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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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stellen ist, wenn man unterläßt, oder die Mittel nicht anwen-
den will, jedes Denkmal einzeln zeichnen zu lassen, um nach
Bedürfniß seinen Stoff versammelt vor Augen zu haben. Für
meinen beschränkten Zweck genügt es indeß, das Durchwal-
tende hervorzuheben, vornehmlich, in so fern es die Geschichte
der neueren Kunst begründet und aufklärt. Und da ich solches
bereits, so viel als mir möglich war und nützlich schien, voll-
bracht habe, so will ich mich jetzt darauf einschränken, in der
Kürze nachzutragen, was etwa noch unberührt geblieben.

Zunächst erinnere ich, daß, eben wie der Weltlehrer, die
Propheten, die Apostel, oder wie die einzelnen Gestalten der
sinnbildlich verwendeten biblischen Ereignisse, so auch die Mut-
ter des Herrn, wo sie vorkommt, stets in antiker Bekleidung
erscheint, nemlich in der Tracht römischer Matronen; wie es
denn an sich selbst bemerkenswerth ist, daß die feststehende
Bekleidung dieser alten Kunstgebilde überall mehr römisch als
griechisch ist. Gleichfalls bedarf es einiger Erwähnung, daß
die sinnbildlich-evangelischen Geschichten frühzeitig durch Bege-
benheiten des alten Testaments vermehrt worden, theils schon
des prophetischen Sinnes willen, theils auch um der noch vor-
waltenden Triebkraft antiker Kunst die Richtung auf Dinge
zu geben, welche durch ihre entferntere Stellung zum Christen-
thume den Spitzfindigkeiten des Sectengeistes weniger ausge-
setzt waren.

Darstellungen dieser Art waren im christlichen Alterthume
nach den Schriftstellern und Concilien überaus gewöhnlich,
wichen indeß späterhin einigen neueren Vorstellungen der Lei-
densgeschichte, deren ausführlicher Darstellung die älteren Chri-
sten sich lange erwehrt hatten; der Mutter mit dem Kinde;
wie endlich den Bildnissen und Lebensereignissen neuerer Hei-

ſtellen iſt, wenn man unterlaͤßt, oder die Mittel nicht anwen-
den will, jedes Denkmal einzeln zeichnen zu laſſen, um nach
Beduͤrfniß ſeinen Stoff verſammelt vor Augen zu haben. Fuͤr
meinen beſchraͤnkten Zweck genuͤgt es indeß, das Durchwal-
tende hervorzuheben, vornehmlich, in ſo fern es die Geſchichte
der neueren Kunſt begruͤndet und aufklaͤrt. Und da ich ſolches
bereits, ſo viel als mir moͤglich war und nuͤtzlich ſchien, voll-
bracht habe, ſo will ich mich jetzt darauf einſchraͤnken, in der
Kuͤrze nachzutragen, was etwa noch unberuͤhrt geblieben.

Zunaͤchſt erinnere ich, daß, eben wie der Weltlehrer, die
Propheten, die Apoſtel, oder wie die einzelnen Geſtalten der
ſinnbildlich verwendeten bibliſchen Ereigniſſe, ſo auch die Mut-
ter des Herrn, wo ſie vorkommt, ſtets in antiker Bekleidung
erſcheint, nemlich in der Tracht roͤmiſcher Matronen; wie es
denn an ſich ſelbſt bemerkenswerth iſt, daß die feſtſtehende
Bekleidung dieſer alten Kunſtgebilde uͤberall mehr roͤmiſch als
griechiſch iſt. Gleichfalls bedarf es einiger Erwaͤhnung, daß
die ſinnbildlich-evangeliſchen Geſchichten fruͤhzeitig durch Bege-
benheiten des alten Teſtaments vermehrt worden, theils ſchon
des prophetiſchen Sinnes willen, theils auch um der noch vor-
waltenden Triebkraft antiker Kunſt die Richtung auf Dinge
zu geben, welche durch ihre entferntere Stellung zum Chriſten-
thume den Spitzfindigkeiten des Sectengeiſtes weniger ausge-
ſetzt waren.

Darſtellungen dieſer Art waren im chriſtlichen Alterthume
nach den Schriftſtellern und Concilien uͤberaus gewoͤhnlich,
wichen indeß ſpaͤterhin einigen neueren Vorſtellungen der Lei-
densgeſchichte, deren ausfuͤhrlicher Darſtellung die aͤlteren Chri-
ſten ſich lange erwehrt hatten; der Mutter mit dem Kinde;
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[174/0192] ſtellen iſt, wenn man unterlaͤßt, oder die Mittel nicht anwen- den will, jedes Denkmal einzeln zeichnen zu laſſen, um nach Beduͤrfniß ſeinen Stoff verſammelt vor Augen zu haben. Fuͤr meinen beſchraͤnkten Zweck genuͤgt es indeß, das Durchwal- tende hervorzuheben, vornehmlich, in ſo fern es die Geſchichte der neueren Kunſt begruͤndet und aufklaͤrt. Und da ich ſolches bereits, ſo viel als mir moͤglich war und nuͤtzlich ſchien, voll- bracht habe, ſo will ich mich jetzt darauf einſchraͤnken, in der Kuͤrze nachzutragen, was etwa noch unberuͤhrt geblieben. Zunaͤchſt erinnere ich, daß, eben wie der Weltlehrer, die Propheten, die Apoſtel, oder wie die einzelnen Geſtalten der ſinnbildlich verwendeten bibliſchen Ereigniſſe, ſo auch die Mut- ter des Herrn, wo ſie vorkommt, ſtets in antiker Bekleidung erſcheint, nemlich in der Tracht roͤmiſcher Matronen; wie es denn an ſich ſelbſt bemerkenswerth iſt, daß die feſtſtehende Bekleidung dieſer alten Kunſtgebilde uͤberall mehr roͤmiſch als griechiſch iſt. Gleichfalls bedarf es einiger Erwaͤhnung, daß die ſinnbildlich-evangeliſchen Geſchichten fruͤhzeitig durch Bege- benheiten des alten Teſtaments vermehrt worden, theils ſchon des prophetiſchen Sinnes willen, theils auch um der noch vor- waltenden Triebkraft antiker Kunſt die Richtung auf Dinge zu geben, welche durch ihre entferntere Stellung zum Chriſten- thume den Spitzfindigkeiten des Sectengeiſtes weniger ausge- ſetzt waren. Darſtellungen dieſer Art waren im chriſtlichen Alterthume nach den Schriftſtellern und Concilien uͤberaus gewoͤhnlich, wichen indeß ſpaͤterhin einigen neueren Vorſtellungen der Lei- densgeſchichte, deren ausfuͤhrlicher Darſtellung die aͤlteren Chri- ſten ſich lange erwehrt hatten; der Mutter mit dem Kinde; wie endlich den Bildniſſen und Lebensereigniſſen neuerer Hei-

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/192>, abgerufen am 28.11.2024.