Nichts wie die Schmeichelei ist so gefährlich dir; Du weißt es daß sie lügt, und dennoch glaubst du ihr.
20.
Der Vogel fühlt sich frei, im Käfich aufgehangen, Wenn an das Netz er denkt, worin er lag gefangen.
21.
Ich sah vom Mond herab, da kamen alle Bäume Von gleicher Höh mir vor, und eben alle Räume.
22.
Selbst die fünf Finger sind nicht gleich an einer Hand, Verschieden ist ihr Dienst, ihr Ansehn, Größ' und Stand.
23.
Dem Müßiggänger fehlt es stets an Zeit zum Thun, Und nie an einem Grund, warum ers lasse ruhn.
19.
Nichts wie die Schmeichelei iſt ſo gefaͤhrlich dir; Du weißt es daß ſie luͤgt, und dennoch glaubſt du ihr.
20.
Der Vogel fuͤhlt ſich frei, im Kaͤfich aufgehangen, Wenn an das Netz er denkt, worin er lag gefangen.
21.
Ich ſah vom Mond herab, da kamen alle Baͤume Von gleicher Hoͤh mir vor, und eben alle Raͤume.
22.
Selbſt die fuͤnf Finger ſind nicht gleich an einer Hand, Verſchieden iſt ihr Dienſt, ihr Anſehn, Groͤß' und Stand.
23.
Dem Muͤßiggaͤnger fehlt es ſtets an Zeit zum Thun, Und nie an einem Grund, warum ers laſſe ruhn.
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19.
Nichts wie die Schmeichelei iſt ſo gefaͤhrlich dir;
Du weißt es daß ſie luͤgt, und dennoch glaubſt du ihr.
20.
Der Vogel fuͤhlt ſich frei, im Kaͤfich aufgehangen,
Wenn an das Netz er denkt, worin er lag gefangen.
21.
Ich ſah vom Mond herab, da kamen alle Baͤume
Von gleicher Hoͤh mir vor, und eben alle Raͤume.
22.
Selbſt die fuͤnf Finger ſind nicht gleich an einer Hand,
Verſchieden iſt ihr Dienſt, ihr Anſehn, Groͤß' und Stand.
23.
Dem Muͤßiggaͤnger fehlt es ſtets an Zeit zum Thun,
Und nie an einem Grund, warum ers laſſe ruhn.
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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/101>, abgerufen am 05.07.2024.
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