Der letzte Stral von Gold um Berges Haupt zerrann, Und von der Arbeit kehrt nachhaus der müde Mann.
Die Frau steht in der Thür, reicht ihm das Kind entgegen; Das Hündlein läuft herfür und wedelt angelegen.
Verdrießen läßt sichs nicht, daß seine Liebkosungen Der Mann nicht weiter merkt, der liebkost seinem Jungen.
Mit vollem Euter kommt die Geis; sein Kind zu nehmen, Weil melken will die Frau, muß sich der Mann bequemen.
Die Milch am Feuer kocht, das Kindlein wird gewiegt, Das stille Paar genießt, ihr Glück im Schlummer liegt.
O stilles Glück! daheim könnt' ich ein gleiches haben, Und muß mich in der Fremd' am fremden Anblick laben.
5.
Der letzte Stral von Gold um Berges Haupt zerrann, Und von der Arbeit kehrt nachhaus der muͤde Mann.
Die Frau ſteht in der Thuͤr, reicht ihm das Kind entgegen; Das Huͤndlein laͤuft herfuͤr und wedelt angelegen.
Verdrießen laͤßt ſichs nicht, daß ſeine Liebkoſungen Der Mann nicht weiter merkt, der liebkoſt ſeinem Jungen.
Mit vollem Euter kommt die Geis; ſein Kind zu nehmen, Weil melken will die Frau, muß ſich der Mann bequemen.
Die Milch am Feuer kocht, das Kindlein wird gewiegt, Das ſtille Paar genießt, ihr Gluͤck im Schlummer liegt.
O ſtilles Gluͤck! daheim koͤnnt' ich ein gleiches haben, Und muß mich in der Fremd' am fremden Anblick laben.
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5.
Der letzte Stral von Gold um Berges Haupt zerrann,
Und von der Arbeit kehrt nachhaus der muͤde Mann.
Die Frau ſteht in der Thuͤr, reicht ihm das Kind entgegen;
Das Huͤndlein laͤuft herfuͤr und wedelt angelegen.
Verdrießen laͤßt ſichs nicht, daß ſeine Liebkoſungen
Der Mann nicht weiter merkt, der liebkoſt ſeinem Jungen.
Mit vollem Euter kommt die Geis; ſein Kind zu nehmen,
Weil melken will die Frau, muß ſich der Mann bequemen.
Die Milch am Feuer kocht, das Kindlein wird gewiegt,
Das ſtille Paar genießt, ihr Gluͤck im Schlummer liegt.
O ſtilles Gluͤck! daheim koͤnnt' ich ein gleiches haben,
Und muß mich in der Fremd' am fremden Anblick laben.
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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/314>, abgerufen am 04.07.2024.
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