Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.Unendlichkeit ist dort und hier Unendlichkeit, Und mit den beiden wagst du Endlicher den Streit! Eh du am Boden ganz ein Gras hast durchbetrachtet, Gieng eine Welt voll Glanz vorbei dir unbeachtet. Und eh du Zweig und Blatt gezählt am Sternenbaum, Blüht ungenossen ab ein Erdenfrühlingstraum. Getrost! zwar du nicht bist, doch Gott ist überal; Du siehst das ganze Licht in jedem Farbenstral. Und Alles ist dem Geist ein würd'ges Element, Was schürt die Andachtsglut, in der die Schöpfung brennt. Unendlichkeit iſt dort und hier Unendlichkeit, Und mit den beiden wagſt du Endlicher den Streit! Eh du am Boden ganz ein Gras haſt durchbetrachtet, Gieng eine Welt voll Glanz vorbei dir unbeachtet. Und eh du Zweig und Blatt gezaͤhlt am Sternenbaum, Bluͤht ungenoſſen ab ein Erdenfruͤhlingstraum. Getroſt! zwar du nicht biſt, doch Gott iſt uͤberal; Du ſiehſt das ganze Licht in jedem Farbenſtral. Und Alles iſt dem Geiſt ein wuͤrd'ges Element, Was ſchuͤrt die Andachtsglut, in der die Schoͤpfung brennt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0055" n="45"/> <lg n="4"> <l>Unendlichkeit iſt dort und hier Unendlichkeit,</l><lb/> <l>Und mit den beiden wagſt du Endlicher den Streit!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Eh du am Boden ganz ein Gras haſt durchbetrachtet,</l><lb/> <l>Gieng eine Welt voll Glanz vorbei dir unbeachtet.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Und eh du Zweig und Blatt gezaͤhlt am Sternenbaum,</l><lb/> <l>Bluͤht ungenoſſen ab ein Erdenfruͤhlingstraum.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Getroſt! zwar du nicht biſt, doch Gott iſt uͤberal;</l><lb/> <l>Du ſiehſt das ganze Licht in jedem Farbenſtral.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Und Alles iſt dem Geiſt ein wuͤrd'ges Element,</l><lb/> <l>Was ſchuͤrt die Andachtsglut, in der die Schoͤpfung brennt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [45/0055]
Unendlichkeit iſt dort und hier Unendlichkeit,
Und mit den beiden wagſt du Endlicher den Streit!
Eh du am Boden ganz ein Gras haſt durchbetrachtet,
Gieng eine Welt voll Glanz vorbei dir unbeachtet.
Und eh du Zweig und Blatt gezaͤhlt am Sternenbaum,
Bluͤht ungenoſſen ab ein Erdenfruͤhlingstraum.
Getroſt! zwar du nicht biſt, doch Gott iſt uͤberal;
Du ſiehſt das ganze Licht in jedem Farbenſtral.
Und Alles iſt dem Geiſt ein wuͤrd'ges Element,
Was ſchuͤrt die Andachtsglut, in der die Schoͤpfung brennt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |