fließenden Quellen der Geschichten jener Zeit sich genügend nachweisen lassen.
Allerdings nun ist der Zustand der italienischen Kunstü- bung dieser Zeiten weder an sich selbst besonders merkwürdig, noch durch Denkmale recht umständlich bekannt. Wir werden uns daher, die oben aufgestellten Vermuthungen zu bekräfti- gen, mit spärlichen Beispielen begnügen müssen, welche uns vornehmlich die Handschriften darbieten; obwohl sogar diese nur eine karge Ausbeute geben, da der Gebrauch, die Bücher durch Bilder zu verzieren, wie es scheint, im Abendlande erst am Hofe der Carolinger Aufnahme und Begünstigung gefunden.
Die wichtigste Urkunde der Malerey longobardischer Zei- ten, welche mir zu Gesicht gekommen, befindet sich auf eini- gen Blättern der berühmten Bibelübersetzung der Abtey auf Monte Amiata, gegenwärtig im Besitze der Laurentiana zu Florenz. Bandini*) versetzt das Alter dieser Handschrift durch überzeugende Gründe in das sechste Jahrhundert; wären diese etwa zu entkräften, so würde sie doch immer schon der Schrift und dem äußeren Ansehen nach nicht weit darüber hinausgehen können. In diesem Buche nun besitzen wir ei- nige miniirte Blätter, welche ziemlich kunstlos sind, doch, in Vergleich der späteren italienischen Arbeiten aus dem neunten bis eilften Jahrhundert, noch immer Lob verdienen. Das erste Blatt (Seite 7. III. des Codex) enthält in der Mitte einer sehr einfachen Verzierung biblische Geräthe und Sinnbil- der, welche hie und da auch in den musivischen Werken der älteren Christen vorkommen. Das zweyte Blatt (Seite 4. V)
*)Bandini cat. bibl. Leop. Laur. T. 1. p. 701. cap. 1. Diss. de insigni cod. Bibl. Amiatino.
fließenden Quellen der Geſchichten jener Zeit ſich genuͤgend nachweiſen laſſen.
Allerdings nun iſt der Zuſtand der italieniſchen Kunſtuͤ- bung dieſer Zeiten weder an ſich ſelbſt beſonders merkwuͤrdig, noch durch Denkmale recht umſtaͤndlich bekannt. Wir werden uns daher, die oben aufgeſtellten Vermuthungen zu bekraͤfti- gen, mit ſpaͤrlichen Beiſpielen begnuͤgen muͤſſen, welche uns vornehmlich die Handſchriften darbieten; obwohl ſogar dieſe nur eine karge Ausbeute geben, da der Gebrauch, die Buͤcher durch Bilder zu verzieren, wie es ſcheint, im Abendlande erſt am Hofe der Carolinger Aufnahme und Beguͤnſtigung gefunden.
Die wichtigſte Urkunde der Malerey longobardiſcher Zei- ten, welche mir zu Geſicht gekommen, befindet ſich auf eini- gen Blaͤttern der beruͤhmten Bibeluͤberſetzung der Abtey auf Monte Amiata, gegenwaͤrtig im Beſitze der Laurentiana zu Florenz. Bandini*) verſetzt das Alter dieſer Handſchrift durch uͤberzeugende Gruͤnde in das ſechste Jahrhundert; waͤren dieſe etwa zu entkraͤften, ſo wuͤrde ſie doch immer ſchon der Schrift und dem aͤußeren Anſehen nach nicht weit daruͤber hinausgehen koͤnnen. In dieſem Buche nun beſitzen wir ei- nige miniirte Blaͤtter, welche ziemlich kunſtlos ſind, doch, in Vergleich der ſpaͤteren italieniſchen Arbeiten aus dem neunten bis eilften Jahrhundert, noch immer Lob verdienen. Das erſte Blatt (Seite 7. III. des Codex) enthaͤlt in der Mitte einer ſehr einfachen Verzierung bibliſche Geraͤthe und Sinnbil- der, welche hie und da auch in den muſiviſchen Werken der aͤlteren Chriſten vorkommen. Das zweyte Blatt (Seite 4. V)
*)Bandini cat. bibl. Leop. Laur. T. 1. p. 701. cap. 1. Diss. de insigni cod. Bibl. Amiatino.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0207"n="189"/>
fließenden Quellen der Geſchichten jener Zeit ſich genuͤgend<lb/>
nachweiſen laſſen.</p><lb/><p>Allerdings nun iſt der Zuſtand der italieniſchen Kunſtuͤ-<lb/>
bung dieſer Zeiten weder an ſich ſelbſt beſonders merkwuͤrdig,<lb/>
noch durch Denkmale recht umſtaͤndlich bekannt. Wir werden<lb/>
uns daher, die oben aufgeſtellten Vermuthungen zu bekraͤfti-<lb/>
gen, mit ſpaͤrlichen Beiſpielen begnuͤgen muͤſſen, welche uns<lb/>
vornehmlich die Handſchriften darbieten; obwohl ſogar dieſe<lb/>
nur eine karge Ausbeute geben, da der Gebrauch, die Buͤcher<lb/>
durch Bilder zu verzieren, wie es ſcheint, im Abendlande erſt<lb/>
am Hofe der Carolinger Aufnahme und Beguͤnſtigung gefunden.</p><lb/><p>Die wichtigſte Urkunde der Malerey longobardiſcher Zei-<lb/>
ten, welche mir zu Geſicht gekommen, befindet ſich auf eini-<lb/>
gen Blaͤttern der beruͤhmten Bibeluͤberſetzung der Abtey auf<lb/><placeName>Monte Amiata</placeName>, gegenwaͤrtig im Beſitze der Laurentiana zu<lb/><placeName>Florenz</placeName>. <hirendition="#g"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/11604828X">Bandini</persName></hi><noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/11604828X">Bandini</persName></hi> cat. bibl. Leop. Laur. T. 1. p. 701. cap. 1. Diss.<lb/>
de insigni cod. Bibl. Amiatino</hi>.</note> verſetzt das Alter dieſer Handſchrift<lb/>
durch uͤberzeugende Gruͤnde in das ſechste Jahrhundert; waͤren<lb/>
dieſe etwa zu entkraͤften, ſo wuͤrde ſie doch immer ſchon der<lb/>
Schrift und dem aͤußeren Anſehen nach nicht weit daruͤber<lb/>
hinausgehen koͤnnen. In dieſem Buche nun beſitzen wir ei-<lb/>
nige miniirte Blaͤtter, welche ziemlich kunſtlos ſind, doch, in<lb/>
Vergleich der ſpaͤteren italieniſchen Arbeiten aus dem neunten<lb/>
bis eilften Jahrhundert, noch immer Lob verdienen. Das<lb/>
erſte Blatt (Seite 7. <hirendition="#aq">III.</hi> des Codex) enthaͤlt in der Mitte<lb/>
einer ſehr einfachen Verzierung bibliſche Geraͤthe und Sinnbil-<lb/>
der, welche hie und da auch in den muſiviſchen Werken der<lb/>
aͤlteren Chriſten vorkommen. Das zweyte Blatt (Seite 4. <hirendition="#aq">V</hi>)<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[189/0207]
fließenden Quellen der Geſchichten jener Zeit ſich genuͤgend
nachweiſen laſſen.
Allerdings nun iſt der Zuſtand der italieniſchen Kunſtuͤ-
bung dieſer Zeiten weder an ſich ſelbſt beſonders merkwuͤrdig,
noch durch Denkmale recht umſtaͤndlich bekannt. Wir werden
uns daher, die oben aufgeſtellten Vermuthungen zu bekraͤfti-
gen, mit ſpaͤrlichen Beiſpielen begnuͤgen muͤſſen, welche uns
vornehmlich die Handſchriften darbieten; obwohl ſogar dieſe
nur eine karge Ausbeute geben, da der Gebrauch, die Buͤcher
durch Bilder zu verzieren, wie es ſcheint, im Abendlande erſt
am Hofe der Carolinger Aufnahme und Beguͤnſtigung gefunden.
Die wichtigſte Urkunde der Malerey longobardiſcher Zei-
ten, welche mir zu Geſicht gekommen, befindet ſich auf eini-
gen Blaͤttern der beruͤhmten Bibeluͤberſetzung der Abtey auf
Monte Amiata, gegenwaͤrtig im Beſitze der Laurentiana zu
Florenz. Bandini *) verſetzt das Alter dieſer Handſchrift
durch uͤberzeugende Gruͤnde in das ſechste Jahrhundert; waͤren
dieſe etwa zu entkraͤften, ſo wuͤrde ſie doch immer ſchon der
Schrift und dem aͤußeren Anſehen nach nicht weit daruͤber
hinausgehen koͤnnen. In dieſem Buche nun beſitzen wir ei-
nige miniirte Blaͤtter, welche ziemlich kunſtlos ſind, doch, in
Vergleich der ſpaͤteren italieniſchen Arbeiten aus dem neunten
bis eilften Jahrhundert, noch immer Lob verdienen. Das
erſte Blatt (Seite 7. III. des Codex) enthaͤlt in der Mitte
einer ſehr einfachen Verzierung bibliſche Geraͤthe und Sinnbil-
der, welche hie und da auch in den muſiviſchen Werken der
aͤlteren Chriſten vorkommen. Das zweyte Blatt (Seite 4. V)
*) Bandini cat. bibl. Leop. Laur. T. 1. p. 701. cap. 1. Diss.
de insigni cod. Bibl. Amiatino.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/207>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.