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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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von vielen sich gegenüberliegenden Tribunen oder überwölbten
Seitenvertiefungen *), welche die Luftigkeit des Ansehens er-
höhen mußten, und durch ihre Vertheilung, Anlage und Aus-
dehnung deutlich darlegen, daß die Baukunst dieser Zeiten eben
nur als Nachwirkung jener großen, weit verbreiteten Schule
zu betrachten ist, welche auf der Höhe und gegen das Ende
der politischen Größe Roms aus alten Elementen und neuen
Bedürfnissen und Forderungen entstanden war.

Ein zweytes Beyspiel so später Nachwirkung jener, zwar
in ästhetischer Hinsicht schon willkührlichen, doch in technischer
streng römischen Baukunst des vierten bis sechsten Jahrhun-
derts besitzen wir in dem bemerkenswerthen Octogon des La-
terans, der Taufkapelle nemlich Constantins des Großen. Es
ist nicht überall bekannt, daß Leo III. dieser Kapelle die Ein-
richtung geben lassen, welche sie noch zur Stunde bewahrt.
Anastasius aber, dem wir in dieser Beziehung trauen dür-
fen, erzählt: der genannte Papst habe das Baptisterium, weil
es den Einsturz drohte, auch weil es zu eng war, durchaus
verbessert, dasselbe von Grund auf ins Runde gebaut, den
Taufbrunnen in der Mitte erweitert und ringsum mit Por-
phyrsäulen verziert **). Allerdings ist dieses Gebäude mit sei-
nen ungleichen Säulenreihen, seinen gemischten, aus mancher-

*) id. (ed. Mur. scr. T. III. p. 201. col. 2.) -- cum absida de
musivo, sed et alias absidas decem, dextra laevaque diversis histo-
riis depictas, habentes Apostolos gentibus praedicantes etc.
**) Anast, l. et ed. c. p. 71. sq. (ed. Murat. scr. T. III. p.
204. col. 2.) -- "in circuitu columnis porphyreticis decoravit." --

Aehnliche Pracht meldet ders. (ed. Mur. p. 201. col. 2.) -- collo-
cavit, et in medio
(des Festsaals im Lateran) concham porphyreti-
cam aquam fundentem."

von vielen ſich gegenuͤberliegenden Tribunen oder uͤberwoͤlbten
Seitenvertiefungen *), welche die Luftigkeit des Anſehens er-
hoͤhen mußten, und durch ihre Vertheilung, Anlage und Aus-
dehnung deutlich darlegen, daß die Baukunſt dieſer Zeiten eben
nur als Nachwirkung jener großen, weit verbreiteten Schule
zu betrachten iſt, welche auf der Hoͤhe und gegen das Ende
der politiſchen Groͤße Roms aus alten Elementen und neuen
Beduͤrfniſſen und Forderungen entſtanden war.

Ein zweytes Beyſpiel ſo ſpaͤter Nachwirkung jener, zwar
in aͤſthetiſcher Hinſicht ſchon willkuͤhrlichen, doch in techniſcher
ſtreng roͤmiſchen Baukunſt des vierten bis ſechsten Jahrhun-
derts beſitzen wir in dem bemerkenswerthen Octogon des La-
terans, der Taufkapelle nemlich Conſtantins des Großen. Es
iſt nicht uͤberall bekannt, daß Leo III. dieſer Kapelle die Ein-
richtung geben laſſen, welche ſie noch zur Stunde bewahrt.
Anaſtaſius aber, dem wir in dieſer Beziehung trauen duͤr-
fen, erzaͤhlt: der genannte Papſt habe das Baptiſterium, weil
es den Einſturz drohte, auch weil es zu eng war, durchaus
verbeſſert, daſſelbe von Grund auf ins Runde gebaut, den
Taufbrunnen in der Mitte erweitert und ringsum mit Por-
phyrſaͤulen verziert **). Allerdings iſt dieſes Gebaͤude mit ſei-
nen ungleichen Saͤulenreihen, ſeinen gemiſchten, aus mancher-

*) id. (ed. Mur. scr. T. III. p. 201. col. 2.) — cum absida de
musivo, sed et alias absidas decem, dextra laevaque diversis histo-
riis depictas, habentes Apostolos gentibus praedicantes etc.
**) Anast, l. et ed. c. p. 71. sq. (ed. Murat. scr. T. III. p.
204. col. 2.) — „in circuitu columnis porphyreticis decoravit.“ —

Aehnliche Pracht meldet derſ. (ed. Mur. p. 201. col. 2.) — collo-
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[204/0222] von vielen ſich gegenuͤberliegenden Tribunen oder uͤberwoͤlbten Seitenvertiefungen *), welche die Luftigkeit des Anſehens er- hoͤhen mußten, und durch ihre Vertheilung, Anlage und Aus- dehnung deutlich darlegen, daß die Baukunſt dieſer Zeiten eben nur als Nachwirkung jener großen, weit verbreiteten Schule zu betrachten iſt, welche auf der Hoͤhe und gegen das Ende der politiſchen Groͤße Roms aus alten Elementen und neuen Beduͤrfniſſen und Forderungen entſtanden war. Ein zweytes Beyſpiel ſo ſpaͤter Nachwirkung jener, zwar in aͤſthetiſcher Hinſicht ſchon willkuͤhrlichen, doch in techniſcher ſtreng roͤmiſchen Baukunſt des vierten bis ſechsten Jahrhun- derts beſitzen wir in dem bemerkenswerthen Octogon des La- terans, der Taufkapelle nemlich Conſtantins des Großen. Es iſt nicht uͤberall bekannt, daß Leo III. dieſer Kapelle die Ein- richtung geben laſſen, welche ſie noch zur Stunde bewahrt. Anaſtaſius aber, dem wir in dieſer Beziehung trauen duͤr- fen, erzaͤhlt: der genannte Papſt habe das Baptiſterium, weil es den Einſturz drohte, auch weil es zu eng war, durchaus verbeſſert, daſſelbe von Grund auf ins Runde gebaut, den Taufbrunnen in der Mitte erweitert und ringsum mit Por- phyrſaͤulen verziert **). Allerdings iſt dieſes Gebaͤude mit ſei- nen ungleichen Saͤulenreihen, ſeinen gemiſchten, aus mancher- *) id. (ed. Mur. scr. T. III. p. 201. col. 2.) — cum absida de musivo, sed et alias absidas decem, dextra laevaque diversis histo- riis depictas, habentes Apostolos gentibus praedicantes etc. **) Anast, l. et ed. c. p. 71. sq. (ed. Murat. scr. T. III. p. 204. col. 2.) — „in circuitu columnis porphyreticis decoravit.“ — Aehnliche Pracht meldet derſ. (ed. Mur. p. 201. col. 2.) — collo- cavit, et in medio (des Feſtſaals im Lateran) concham porphyreti- cam aquam fundentem.“

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/222>, abgerufen am 26.11.2024.