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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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gingen unter Hadrian I. in Erfüllung, welcher den römischen
Stuhl, wie bekannt ist, an Macht und Einfluß und weltli-
chen Mitteln auf eine früher kaum geahnete Höhe brachte.
Daher vervielfältigen sich unter seiner Regierung die Nachrich-
ten von mancherley Aufwand für den Gebrauch und zur Ver-
herrlichung der Kirche. Das nächste Ziel des wieder angereg-
ten Kunststrebens war die Wiederherstellung verfallener Kirchen
und anderer Gebäude von allgemeiner Wichtigkeit *); denn
offenbar hatten diese überall, und besonders zu Rom, durch
lange Vernachlässigung gelitten. Dann ging man zu neuen
Stiftungen über, deren Kunstverdienst und Eigenthümliches
noch immer aus einigen Denkmalen der Regierung Leos III.
hervorspricht, wenn sie anders diesem, und nicht dem folgen-
den Leo beyzumessen sind, worüber wir uns vor Allem Ge-
wißheit verschaffen müssen.

Anastasius, in kunsthistorischer Beziehung für diese
Zeiten bey weitem der wichtigste Gewährsmann, erzählt, daß
Leo III. im lateranischen Palaste einen Festsaal habe von
Grund auf bauen und durch musivische Malereyen ausschmük-
ken lassen **). An einer anderen Stelle aber, im Leben
Leos IV., erwähnt dieser, oder wahrscheinlicher ein anderer der
Schriftsteller, welche unter seinem Namen gehen, einiger Wie-

*) S. Anast. bibl. de vitis pontif. cura C. A. Fabroti, Ven.
1729. fo. p
. 59 -- 63, wo von unzähligen Kirchen gemeldet wird,
daß trabes (tecti) confractae, oder tectum, vicinum ruinae, oder ba-
silica, quae in ruina erat
, wieder hergestellt worden; dasselbe p. 60.
col. 2. p. 61. col
. 1, von antiken Wasserleitungen.
**) Anast. l. et ed. c. p. 76. col. 1. -- "cameram ipsius ma-
cronae noviter fecit et diversis historiis pictura mirifice decoravit."
cf. p. 66. col. 1. p. 69. col
. 1.

gingen unter Hadrian I. in Erfuͤllung, welcher den roͤmiſchen
Stuhl, wie bekannt iſt, an Macht und Einfluß und weltli-
chen Mitteln auf eine fruͤher kaum geahnete Hoͤhe brachte.
Daher vervielfaͤltigen ſich unter ſeiner Regierung die Nachrich-
ten von mancherley Aufwand fuͤr den Gebrauch und zur Ver-
herrlichung der Kirche. Das naͤchſte Ziel des wieder angereg-
ten Kunſtſtrebens war die Wiederherſtellung verfallener Kirchen
und anderer Gebaͤude von allgemeiner Wichtigkeit *); denn
offenbar hatten dieſe uͤberall, und beſonders zu Rom, durch
lange Vernachlaͤſſigung gelitten. Dann ging man zu neuen
Stiftungen uͤber, deren Kunſtverdienſt und Eigenthuͤmliches
noch immer aus einigen Denkmalen der Regierung Leos III.
hervorſpricht, wenn ſie anders dieſem, und nicht dem folgen-
den Leo beyzumeſſen ſind, woruͤber wir uns vor Allem Ge-
wißheit verſchaffen muͤſſen.

Anaſtaſius, in kunſthiſtoriſcher Beziehung fuͤr dieſe
Zeiten bey weitem der wichtigſte Gewaͤhrsmann, erzaͤhlt, daß
Leo III. im lateraniſchen Palaſte einen Feſtſaal habe von
Grund auf bauen und durch muſiviſche Malereyen ausſchmuͤk-
ken laſſen **). An einer anderen Stelle aber, im Leben
Leos IV., erwaͤhnt dieſer, oder wahrſcheinlicher ein anderer der
Schriftſteller, welche unter ſeinem Namen gehen, einiger Wie-

*) S. Anast. bibl. de vitis pontif. cura C. A. Fabroti, Ven.
1729. fo. p
. 59 — 63, wo von unzaͤhligen Kirchen gemeldet wird,
daß trabes (tecti) confractae, oder tectum, vicinum ruinae, oder ba-
silica, quae in ruina erat
, wieder hergeſtellt worden; daſſelbe p. 60.
col. 2. p. 61. col
. 1, von antiken Waſſerleitungen.
**) Anast. l. et ed. c. p. 76. col. 1. — „cameram ipsius ma-
cronae noviter fecit et diversis historiis pictura mirifice decoravit.“
cf. p. 66. col. 1. p. 69. col
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[198/0216] gingen unter Hadrian I. in Erfuͤllung, welcher den roͤmiſchen Stuhl, wie bekannt iſt, an Macht und Einfluß und weltli- chen Mitteln auf eine fruͤher kaum geahnete Hoͤhe brachte. Daher vervielfaͤltigen ſich unter ſeiner Regierung die Nachrich- ten von mancherley Aufwand fuͤr den Gebrauch und zur Ver- herrlichung der Kirche. Das naͤchſte Ziel des wieder angereg- ten Kunſtſtrebens war die Wiederherſtellung verfallener Kirchen und anderer Gebaͤude von allgemeiner Wichtigkeit *); denn offenbar hatten dieſe uͤberall, und beſonders zu Rom, durch lange Vernachlaͤſſigung gelitten. Dann ging man zu neuen Stiftungen uͤber, deren Kunſtverdienſt und Eigenthuͤmliches noch immer aus einigen Denkmalen der Regierung Leos III. hervorſpricht, wenn ſie anders dieſem, und nicht dem folgen- den Leo beyzumeſſen ſind, woruͤber wir uns vor Allem Ge- wißheit verſchaffen muͤſſen. Anaſtaſius, in kunſthiſtoriſcher Beziehung fuͤr dieſe Zeiten bey weitem der wichtigſte Gewaͤhrsmann, erzaͤhlt, daß Leo III. im lateraniſchen Palaſte einen Feſtſaal habe von Grund auf bauen und durch muſiviſche Malereyen ausſchmuͤk- ken laſſen **). An einer anderen Stelle aber, im Leben Leos IV., erwaͤhnt dieſer, oder wahrſcheinlicher ein anderer der Schriftſteller, welche unter ſeinem Namen gehen, einiger Wie- *) S. Anast. bibl. de vitis pontif. cura C. A. Fabroti, Ven. 1729. fo. p. 59 — 63, wo von unzaͤhligen Kirchen gemeldet wird, daß trabes (tecti) confractae, oder tectum, vicinum ruinae, oder ba- silica, quae in ruina erat, wieder hergeſtellt worden; daſſelbe p. 60. col. 2. p. 61. col. 1, von antiken Waſſerleitungen. **) Anast. l. et ed. c. p. 76. col. 1. — „cameram ipsius ma- cronae noviter fecit et diversis historiis pictura mirifice decoravit.“ cf. p. 66. col. 1. p. 69. col. 1.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/216>, abgerufen am 25.11.2024.