Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.Inzwischen, wenn du weißt, du bist im Weg zum Ziel, Sieh rechts und links dich um! auf Reisen sieht man viel. Die dumpf verrannten sinds, die nur im Auge haben Das Ziel, und unbeschaut die schöne Welt durchtraben. Kurzsichtige, die sich als gar fernsichtige preisen; Denn nur aufs Ziel zu sehn, verdirbt die Lust am Reisen. 89. Du bist in Gottes Rathsversammlung nicht gesessen, Als er den Plan der Welt nach seinem Maß gemessen; Nun thust du doch als sei dir vorgelegt der Plan, Und deinen Maßstab legst du unbekümmert an. Nur zu! Es ist darauf der Großplan angelegt, Daß jedes kleinste Maß paßt das man angelegt, Daß jeder deutet sich die Welt in seinem Sinn, Und jeder deutet recht; soviel ist Sinn darinn. Inzwiſchen, wenn du weißt, du biſt im Weg zum Ziel, Sieh rechts und links dich um! auf Reiſen ſieht man viel. Die dumpf verrannten ſinds, die nur im Auge haben Das Ziel, und unbeſchaut die ſchoͤne Welt durchtraben. Kurzſichtige, die ſich als gar fernſichtige preiſen; Denn nur aufs Ziel zu ſehn, verdirbt die Luſt am Reiſen. 89. Du biſt in Gottes Rathsverſammlung nicht geſeſſen, Als er den Plan der Welt nach ſeinem Maß gemeſſen; Nun thuſt du doch als ſei dir vorgelegt der Plan, Und deinen Maßſtab legſt du unbekuͤmmert an. Nur zu! Es iſt darauf der Großplan angelegt, Daß jedes kleinſte Maß paßt das man angelegt, Daß jeder deutet ſich die Welt in ſeinem Sinn, Und jeder deutet recht; ſoviel iſt Sinn darinn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0199" n="189"/> <lg n="9"> <l>Inzwiſchen, wenn du weißt, du biſt im Weg zum Ziel,</l><lb/> <l>Sieh rechts und links dich um! auf Reiſen ſieht man viel.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Die dumpf verrannten ſinds, die nur im Auge haben</l><lb/> <l>Das Ziel, und unbeſchaut die ſchoͤne Welt durchtraben.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Kurzſichtige, die ſich als gar fernſichtige preiſen;</l><lb/> <l>Denn nur aufs Ziel zu ſehn, verdirbt die Luſt am Reiſen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>89.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du biſt in Gottes Rathsverſammlung nicht geſeſſen,</l><lb/> <l>Als er den Plan der Welt nach ſeinem Maß gemeſſen;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nun thuſt du doch als ſei dir vorgelegt der Plan,</l><lb/> <l>Und deinen Maßſtab legſt du unbekuͤmmert an.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nur zu! Es iſt darauf der Großplan angelegt,</l><lb/> <l>Daß jedes kleinſte Maß paßt das man angelegt,</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Daß jeder deutet ſich die Welt in ſeinem Sinn,</l><lb/> <l>Und jeder deutet recht; ſoviel iſt Sinn darinn.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [189/0199]
Inzwiſchen, wenn du weißt, du biſt im Weg zum Ziel,
Sieh rechts und links dich um! auf Reiſen ſieht man viel.
Die dumpf verrannten ſinds, die nur im Auge haben
Das Ziel, und unbeſchaut die ſchoͤne Welt durchtraben.
Kurzſichtige, die ſich als gar fernſichtige preiſen;
Denn nur aufs Ziel zu ſehn, verdirbt die Luſt am Reiſen.
89.
Du biſt in Gottes Rathsverſammlung nicht geſeſſen,
Als er den Plan der Welt nach ſeinem Maß gemeſſen;
Nun thuſt du doch als ſei dir vorgelegt der Plan,
Und deinen Maßſtab legſt du unbekuͤmmert an.
Nur zu! Es iſt darauf der Großplan angelegt,
Daß jedes kleinſte Maß paßt das man angelegt,
Daß jeder deutet ſich die Welt in ſeinem Sinn,
Und jeder deutet recht; ſoviel iſt Sinn darinn.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |