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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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Kunstzweig an Ausbildung. Unter den miniirten Handschrif-
ten *), deren Prolog anzeigt, daß sie auf Befehl dieses Für-
sten geschrieben worden, untersuchte ich wiederholt die lateini-
sche Bibel, welche zu Rom jenseit der Tiber, im Kloster S.
Calisto vorhanden ist, und vormals lange Zeit hindurch in
dem Kloster des gleichen Ordens bey S. Paul, auf dem Wege
nach Ostia, bewahrt worden. Alemanni **) und, nach
ihm, Montfaucon ***) haben diese Handschrift umständlich
beschrieben, und die historischen Merkwurdigkeiten ihrer Bilder
beleuchtet, in welcher Beziehung ich auf diese Forscher verwei-
sen darf. Doch haben beide übersehen, daß der Text durchhin
von neuerer Hand geschrieben ist, daß mithin nichts darin
dem Zeitalter Karls angehört, als der Prolog und die Minia-
turen. Die Züge der Handschrift des Textes verweisen in das
eilfte Jahrhundert, und stimmen mit dem, obwohl in anderer
Tinte geschriebenen, Lehenseid Herzog Roberts von Sicilien
überein, welcher der Bibel vorgeheftet ist +). Dieser Umstand
aber entkräftet keinesweges die Aechtheit der eingehefteten Mi-
niaturen. Diese nemlich fallen nirgend mit den Quaternionen
der neueren Handschrift zusammen, sind, eben wie der Prolog,
nur beygeheftet, und zudem an den Rändern auffallend mehr
abgegriffen. Der ältere Codex, zu welchem sie gehört, mochte

*) S. die ziemlich genauen Nachbildungen bey D'Agincourt,
h. de l'art, T. III. Peinture Part. II. Pl. 40 ß.
**) De Later. pariet. ed. c. p. 80. ad tab. IX.
***) Antt. de la monarchie Franc. T. 1. p. 175 s.
+) Ich untersuchte diese HS. im I. 1819 in Gesellschaft des
Herrn Geh. Staatsraths Niebuhr, auf dessen Zeugniß ich mich
um so mehr berufen darf, da alle kritische Merkmale, welche
ich angegeben, dem geübten Blicke dieses Meisters der Forschung
sich alsobald dargeboten.

Kunſtzweig an Ausbildung. Unter den miniirten Handſchrif-
ten *), deren Prolog anzeigt, daß ſie auf Befehl dieſes Fuͤr-
ſten geſchrieben worden, unterſuchte ich wiederholt die lateini-
ſche Bibel, welche zu Rom jenſeit der Tiber, im Kloſter S.
Caliſto vorhanden iſt, und vormals lange Zeit hindurch in
dem Kloſter des gleichen Ordens bey S. Paul, auf dem Wege
nach Oſtia, bewahrt worden. Alemanni **) und, nach
ihm, Montfaucon ***) haben dieſe Handſchrift umſtaͤndlich
beſchrieben, und die hiſtoriſchen Merkwurdigkeiten ihrer Bilder
beleuchtet, in welcher Beziehung ich auf dieſe Forſcher verwei-
ſen darf. Doch haben beide uͤberſehen, daß der Text durchhin
von neuerer Hand geſchrieben iſt, daß mithin nichts darin
dem Zeitalter Karls angehoͤrt, als der Prolog und die Minia-
turen. Die Zuͤge der Handſchrift des Textes verweiſen in das
eilfte Jahrhundert, und ſtimmen mit dem, obwohl in anderer
Tinte geſchriebenen, Lehenseid Herzog Roberts von Sicilien
uͤberein, welcher der Bibel vorgeheftet iſt †). Dieſer Umſtand
aber entkraͤftet keinesweges die Aechtheit der eingehefteten Mi-
niaturen. Dieſe nemlich fallen nirgend mit den Quaternionen
der neueren Handſchrift zuſammen, ſind, eben wie der Prolog,
nur beygeheftet, und zudem an den Raͤndern auffallend mehr
abgegriffen. Der aͤltere Codex, zu welchem ſie gehoͤrt, mochte

*) S. die ziemlich genauen Nachbildungen bey D’Agincourt,
h. de l’art, T. III. Peinture Part. II. Pl. 40 ß.
**) De Later. pariet. ed. c. p. 80. ad tab. IX.
***) Antt. de la monarchie Franc. T. 1. p. 175 s.
†) Ich unterſuchte dieſe HS. im I. 1819 in Geſellſchaft des
Herrn Geh. Staatsraths Niebuhr, auf deſſen Zeugniß ich mich
um ſo mehr berufen darf, da alle kritiſche Merkmale, welche
ich angegeben, dem geuͤbten Blicke dieſes Meiſters der Forſchung
ſich alſobald dargeboten.
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[223/0241] Kunſtzweig an Ausbildung. Unter den miniirten Handſchrif- ten *), deren Prolog anzeigt, daß ſie auf Befehl dieſes Fuͤr- ſten geſchrieben worden, unterſuchte ich wiederholt die lateini- ſche Bibel, welche zu Rom jenſeit der Tiber, im Kloſter S. Caliſto vorhanden iſt, und vormals lange Zeit hindurch in dem Kloſter des gleichen Ordens bey S. Paul, auf dem Wege nach Oſtia, bewahrt worden. Alemanni **) und, nach ihm, Montfaucon ***) haben dieſe Handſchrift umſtaͤndlich beſchrieben, und die hiſtoriſchen Merkwurdigkeiten ihrer Bilder beleuchtet, in welcher Beziehung ich auf dieſe Forſcher verwei- ſen darf. Doch haben beide uͤberſehen, daß der Text durchhin von neuerer Hand geſchrieben iſt, daß mithin nichts darin dem Zeitalter Karls angehoͤrt, als der Prolog und die Minia- turen. Die Zuͤge der Handſchrift des Textes verweiſen in das eilfte Jahrhundert, und ſtimmen mit dem, obwohl in anderer Tinte geſchriebenen, Lehenseid Herzog Roberts von Sicilien uͤberein, welcher der Bibel vorgeheftet iſt †). Dieſer Umſtand aber entkraͤftet keinesweges die Aechtheit der eingehefteten Mi- niaturen. Dieſe nemlich fallen nirgend mit den Quaternionen der neueren Handſchrift zuſammen, ſind, eben wie der Prolog, nur beygeheftet, und zudem an den Raͤndern auffallend mehr abgegriffen. Der aͤltere Codex, zu welchem ſie gehoͤrt, mochte *) S. die ziemlich genauen Nachbildungen bey D’Agincourt, h. de l’art, T. III. Peinture Part. II. Pl. 40 ß. **) De Later. pariet. ed. c. p. 80. ad tab. IX. ***) Antt. de la monarchie Franc. T. 1. p. 175 s. †) Ich unterſuchte dieſe HS. im I. 1819 in Geſellſchaft des Herrn Geh. Staatsraths Niebuhr, auf deſſen Zeugniß ich mich um ſo mehr berufen darf, da alle kritiſche Merkmale, welche ich angegeben, dem geuͤbten Blicke dieſes Meiſters der Forſchung ſich alſobald dargeboten.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/241>, abgerufen am 27.11.2024.