene durch mehr Leimgehalt
und groͤßeren Glanz der Farbe, ſo daß ſchon aus dieſem Bei-
ſpiel mit Sicherheit abzunehmen, die Miniatur ſey am Hofe
der Karolinger mit Erfolg, und nicht ohne techniſchen Fort-
ſchritt weitergeuͤbt worden.

Sehen wir nun in der Folge, waͤhrend der inneren Zer-
ruͤttungen des weſtfraͤnkiſchen Reiches im zehnten Jahrhundert,
dort ihre Spur verſchwinden; finden wir dahingegen im eigent-
lichen Deutſchland Weihgeſchenke des Koͤnigs Arnolf, welche
in aͤhnlichem Charakter, in derſelben Kunſtart gearbeitet ſind *);
ſo ſcheint die Vermuthung ſich aufzudraͤngen, daß jene Schule
von Goldarbeitern und Juwelieren, von Kalligraphen und
Miniaturmalern, welche mehr als ein Jahrhundert lang am
Hofe der Karolinger fortgebluͤht, damals dem letzten noch le-
benskraͤftigen Zweige dieſes Stammes ſich angeſchloſſen habe.
Denn von nun an erblicken wir ſie im Gefolge der deutſchen
Koͤnige, denen ſie gewiß bis auf Heinrich II., und, bey ſtei-
gender Wohlfarth des Reiches, hoͤchſt wahrſcheinlich auch un-
ter den folgenden Regierungen mit wechſelndem Geſchicke ge-
dient hat.

Freilich entſchwindet mir der Faden unter der kurzen Re-
gierung Conrad I., aus welcher bis dahin kein Denkmal der
angedeuteten Art mir bekannt worden. Ueberhaupt duͤrfen wir
annehmen, daß zu Anfang des zehnten Jahrhunderts, waͤhrend

*) S. Zirngibl, neue hiſt. Abhh. der baieriſchen Ak. Bd. III.
S. 374. Das Evangeliarium wird in der k. Hofbibl. zu Muͤnchen,
das goldene Feldaltaͤrchen vielleicht im Schatze ebendaſ. aufbewahrt.
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[226/0244] angegeben, hie und da einige Aufmalungen erfahren, deren man ſich bey Denkmalen dieſer Art ſtets enthalten ſollte. Doch unterſcheidet ſich das Erhaltene durch mehr Leimgehalt und groͤßeren Glanz der Farbe, ſo daß ſchon aus dieſem Bei- ſpiel mit Sicherheit abzunehmen, die Miniatur ſey am Hofe der Karolinger mit Erfolg, und nicht ohne techniſchen Fort- ſchritt weitergeuͤbt worden. Sehen wir nun in der Folge, waͤhrend der inneren Zer- ruͤttungen des weſtfraͤnkiſchen Reiches im zehnten Jahrhundert, dort ihre Spur verſchwinden; finden wir dahingegen im eigent- lichen Deutſchland Weihgeſchenke des Koͤnigs Arnolf, welche in aͤhnlichem Charakter, in derſelben Kunſtart gearbeitet ſind *); ſo ſcheint die Vermuthung ſich aufzudraͤngen, daß jene Schule von Goldarbeitern und Juwelieren, von Kalligraphen und Miniaturmalern, welche mehr als ein Jahrhundert lang am Hofe der Karolinger fortgebluͤht, damals dem letzten noch le- benskraͤftigen Zweige dieſes Stammes ſich angeſchloſſen habe. Denn von nun an erblicken wir ſie im Gefolge der deutſchen Koͤnige, denen ſie gewiß bis auf Heinrich II., und, bey ſtei- gender Wohlfarth des Reiches, hoͤchſt wahrſcheinlich auch un- ter den folgenden Regierungen mit wechſelndem Geſchicke ge- dient hat. Freilich entſchwindet mir der Faden unter der kurzen Re- gierung Conrad I., aus welcher bis dahin kein Denkmal der angedeuteten Art mir bekannt worden. Ueberhaupt duͤrfen wir annehmen, daß zu Anfang des zehnten Jahrhunderts, waͤhrend *) S. Zirngibl, neue hiſt. Abhh. der baieriſchen Ak. Bd. III. S. 374. Das Evangeliarium wird in der k. Hofbibl. zu Muͤnchen, das goldene Feldaltaͤrchen vielleicht im Schatze ebendaſ. aufbewahrt.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/244>, abgerufen am 27.11.2024.