Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.75. Wanns an zu dämmern fängt, so ist der Tag nicht ferne; Des tröst' ich mich, wann ich was schwerbegriffnes lerne. Nur eines ist, woran mein Unmuth oft erlag: Daß nach der Dämmerung kommt ein so grauer Tag. 76. Gar viel belohnt die Müh nicht, es gelernt zu haben, Wenn wir zur eignen Lust uns nicht die Mühe gaben. Oft lohnet nicht das Ziel des Wegs Zurückelegung, Doch der Spaziergang dient zu unserer Bewegung. 77. Wer noch nichts rechtes ist, kann noch was rechtes werden; Doch ein verkehrter wird sich niemals recht geberden. Du bildest Falsches dir auf falsche Bildung ein; Nie, o Verbildeter, wirst du gebildet sein. 75. Wanns an zu daͤmmern faͤngt, ſo iſt der Tag nicht ferne; Des troͤſt' ich mich, wann ich was ſchwerbegriffnes lerne. Nur eines iſt, woran mein Unmuth oft erlag: Daß nach der Daͤmmerung kommt ein ſo grauer Tag. 76. Gar viel belohnt die Muͤh nicht, es gelernt zu haben, Wenn wir zur eignen Luſt uns nicht die Muͤhe gaben. Oft lohnet nicht das Ziel des Wegs Zuruͤckelegung, Doch der Spaziergang dient zu unſerer Bewegung. 77. Wer noch nichts rechtes iſt, kann noch was rechtes werden; Doch ein verkehrter wird ſich niemals recht geberden. Du bildeſt Falſches dir auf falſche Bildung ein; Nie, o Verbildeter, wirſt du gebildet ſein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0198" n="188"/> <div n="2"> <head>75.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wanns an zu daͤmmern faͤngt, ſo iſt der Tag nicht ferne;</l><lb/> <l>Des troͤſt' ich mich, wann ich was ſchwerbegriffnes lerne.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nur eines iſt, woran mein Unmuth oft erlag:</l><lb/> <l>Daß nach der Daͤmmerung kommt ein ſo grauer Tag.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>76.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Gar viel belohnt die Muͤh nicht, es gelernt zu haben,</l><lb/> <l>Wenn wir zur eignen Luſt uns nicht die Muͤhe gaben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Oft lohnet nicht das Ziel des Wegs Zuruͤckelegung,</l><lb/> <l>Doch der Spaziergang dient zu unſerer Bewegung.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>77.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer noch nichts rechtes iſt, kann noch was rechtes werden;</l><lb/> <l>Doch ein verkehrter wird ſich niemals recht geberden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du bildeſt Falſches dir auf falſche Bildung ein;</l><lb/> <l>Nie, o Verbildeter, wirſt du gebildet ſein.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [188/0198]
75.
Wanns an zu daͤmmern faͤngt, ſo iſt der Tag nicht ferne;
Des troͤſt' ich mich, wann ich was ſchwerbegriffnes lerne.
Nur eines iſt, woran mein Unmuth oft erlag:
Daß nach der Daͤmmerung kommt ein ſo grauer Tag.
76.
Gar viel belohnt die Muͤh nicht, es gelernt zu haben,
Wenn wir zur eignen Luſt uns nicht die Muͤhe gaben.
Oft lohnet nicht das Ziel des Wegs Zuruͤckelegung,
Doch der Spaziergang dient zu unſerer Bewegung.
77.
Wer noch nichts rechtes iſt, kann noch was rechtes werden;
Doch ein verkehrter wird ſich niemals recht geberden.
Du bildeſt Falſches dir auf falſche Bildung ein;
Nie, o Verbildeter, wirſt du gebildet ſein.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/198>, abgerufen am 25.07.2024. |