Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.35. Du sollst den Stand, auf dem du stehest, nicht verkennen, Vom Ird'schen Ewiges nicht eigenmächtig trennen. Zu beiden bist du da, der Erde Kampf zu streiten, Und dich zum Frieden vor des Himmels zu bereiten. Wer feige Frieden nur sucht für sein eigen Theil, Wird zum Verräther an der Welt gemeinem Heil. Zu fördern Menschenglück mit aller Kraft hienieden, Kein Opfer ist zu groß, als nur der Seele Frieden. Doch laß von keiner Macht, von keinem Ruhm dich zwingen, Von keiner Liebe selbst, dis Opfer ihr zu bringen. Das ist nicht Eigensucht, noch schwerer Pflichten Scheue, Es ist die deinem Ich, dem ew'gen, schuld'ge Treue. 35. Du ſollſt den Stand, auf dem du ſteheſt, nicht verkennen, Vom Ird'ſchen Ewiges nicht eigenmaͤchtig trennen. Zu beiden biſt du da, der Erde Kampf zu ſtreiten, Und dich zum Frieden vor des Himmels zu bereiten. Wer feige Frieden nur ſucht fuͤr ſein eigen Theil, Wird zum Verraͤther an der Welt gemeinem Heil. Zu foͤrdern Menſchengluͤck mit aller Kraft hienieden, Kein Opfer iſt zu groß, als nur der Seele Frieden. Doch laß von keiner Macht, von keinem Ruhm dich zwingen, Von keiner Liebe ſelbſt, dis Opfer ihr zu bringen. Das iſt nicht Eigenſucht, noch ſchwerer Pflichten Scheue, Es iſt die deinem Ich, dem ew'gen, ſchuld'ge Treue. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0138" n="128"/> <div n="2"> <head>35.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du ſollſt den Stand, auf dem du ſteheſt, nicht verkennen,</l><lb/> <l>Vom Ird'ſchen Ewiges nicht eigenmaͤchtig trennen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Zu beiden biſt du da, der Erde Kampf zu ſtreiten,</l><lb/> <l>Und dich zum Frieden vor des Himmels zu bereiten.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wer feige Frieden nur ſucht fuͤr ſein eigen Theil,</l><lb/> <l>Wird zum Verraͤther an der Welt gemeinem Heil.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Zu foͤrdern Menſchengluͤck mit aller Kraft hienieden,</l><lb/> <l>Kein Opfer iſt zu groß, als nur der Seele Frieden.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Doch laß von keiner Macht, von keinem Ruhm dich zwingen,</l><lb/> <l>Von keiner Liebe ſelbſt, dis Opfer ihr zu bringen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Das iſt nicht Eigenſucht, noch ſchwerer Pflichten Scheue,</l><lb/> <l>Es iſt die deinem Ich, dem ew'gen, ſchuld'ge Treue.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [128/0138]
35.
Du ſollſt den Stand, auf dem du ſteheſt, nicht verkennen,
Vom Ird'ſchen Ewiges nicht eigenmaͤchtig trennen.
Zu beiden biſt du da, der Erde Kampf zu ſtreiten,
Und dich zum Frieden vor des Himmels zu bereiten.
Wer feige Frieden nur ſucht fuͤr ſein eigen Theil,
Wird zum Verraͤther an der Welt gemeinem Heil.
Zu foͤrdern Menſchengluͤck mit aller Kraft hienieden,
Kein Opfer iſt zu groß, als nur der Seele Frieden.
Doch laß von keiner Macht, von keinem Ruhm dich zwingen,
Von keiner Liebe ſelbſt, dis Opfer ihr zu bringen.
Das iſt nicht Eigenſucht, noch ſchwerer Pflichten Scheue,
Es iſt die deinem Ich, dem ew'gen, ſchuld'ge Treue.
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