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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

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Du nimmst die Münze, wie der Fürst sie hat geprägt;
Nimm auch den Menschen an, der Gottes Bildnis trägt!
Du nimmst die Münze noch, wenn ihr Gepräg erlischt;
Nimm auch den Menschen, wenn das Bild ist halb verwischt!

19.

Zu einem Manne, dem sein Kind gestorben war,
An dem mit Trost umsonst sich mühte Freundeschaar,
Sprach einer so zuletzt: Ein König hatte, laut
Glaubwürd'ger Kunde, zur Verwahrung anvertraut
Ein Kleinod einem Mann, und ihm für alle Stunden
Aufmerksamkeit darauf die strengste eingebunden;
Daß es verdorben ihm nicht werde noch beschädigt,
Bis der Verantwortung die Rückgab' ihn erledigt.
Da hatte vor Verlust, vor Schaden und Gefahren
Er Sorgen Tag und Nacht das Kleinod zu bewahren.
Und als der Eigner kam, und fordert' es zurück,
Gab er mit Freuden es und hielt es für ein Glück.
Du nimmſt die Muͤnze, wie der Fuͤrſt ſie hat gepraͤgt;
Nimm auch den Menſchen an, der Gottes Bildnis traͤgt!
Du nimmſt die Muͤnze noch, wenn ihr Gepraͤg erliſcht;
Nimm auch den Menſchen, wenn das Bild iſt halb verwiſcht!

19.

Zu einem Manne, dem ſein Kind geſtorben war,
An dem mit Troſt umſonſt ſich muͤhte Freundeſchaar,
Sprach einer ſo zuletzt: Ein Koͤnig hatte, laut
Glaubwuͤrd'ger Kunde, zur Verwahrung anvertraut
Ein Kleinod einem Mann, und ihm fuͤr alle Stunden
Aufmerkſamkeit darauf die ſtrengſte eingebunden;
Daß es verdorben ihm nicht werde noch beſchaͤdigt,
Bis der Verantwortung die Ruͤckgab' ihn erledigt.
Da hatte vor Verluſt, vor Schaden und Gefahren
Er Sorgen Tag und Nacht das Kleinod zu bewahren.
Und als der Eigner kam, und fordert' es zuruͤck,
Gab er mit Freuden es und hielt es fuͤr ein Gluͤck.
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[221/0231] Du nimmſt die Muͤnze, wie der Fuͤrſt ſie hat gepraͤgt; Nimm auch den Menſchen an, der Gottes Bildnis traͤgt! Du nimmſt die Muͤnze noch, wenn ihr Gepraͤg erliſcht; Nimm auch den Menſchen, wenn das Bild iſt halb verwiſcht! 19. Zu einem Manne, dem ſein Kind geſtorben war, An dem mit Troſt umſonſt ſich muͤhte Freundeſchaar, Sprach einer ſo zuletzt: Ein Koͤnig hatte, laut Glaubwuͤrd'ger Kunde, zur Verwahrung anvertraut Ein Kleinod einem Mann, und ihm fuͤr alle Stunden Aufmerkſamkeit darauf die ſtrengſte eingebunden; Daß es verdorben ihm nicht werde noch beſchaͤdigt, Bis der Verantwortung die Ruͤckgab' ihn erledigt. Da hatte vor Verluſt, vor Schaden und Gefahren Er Sorgen Tag und Nacht das Kleinod zu bewahren. Und als der Eigner kam, und fordert' es zuruͤck, Gab er mit Freuden es und hielt es fuͤr ein Gluͤck.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/231>, abgerufen am 23.11.2024.