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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

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38.
Der ist der schlechteste des menschlichen Geschlechtes,
Wer selbst nichts rechtes weiß, noch lernen will was rechtes.
Wer ist der beste? der hervor das Gute bringt
Aus eigner Kraft, und nicht von außen es erringt.
Doch ist zu loben, wer, was er nicht selbst vermag
Zu tragen, das erwirbt von fremdem Fruchtertrag.
Es steht ein Baum im Wald und trägt die eigne Frucht,
Die so ihm gnügt, daß er nach keiner fremden sucht.
Daneben steht ein Baum, der ist nicht eigenfrüchtig;
Der reiche Nachbar macht den armen eifersüchtig.
Soll er die Frucht von ihm zu sich herüber nehmen?
Wenn ers auch könnte, müßt' er sich des Diebstals schämen.
Die Glut der Eifersucht brennt ihm sein Innres hol,
Und desto minder trägt er aus sich Frucht nun wol.
Seht, wie zu nutzen er den Schaden selber weiß,
Er lädt in seine Kluft des Bienenschwarmes Fleiß.
38.
Der iſt der ſchlechteſte des menſchlichen Geſchlechtes,
Wer ſelbſt nichts rechtes weiß, noch lernen will was rechtes.
Wer iſt der beſte? der hervor das Gute bringt
Aus eigner Kraft, und nicht von außen es erringt.
Doch iſt zu loben, wer, was er nicht ſelbſt vermag
Zu tragen, das erwirbt von fremdem Fruchtertrag.
Es ſteht ein Baum im Wald und traͤgt die eigne Frucht,
Die ſo ihm gnuͤgt, daß er nach keiner fremden ſucht.
Daneben ſteht ein Baum, der iſt nicht eigenfruͤchtig;
Der reiche Nachbar macht den armen eiferſuͤchtig.
Soll er die Frucht von ihm zu ſich heruͤber nehmen?
Wenn ers auch koͤnnte, muͤßt' er ſich des Diebſtals ſchaͤmen.
Die Glut der Eiferſucht brennt ihm ſein Innres hol,
Und deſto minder traͤgt er aus ſich Frucht nun wol.
Seht, wie zu nutzen er den Schaden ſelber weiß,
Er laͤdt in ſeine Kluft des Bienenſchwarmes Fleiß.
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[34/0044] 38. Der iſt der ſchlechteſte des menſchlichen Geſchlechtes, Wer ſelbſt nichts rechtes weiß, noch lernen will was rechtes. Wer iſt der beſte? der hervor das Gute bringt Aus eigner Kraft, und nicht von außen es erringt. Doch iſt zu loben, wer, was er nicht ſelbſt vermag Zu tragen, das erwirbt von fremdem Fruchtertrag. Es ſteht ein Baum im Wald und traͤgt die eigne Frucht, Die ſo ihm gnuͤgt, daß er nach keiner fremden ſucht. Daneben ſteht ein Baum, der iſt nicht eigenfruͤchtig; Der reiche Nachbar macht den armen eiferſuͤchtig. Soll er die Frucht von ihm zu ſich heruͤber nehmen? Wenn ers auch koͤnnte, muͤßt' er ſich des Diebſtals ſchaͤmen. Die Glut der Eiferſucht brennt ihm ſein Innres hol, Und deſto minder traͤgt er aus ſich Frucht nun wol. Seht, wie zu nutzen er den Schaden ſelber weiß, Er laͤdt in ſeine Kluft des Bienenſchwarmes Fleiß.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/44>, abgerufen am 12.10.2024.